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Rucksack für Mehrtagestouren im Test

Mehrtagesrucksäcke im Test. Zwölf Rucksäcke mit einem Fassungsvermögen um 50 Liter für Mehrtage-Touren in den Alpen wurden getestet. Worauf die Tester dabei geachtet haben verraten sie hier...

Titelbild Mehrtagesrucksäcke
Mit den sieben Sachen auf dem Rücken ab in die große Freiheit.© EVERST - stock.adobe.com

Die Einsatzbereiche des vorgestellten Rucksack-Typus Mehrtage-Rucksäcke unterscheiden sich erheblich – je nach Konstruktion und ihrer Effizienz. Die meisten großen Markenhersteller bieten ihre Rucksäcke auch als Damenmodelle an. Sie sind gekennzeichnet durch eine andere Geometrie und eine dickere Polsterung (SL-Zusatz bei Deuter). Manche Marken haben sogar eine komplette Damenkollektion im Sortiment (z. B. Vaude, Tatonka).

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Großes Volumen, hohes Gewicht?

Das Packvolumen der vorgestellten Mehrtagerucksäcke liegt zwischen 40 und 60 Litern. Größere Volumina sind nur bei längerem Trekking für die Zeltausrüstung oder auf Expedition sinnvoll und geringere können zu Packproblemen führen. Deshalb finden sich in der Übersicht viele 50+10-Liter-Rucksäcke: mit einem an Riemen ausziehbarem Deckel und verlängerbarem Hauptfach sind sie extrem variabel (v. a. Millet).

Auffällig ist allerdings, dass die Ausziehgröße in der Praxis meist kleiner ausfällt. Volumen und Gewicht hängen bei diesem Rucksacktyp nicht zusammen. So variiert letzteres zwischen superleichten anderthalb (Osprey) und über zwei (Trekkingrucksack Tatonka 2,7 kg) Kilogramm.

Verschlusssache und Typfrage

Am einfachsten wären Rucksäcke mit nur einer Schnalle am Deckel zu verschließen. Dennoch findet sich diese Bauweise in unserer Übersicht so gut wie gar nicht (außer Mammut). Woran liegt’s? Erstens lässt sich mit einer Zentralschnalle zwischen Packsack (»Hauptfach«) und Deckel untergeschobene Kleidung oder Ausrüstung nicht verlässlich sichern und zweitens kann der Deckel bei ausgezogenem Packsack leichter wieder seitlich von diesem herunterrutschen.

Mehrtagerucksäcke sind daher meist immer Zweischnaller in Sackform (»Toploader«). Oftmals mit einem komplett abnehmbaren Deckel. Eine Ausnahme bildet einzig der kofferartige Rucksack (»Frontloader«) von Ortovox. Man erkennt seinen Haupteinsatzbereich als Mehrtage-Skitourenrucksack am Reißverschluss (RV) und dem zusätzlichen Rückeingriff.

Tragen und Polster

Das Tragesystem eines Rucksacks besteht aus Hüft- und Schultergurt sowie einem Brustriemen zur optimalen Führung der Schultergurte. Trekking­rucksäcke lasten gewöhnlich auf den Hüften (z. B. Northland) bzw. dem Beckenkamm, während die Last bei einigen Hochtouren-Modellen eher zwischen Hüft- und Schultergurt verteilt ist (z. B. Vaude). Millet hängt Schulter- und Hüftgurt sogar drehbar auf, sodass der Rucksack auch beim Gehen immer gerade ausgerichtet ist. Wer viel Wert auf Komfort legt, sollte beachten, dass besonders dick gepolsterte Schultergurte zu Bewegungseinschränkungen der Arme führen (v. a. Berghaus).

A propos Polsterung: Hüft- und Schultergurte sind meist in gleicher Weise aufgebaut. Sie bestehen entweder aus Mesh (Schaumstoff mit Porentextil-Überzug), das bei komfortabel dicker Polsterung leider schnell zum Schwitzen unter den Auflageflächen führt (v. a. Millet). Oder sie sind aus textilüberzogenem, schweißabweisendem, mehr (Mammut) oder weniger (Ortovox) hartem Schaumstoff.

Bei Trekkingrucksäcken ist Mesh Standard; Hartschaum kommt nur bei Winter- und Hochtourenrucksäcken vor, da es auf Dauer weniger komfortabel ist. Es geht aber auch weniger klobig. Rucksäcke mit extrem luftigem und dünnem Lochschaumstoff (Osprey, Marmot) oder mit Airmesh (innen Fasern statt Schaumstoff; Gregory) bieten höchsten Komfort und sind hochtourentauglich – trotz »windigen« Aussehens. Bei vielen vorgestellten Modellen lässt sich der Hüftgurt zur Gewichtsersparnis oder besseren Beweglichkeit beim Klettern abnehmen (mühsam bis auf Vaude und Northland).

