Kleines Alm-Glossar für Bergprofis
Auf der Alm begegnen einem nicht nur Schafe, Rinder und Wanderer, sondern auch einige neue Begriffe. Was also heißt es, wenn der Almbauer beim Schwenden das Galtvieh aus den Lägerfluren vertreibt? Unser kleines Alm-Glossar schafft Aufklärung.
Im Sommer gibt es kaum etwas Schöneres, als unterwegs bei einer Alm eine kurze Rast einzulegen und sich mit frischer Buttermilch oder anderen Köstlichkeiten versorgen zu lassen. Doch was meint der Almwirt eigentlich, wenn er ständig vom Schwenden spricht? Und was genau ist Galtvieh? In unserem Glossar fassen wir die kuriosesten, ungewöhnlichsten und wichtigsten Almbegriffe zusammen, damit du beim nächsten Mal auf der Alm noch besser ins Gespräch kommst.
Almabtrieb; der:
Oftmals für Touristen inszenierter »Downhill der Kühe« (PR-Anglizismus) am Ende einer Almsaison. Im Falle des Berchtesgadener Landes teilweise eher eine Almüberfahrt am Königssee.
Besitzverhältnisse, die:
Sind auf der Alm fast so kompliziert wie die Besitzverhältnisse des Münchner Immobilienmarktes. Es gibt unter anderem Berechtigungsalmen (Alm ist heute meist im Eigentum des Freistaates Bayern, auf der sich mehrere Berechtigte die Nutzung teilen, sehr oft im Berchtesgadener Land), Eigentumsalmen (Alm im Grundeigentum, verbreitet im Miesbacher Raum), Gemeinschaftsalmen (jeder Miteigentümer bewirtschaftet einen Teil der Alm) und die Genossenschaftsalmen (typisch für das Werdenfelser Land).
Das Beste: Als Wanderer gehört einem die Alm auch irgendwie. So ein bisschen zumindest.
Bestoß, der:
Der Bestoß kennt zwei verschiedene Bedeutungen:
- Besetzung einer Alm mit Vieh
- Zahl der aufgetriebenen Rinder.
Galtvieh:
Das Galtvieh ist zwar noch feucht hinter den Ohren, gibt als Jungvieh aber keine Milch und wird als galt (trocken) bezeichnet. Dominiert die Almen im Bayerischen Alpenraum. Das Galtvieh kann zwar gleichzeitig ein Pensionsvieh sein, niemals aber eine Milchkuh.
Kaser, der:
In Bayern und Österreich verwendeter Begriff für Almhütte, wobei das Wort nicht etwa von dem darin möglicherweise produzierten Käse stammt, sondern vom lateinischen casa (Haus).
Leger, die:
Bezeichnung für die einzelnen Höhenstufen mancher Weidebetriebe. Diese einzelnen Stufen heißen – je nach Stockwerk – Vor-, Nieder-, Mittel- oder Hochlege.
Lägerfluren, die:
Lagerplätze des Almviehs, auf der dank des Düngeeffekts häufig Pflanzen wie Eisenhut und Alpenampfer wuchern. Oder anders: Vierbeinertoilette, die wortwörtlich ins Kraut schießt.
Lichtweide, die:
Als weitgehend baumfreie Weidefläche die Idealvorstellung des gemeinen Touristen von einer Alm. Dabei schwankt das Verhältnis der Lichtweide- zur baumbestandenen Waldweidefläche stark, zum Beispiel von 5:1 im Hochallgäu bis 1:10 im Werdenfelser Land.
Pensionsvieh, das:
Vieh, dem vom Halter ein Ortswechsel zu einem anderen Betrieb verordnet wird. In diesem Fall genießt das P. gewissermaßen Urlaub auf der Alm statt auf dem Bauernhof. Treibt sich traditionell besonders gerne im Allgäu herum.
Schwenden:
Das zum Almerhalt- oder Wiedergewinn notwendige Aushacken, Abreißen, Niederbrennen, Wegschneiden, Ausgraben, Umholzen, Niedermähen, Umtreten und Fertigmachen des drecksvermaledeiten, hundselendigen, ekelhaft holzigen Pflanzenbewuchses. Kann angeblich selbst bei der bloßen Begriffsbeschreibung zum Tobsuchtsanfall führen.
Schankrecht:
Wie gut, dass es das auf der Alm gibt!
Sennalm:
Alm, auf der auch Alpkäse hergestellt wird. Vorherrschend sind im Almgebiet daher Milchkühe. Unumstrittener Chef – aber nicht Eigentümer – solcher Sennalmen ist der Senn. Hat der Senn keine Milchkühe und daher keine Sennalm zu betreuen, wird er als Hirte, Halter, Ochsner oder Almer bezeichnet. Während die Sennalm in Oberbayern beinahe ausgestorben ist, gibt es im Allgäu noch 50 Sennalpen.
Sünde:
Gibt’s nicht auf der Alm. Wer’s glaubt, ist ein Galtvieh.
Viehgangeln:
Kleine Treppen, die durch hangparalleles Marschieren des Viehs an steileren Almflächen entstehen. Weil auch das Rindvieh ein fauler Hund ist, werden einmal ausgeprägte Gangeln immer wieder genutzt – bis dass die Erosion sie abträgt.