Gehzeit beim Wandern berechnen: So funktioniert es
Wie kommen beim Wandern eigentlich die Zeitangaben auf Wegschildern zustande, die sich oft an Tourenausgangspunkten finden? Welche Möglichkeiten gibt es, um die Gehzeit bei Bergtouren zu berechnen? Wir liefern die Antworten.
Jeder Wanderer kennt es: Nicht immer deckt sich die tatsächliche Gehzeit bei Wandertouren mit der Zahl, die am Wander-Ausgangspunkt auf dem Wegschild steht. Mal sind die angeschriebenen fünf Stunden Gehzeit zum Gipfel schon in drei Stunden bewältigt. Oder das genaue Gegenteil ist der Fall und eine Wanderung, die mit gemütlichen zwei Stunden Gehzeit angeschrieben ist, dauert drei Stunden oder noch länger.
Wer schon einmal in so einer Situation war, hat sich mit Sicherheit schon einmal gefragt, wie die Gehzeit beim Wandern eigentlich berechnet wird. Wer die Antwort kennt, kann nicht nur seine Wander-Gruppe mit nützlichem Wissen unterhalten – auch für die Tourenplanung ist dieses Know-How hilfreich.
Insbesondere bei Wanderungen in unbekannte Gebiete ist es überaus ratsam, wenn man weiß, wie lange man unterwegs ist. Wie das funktioniert und wie man die Gehzeit ganz einfach selbst berechnen kann, verraten wir hier.
Wie wird Gehzeit beim Wandern berechnet?
Im Alpenraum haben sich zwei Modelle zur Berechnung der Gehzeit etabliert. Die Alpenvereine in Deutschland und Österreich setzen auf die DIN 33466 als Berechnungsgrundlage. Diese hält fest, dass ein durchschnittlicher Wanderer pro Stunde
- 300 Höhenmeter im Aufstieg,
- 500 Höhenmeter im Abstieg und
- 4 Kilometer Horizontalentfernung
zurücklegen kann.
Die tatsächliche Gehzeit wird berechnet, indem man zunächst die beiden Gehzeiten (für die Höhendifferenz und für die Horizontalentfernung) separat berechnet. Der kleinere Wert der beiden Zahlen wird anschließend halbiert und zum zweiten Wert dazugerechnet.
Gehzeit beim Wandern: Ein konkretes Beispiel
Unsere Beispiel-Tour hat 1200 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und ist 12 Kilometer lang. Daraus ergeben sich 4 Stunden für den Aufstieg und ca. 2:20 Stunden für den Abstieg, was in Summe 6:20 Stunden für die Bewältigung der Höhendifferenz ergibt.
Dazu kommen 3 Stunden für die Überwindung der Horizontalentfernung. Da dies der kleinere Wert ist, wird allerdings nur die Hälfte (1:30 Stunden) zur Gesamtgehzeit dazugezählt.
Nach der Alpenvereinsformel würde diese Tour demnach rund 7:50 Stunden in Anspruch nehmen. Hierbei handelt es sich allerdings um die reine Gehzeit. Trinkpausen oder der Gipfelaufenthalt sind noch nicht mit einberechnet und müssen noch zusätzlich eingeplant werden. Des Weiteren lohnt es sich, auch für unvorhergesehene Ereignisse noch zusätzliche Puffer einzuplanen.
Da es von Person zu Person unterschiedlich ist, wie viele Höhenmeter und welche Distanz sie in einer Stunde bewältigen kann, kann die individuelle Gehzeit auch deutlich länger oder kürzer ausfallen. Alles in allem sollte man aber immer etwas mehr Zeit für Wander- und Bergtouren einplanen.
Mit der richtigen Selbsteinschätzung lässt sich die Formel für die Gehzeit entsprechend anpassen. Der Deutsche Alpenverein stellt mit seinem Gehzeitrechner ein nützliches Tool zur Seite, das bei der Planung hilft.
Wander-Gehzeit: Besonderheiten in der Schweiz
In der Schweiz ist die Berechnung der Gehzeiten akkurater – allerdings auch deutlich komplizierter. Hier kommt beispielsweise eine mathematische Kurve mit einem Polynom 15. Grades zum Einsatz. Auch die Zeiten für Durchschnittswanderer sind in der Schweiz etwas "ambitionierter" festgelegt.
Laut Schweizer Modell legen sie demnach etwa 4,2 Kilometer pro Stunde an Wegstrecke zurück. Für zehn Höhenmeter benötigen Wanderer durchschnittlich eine Minute (bei einer Steigung von weniger als 20 Grad) bzw. zwei Minuten (bei einer Steigung von mehr als 20 Grad).
Man sieht also: Es gibt Formeln und Normen, die schon einen guten Überblick über die Gehzeit beim Wandern bieten. Das eigene Gefühl und eine gesunde Selbsteinschätzung bleiben aber auch weiterhin wichtig bei der Berechnung der Gehzeit. Im Zweifelsfall lohnt es sich, immer etwas mehr Zeit für die Tour einzuplanen. So kommt dann auch die Gipfelbrotzeit nicht zu kurz!