Tourenplanung: So bereitest du dich auf deine nächste Bergtour vor
Gute Tourenplanung macht nicht nur Vorfreude, sondern erhöht vor allem die Sicherheit am Berg. Wie du dich auf deine nächste Wanderung oder Klettertour am besten vorbereitest, erfährst du hier.
Auf Planet Outdoor findest du tausende hochwertige Touren in den Bayerischen Hausbergen, den Alpen und in ganz Europa. Außerdem gibt es unzählige Tourenbeschreibungen auf anderen Portalen, in Foren, auf Blogs und Wanderführern.
Nie war es einfacher, eine Wanderung zu planen – könnte man meinen. Denn zu einer guten Tourenplanung gehört mehr als eine Beschreibung samt hübscher Bilder anzuschauen und vielleicht noch einen GPS-Track auf dein Handy zu laden. Die Unternehmung muss auf dein eigenes Können und die (Wetter-)Verhältnisse abgstimmt sein.
Tourenplanung für mehr Sicherheit am Berg: Die wichtigsten Informationen im Überblick
- Was sind Blockierungen am Berg?
- Was ist die Bergwandercard und was bringt sie mir?
- Wie berechne ich die Gehzeiten beim Wandern?
- Wie plane ich Bergtouren zeitlich?
- Wie wird das Wetter in den Bergen?
- Wie sind die aktuellen Bedingungen?
- Was sollte in meinen Rucksack für Wanderungen oder Klettertouren?
Bergrettung: Immer mehr fehlende Erfahrung und schlechte Planung
Dass die richtige Einschätzung nicht immer gelingt, zeigen die Bergunfallstatistiken. Im Sommer 2021 musste die Bergwacht Bayern beispielsweise 468 unverletzte Personen retten, die sich verstiegen hatten, psychisch oder konditionell überfordert oder in schlechtes Wetter geraten waren.
"Die sogenannten Blockierungen gehen oft auf fehlende Erfahrung, schlechte Planung und falsche Selbsteinschätzung zurück", sagt Julia Janotte von der DAV-Sicherheitsforschung (SiFo).
Bergwandercard: Tool zur Selbsteinschätzung beim Wandern
Weil das mit der Selbsteinschätzung nicht so einfach ist – 2005 zeigte eine Studie, dass 39 Prozent der Bergsportler:innen eine Tour wählten, der sie konditionell oder bezüglich Trittsicherheit nicht gewachsen waren – hat die SiFo ein Hilfsmittel entwickelt: die Bergwandercard. Sie hilft mit je fünf Fragen, Kondition und Trittsicherheit einzuschätzen und gibt Empfehlungen, wie lang und schwierig Touren für die jeweilige Person sein dürfen.
Gerade, wenn du noch nicht so oft in den Bergen unterwegs warst, kann dies eine wertvolle Hilfe sein. Aber auch als erfahrener Bergfex solltest du ehrlich zu dir selbst sein: Ist meine Kondition wirklich so gut wie am Ende des letztes Bergurlaubs? Bin ich am Anfang der Saison vielleicht etwas weniger trittsicher und muss ich mich erst wieder langsam an ausgesetztes Gelände und Kraxelpassagen herantasten?
So kannst du deine Gehzeit beim Wandern berechnen
Wenn du weiß, wo du aktuell stehst, geht es an die konkrete Planung. Hierbei helfen Beschreibungen, die Informationen über Wegbeschaffenheit, Höhenmeter und Dauer geben. Besonders bei persönlichen Tourenberichten ist ein kritischer Blick auf die angegebene Schwierigkeit und Gehzeit gefragt.
Bei der Einschätzung von Berichten sowie bei der selbstständigen Planung einer Route mithilfe der Karte die allgemeine Faustregel zur Berechnung der Gehzeit. Geübten wird dies recht lang vorkommen, allerdings ist es immer besser, sich nach oben zu verschätzen, um noch einen Puffer zu haben. Erfahrungsgemäß steigert sich die Gehzeit mit der Gruppengröße. In einer größeren Gruppe dauert einfach alles länger, vor allem wenn schwierige Stellen zu bewältigten sind.
Gefahren im Gebirge: Der kritische Faktor Zeit
Zum Zeitmanagement gehört auch ein ungefährer Plan, wann welcher Punkt erreicht sein sollte. Hierbei kann es Sinn machen, "von hinten" zu planen. Um wie viel Uhr wird es dunkel? Wann fährt die letzte Bahn? Wann gibt es Abendessen auf der Hütte? So lässt sich die Startzeit festlegen – und eine Uhrzeit, zu der man umdrehen beziehungsweise eine Alternative wählen muss.
Insbesondere bei anspruchsvollen Touren sollte man sich vorher gut über Schlüsselstellen informieren und Uhrzeiten festlegen, zu denen diese erreicht sein sollten. Ist die Zeit zu weit fortgeschritten, drehst du besser schon vor der schwierigen Stelle um als mittendrin, denn rauf geht es in der Regel einfacher als runter.
Bergwetter: Wie wird das Wetter im Gebirge?
Zuletzt ist das Abrufen des Bergwetterberichts, besser noch das Vergleichen verschiedener Wetterberichte, wichtiger Teil der Tourenplanung. Dabei solltest du dich nicht von milden Temperaturen im Tal täuschen lassen. Alle hundert Höhenmeter wird es um 0,6 Grad kälter, nicht zu unterschätzen ist außerdem der Windchill-Effekt. Durchnässt und erschöpft, kann es sogar bei Plusgraden zur Unterkühlung kommen! An heiklen Tagen planst du daher besser größere zeitliche und technisch-konditionelle Reserven ein.
Außerdem werden die Umkehrzeiten und -punkte noch wichtiger, um nicht an einem exponierten Grat in ein Gewitter, im steilen Schrofen- oder Grasgelände in Starkregen oder auf einem Gletscher in Nebel zu kommen.
Aber auch gutes Wetter hat seine Tücken. Ist es heiß, brauchst du mehr Wasser sowie einen Sonnenschutz, in der Mittagshitze solltest du Südhänge meiden.
Aktuelle Bedingungen in den Bergen
Da das Wetter gerade im Gebirge kleinräumig unterschiedlich sein kann, musst du deine Planung mit den realen Bedingungen vor Ort abgleichen – am Ausgangspunkt und vor den Schlüsselstellen. Ziehen Gewitterwolken auf? Sind entscheidende Stellen nass und rutschig oder vereist? Gibt es mehr Altschneefelder als erwartet?
Aber auch die persönlichen Faktoren sind abzufragen: Sind alle Gruppenmitglieder so fit wie erwartet? Hat jemand einen schlechten Tag? Vielleicht schon Kopfweh oder Kreislaufprobleme von der Hitze?
Das gehört unbedingt in den Rucksack beim Wandern in den Bergen
Damit nicht etwa die Ausrüstung zum Verhängnis wird, gehört nur notwendiges in den Rucksack. Neben jahreszeitgemäßer Kleidung, ausreichend Essen und Trinken sind das ein Handy (mit Offlinekarte und vollem Akku), Papierkarte, Biwaksack und Erste-Hilfe-Set.
Wobei man letztere Gegenstände innerhalb der Gruppe aufteilen kann. Gerade wenn die Tage noch nicht so lang sind, schadet auch eine Stirnlampe nicht. Diese sowie die Notfallausrüstung benötigt man im Idealfall aber gar nicht, da die ordentliche Tourenplanung perfekt aufgegangen ist.