Nördlinger Hütte: Seit 125 Jahren Logenplatz im Karwendel
Die höchstgelegene Berghütte des Karwendels bietet eine urige Atmosphäre und bestes Essen. Hier findest du alle wichtigen Infos zur Hütte und die beste Touren.
Weder Sauna noch Suiten: Die Nördlinger Hütte hat ihren ursprünglichen Charakter behalten. Einfach, gemütlich, mit Atmosphäre, eine richtige Hütte eben!
Hoch über dem Seefelder Plateau trohnt die Berghütte im Karwendelgebirge. Hier findest du alle Infos zur Nördlinger Hütte und ein umfassendes Porträt über den Hüttenwirt, der ursprünglich aus der Spitzengastronomie kommt.
Nördlinger Hütte: Alles Wissenswerte zur Berghütte im Karwendel im Überblick
- Alle Daten und Fakten zur Nördlinger Hütte
- Haubenküche und Trinkwasserversorgung: Die Hütte und ihr Wirt im Porträt
- Touren rund um die Nördlinger Hütte
Alle Daten und Fakten zur Nördlinger Hütte
- Lage: Die höchstgelegene Hütte des Karwendels liegt im Westen dieses Gebirges, auf einem aussichtsreichen Kamm 140 Höhenmeter unter dem Gipfel der Reither Spitze. Talorte sind Reith und Seefeld in Tirol.
- Eigentümer: Sektion Nördlingen
- Hüttenwirt: Tobias Müller
- Erbaut: 1898, Einweihung des Neubaus 1981
- Kapazität: 25 Betten, 30 Matratzenlager
- Geöffnet: Anfang Juni bis Ende September
- Zustieg: Am schnellsten ist die Hütte mit den Seefelder Bergbahnen zu erreichen (¾ Std. ab Bergstation am Härmelekopf). Von Seefeld führt der Anstieg über die Reitherjochalm zur Hütte (3 Std.) und von Reith über den Schoaßgrat (3 ½ Std.). Ein langer, aber landschaftlich eindrucksvoller Weg führt von Gießenbach auf einem Almfahrweg zur Eppzirler Alm (auch mit Rad möglich) und über den Ursprungsattel zur Hütte (6 Std.).
- Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 5/1 Karwendelgebirge West
Nördlinger Hütte: Hüttenwirt Tobias Müller im Porträt
Das Messer klopft einen schnellen, gleichmäßigen Rhythmus auf das Schneidebrett. Mit routinierten Handgriffen hackt Tobias Müller Zwiebeln, zerkleinert Gemüse, schwenkt eine große Pfanne. In der Küche ist der Wirt der Nördlinger Hütte in seinem Element. Viele Jahre kochte er in der Haubengastronomie. Sein beruflicher Weg führte ihn in die USA, die Schweiz, nach Österreich und Südtirol. Doch der stressige Job in der Gastronomie brachte ihn an seine Grenzen. Er stieg aus. Seit 2017 ist die Hütte im Karwendel sein zweites Zuhause. Aus dem Haubenkoch wurde ein Hüttenwirt. Für den gebürtigen Allgäuer war es ein Sprung ins kalte Wasser. Vieles war neu, die Versorgung aufwändig, die Erfordernisse einer Hüttenküche ganz anders als im Tal.
Seine Begeisterung fürs Kochen und für gutes Essen sind geblieben. Seine Gäste profitieren von mancher Finesse aus der Haubenküche. Für ihn sei die Hütte ein Glücksfall, sagt er heute und schwärmt von ihrer Lage und den immer wieder neuen Lichtstimmungen, die er hier oben erlebt.
Am Südkamm der Reither Spitze, hoch über dem Seefelder Plateau
Ein Glücksfall ist die Hütte auch für die Sektion Nördlingen. Ihre Vorstände hatten bei der Wahl des Standorts ein gutes Händchen. Exponiert thront ihr Haus am Südkamm der Reither Spitze, hoch über dem Seefelder Plateau.
