Nachhaltigkeit auf Berghütten: Der Einfluss der Gäste
Mit dem ANAH-Projekt gestaltet die Sektion München des DAV ihre Hütten nachhaltiger. Einen besonders großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit einer Hütte haben die Gäste.
Nicht nur die Stromerzeugung, die Bausubstanz oder die Versorgung mit Lebensmitteln ist entscheidend für den ökologischen Fußabdruck einer Hütte.
Auch Besucher spielen eine zentrale Rolle - denn ohne sie gäbe es gar keine Hütten.
Studie: Mehr Nachhaltigkeit auf Berghütten
All die verschiedenen Faktoren wurden in den letzten zwei Jahren von Experten der Sektion München des DAV und Wissenschaftlerinnen der Universität Innsbruck auf fünf Hütten erforscht.
Ziel des Projekts Alpine Nachhaltigkeit auf Hütten, kurz ANAH, ist ein Leitfaden, der für alle Hütten anwendbar ist. Er soll aufzeigen, worauf Hüttenpächter und Alpenverein zu achten haben.
Berghütten: Mehr Rücksicht auf Natur erforderlich
"Inzwischen gibt es ein viel höheres Bewusstsein für die Natur und Umwelt, vor 50 Jahren war das noch ganz anders", erklärt Roman Ossner, Projektleiter ANAH bei der Sektion München. Allerdings sei auch die Anzahl der Menschen, die in die Berge gehen, extrem gestiegen. "Deshalb muss jeder noch mehr Rücksicht auf die Natur nehmen", mahnt er.
Oftmals stecke in umweltschädlichem Verhalten gar keine böse Absicht. Welcher Tourist denkt beim Bauen eines Steinmandls oder einer Herzform aus Steinen schon daran, dass er dem Almbauern das Leben schwer macht? Trotzdem müssen alle Steine wieder mühsam bei Seite gelegt werden, um die Weideflächen für die Tiere zu erhalten.
DAV: Bergsport und Naturschutzverein
Der DAV sieht sich nicht nur als Bergsport-, sondern auch als Naturschutzverein und versucht daher, die einzigartige Berglandschaft zu erhalten und zu schützen. Deshalb ist es ihm wichtig, Hüttengäste zu sensibilisieren, damit die Auswirkungen des eigenen Handelns bewusst wird.
Dies kann durch Schilder an der Hütte, aber auch durch andere Kommunikations-Maßnahmen passieren. Entscheidend ist dabei aber, dass Infomaterial zielgerichtet zu platzieren, außerdem sollte es auch immer wieder erneuert werden, damit kein Gewohnheitseffekt einsetzt.
Mit Bahn, Bus und Fahrgemeinschaft zum Gipfel
Die größte Stellschraube eines Einzelnen, um nachhaltig in den Bergen unterwegs zu sein, ist die Mobilität. Das 9-Euro-Ticket war eine ideale Möglichkeit, eine nachhaltige Anreise einfach mal auszuprobieren, wenn man bislang hauptsächlich mit dem Auto zum Ausgangspunkt einer Wanderung fährt. Hürden, wie eine eingeschränkte Gepäckmitnahme und feste Abfahrtszeiten bleiben zwar, der finanzielle Aspekt fällt aber weg.
Verteufeln will Ossner das Auto pauschal aber auch nicht. "Wir wissen, dass eine öffentliche Anreise nicht immer funktioniert." Möglich sei dann, verschiedene Verkehrsmittel, wie Auto, Zug und Fahrrad, zu kombinieren, oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Außerdem könne man seine Fahrt auf verschiedenen Plattformen veröffentlichen und vielleicht ja so jemanden mitnehmen.
Ökonomische und soziale Nachhaltigkeit
Beim ANAH-Projekt geht es aber auch um die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. So soll die Wertschöpfung lokal im Tal bleiben. Ganz einfach: Zum Beispiel die Brotzeit nicht schon zuhause kaufen, sondern erst vor Ort. Dadurch haben die Menschen dort Arbeit und ein Einkommen – auch das ist eine Form der Nachhaltigkeit.
Und nicht zu vergessen: Nur so können die ehrenamtlichen Retter der Bergwacht während ihrer Arbeitszeit jederzeit für einen Einsatz zur Verfügung stehen.