Ein schöner Rücken …

… eines Rucksacks dieser Marktübersicht besitzt entweder ein Alu- oder ein leichteres Drahtgestell, das bei manchen Modellen zur Gewichtsersparnis auch herausgezogen werden kann (Marmot, Northland, Deuter). Beide Gestellarten sind mit einer stabilisierenden und gegen den Sackinhalt schützenden Kunststoffplatte ausgestattet. Alternativ wird auch eine feste Formplatte verwendet (Vaude, Millet).

Wer seinen Rucksack im Winter und auf Hochtouren verwenden möchte, sollten darauf achten, dass er leicht konkav geformt ist, um einerseits ein Krümmen des Rückens beim Steigen oder Klettern, andererseits die Lüftung bei aufrechtem Gehen zu ermöglichen. Denn das Gestell passt sich leider nicht der Körperhaltung an (außer Flexplatte von Ortovox). Berghaus und Millet hingegen behindern mit der Form eine gekrümmte Haltung.

Sofern der Rücken und nicht nur das Tragesystem gepolstert ist (wie bei längenverstellbaren Modellen), eignet sich druckresistentes 3D-Mesh (z. B. McKinley) oder 3D-Hartschaum (Mammut) am besten, da sich hiermit gut Lüftungskanäle formen lassen. Seitliche Meshpolster dienen neben der Auflage am Rücken auch der Verbesserung des Seitenhalts (z. B. Ortovox, Tatonka); sie kommen aber bei Deuter wegen der stark konkaven Rückenkrümmung nicht zur Wirkung. Mesh- oder Airmesh-Pads (Vaude bzw. Marmot) dienen eher dem Abstandhalten vom Textilrücken als der Lüftung.

Stau im Fach?

Den Seitenhalt beeinträchtigen kann auch das Hauptfach eines Rucksacks durch seine Fliehkraft beim Drehen. Deshalb sollten Hochtourenrucksäcke etwas schlanker geschnitten sein als »fülligere« Trekkingrucksäcke. Für eventuell benötigtes Zusatzvolumen sind alle Hauptfächer verlängerbar, wobei nur wenige Modelle diese dann effektiv vor Nässe schützen (Gregory, Deuter, Marmot).

Das Deckelfach ist meist erfreulich groß und wird normalerweise durch ein nur von innen zugängliches Wertfach ergänzt (Netzstoff lässt erkennen, wo was ist). Diese Merkmale besitzt der kofferartige RV-Rucksack von Ortovox leider nicht. Bei ihm staffeln sich drei Fächer voreinander in abnehmender Größe. Auch andere Rucksäcke besitzen eine vielseitige Fronttasche (z. B. Tatonka) oder zusätzlich ein sinnvolles Fotofach am Hüftgurt (z. B. Gregory).

Kompression, Befestigungen und Extras

Alle Mehrtagerucksäcke besitzen zwei Paar seitlicher Kompressionsriemen (manche mit Skischlaufen: Deuter, Ortovox, Vaude). Normalerweise mit Schnallen zur Öffnung bei seitlicher Unterbringung der Ausrüstung. Während Ortovox mit einem Riemenpaar auskommt, besitzen alle Hochtouren- und einige Trekkingrucksäcke sogar eine zusätzliche Kompression unter dem Deckel, die auch zur Seilfixierung über dem Hauptfach dient.

Die häufig auszippbaren Bodenfächer sind ebenfalls komprimierbar. Alle Kompressionen funktionieren gut: Über mögliche Fliehkräfte entscheidet eher die Fom des Packsacks und des Gestells. Standard bei weiteren externen Befestigungen sind zwei Eisbeilhalter (ein Pickelhalter McKinley, Millet), verschiedenste Befestigungsoptionen und teils Karabiner-, Helm- oder Steigeisenfixierungen.

Standard-Extras sind Schlüsselclip im Deckel, Signalpfeife am Brustriemen, Eingriff ins Hauptfach von außen und eine Regenhülle bei Trekkingrucksäcken. Leider zu selten zu finden sind Anleitungen für die Rucksackbedienung (nur bei Osprey, Vaude, Deuter). Außerdem gibt es Notsignalanweisungen, Frontgriffe zum Tragen im Lager und eine Integration in den Klettergurt (Vaude).

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