Der Tiroler Maurermeister Andrä Höss errichtete damals einen kleinen Holzbau mit Gaststube, Küche und Heulager unter dem Dach. Von der "Urhütte" ist nur der privilegierte Standort geblieben. Sie genügte den Anforderungen an einen Hüttenbetrieb nicht mehr und wurde durch einen Neubau ersetzt, den die Nördlinger 1981 einweihen konnten.
Beste Ausblicke ins Karwendel, Inntal und zur Zugspitze
Die Ausblicke von der Hütte könnten kaum kontrastreicher sein. Das Schutzhaus hat die bizarre Felsenwelt des Karwendels im Rücken – schroff, wild und einsam. Von der Hüttenterrasse wandert der Blick über das Inntal mit seiner Geschäftigkeit und weiter zu den Bergen rund um den Arlberg in der Ferne.
Wer, an die geschindelte Hüttenwand gelehnt, den Sonnenuntergang auf sich wirken lässt, erlebt ganz großes Bergkino. Schaut zu, wie sich die Sonne den Graten des Wettersteins nähert und schließlich langsam, wie in Zeitlupe, hinter den Felsklotz der Zugspitze fällt. Folgt der Gipfellinie am Horizont, die sich wie ein schwarzer Scherenschnitt vom Himmel abhebt. Staunt über das letzte, rosafarbene Sonnenlicht auf den Stubaier Gletscherflanken und über die Lichtpunkte im Tal, die in der Dämmerung abstrakte Muster formen.
Update der Nördlinger Hütte: Trinkwasser, Strom und Glasfaser
In den vergangenen Jahren hat sich auf der Nördlinger Hütte einiges getan. Am Kamm unter der Reither Spitze ist Wasser ein knappes Gut. In den ersten Jahren seiner Zeit als Hüttenwirt musste Tobias Müller jeden Liter Trinkwasser mit der Materialseilbahn aus dem Tal heraufbefördern. Regen- und Schmelzwasser sammelte er in Containern.
Im Jahr 2020 erhielt die Versorgungstechnik der Hütte ein umfangreiches Update, mit neuen Leitungen für Wasser und Abwasserentsorgung, Strom, Gas und Glasfaser für das Internet. Dafür musste ein gut drei Kilometer langer Graben ins Tal gezogen werden, ein aufwändiges Projekt. Das höchstgelegene Schutzhaus im Karwendel ist nun für die Zukunft gerüstet. "Wir gehören ein bisschen zu den Pionieren", freut sich der Hüttenwirt.
Wellnessbereich und Suiten auf der Berghütte?
Er begrüßt eine Gruppe von Neuankömmlingen. Augenzwinkernd zeigt er ihnen den Wellnessbereich und ihre Suite "ohne Balkon, aber mit Talblick". Erstaunen bei seinen Gästen, das sich in fröhliches Lachen verwandelt, als der Hüttenwirt sie aufklärt: "Toiletten und Mehrbettzimmer."
Weder Sauna noch Suiten: Die Nördlinger Hütte hat ihren ursprünglichen Charakter behalten. Einfach, gemütlich, mit Atmosphäre, eine richtige Hütte eben. Daran hat auch die Nähe zu den Seefelder Bergbahnen und der rege Betrieb an Tagesgästen nichts geändert. Aus der Hüttenküche duftet es nach karamellisiertem Zucker, Zimt und auch ein bisschen nach Rum. Flammen züngeln in einer Pfanne mit goldgelbem Teig. Auf der Nördlinger Hütte wird der Kaiserschmarrn flambiert. Damit kann Küchenchef Tobias Müller seine Gäste glücklich machen – für ihn als Koch das größte Geschenk.
Wanderungen und Klettersteige an und um die Nördlinger Hütte
Eine Spezialität der Nördlinger Hütte sind aussichtsreiche Höhenwege. Der Freiungen-Höhenweg hinüber zum Solsteinhaus ist eine der lohnendsten Panoramatouren im Karwendel. Hoch über dem Inntal schlängelt er sich vorbei an felsigen Zähnen, Zacken und Nadeln, von der Erosion zu skurrilen Gebilden geformt.
Alle Infos zur Tour und den GPX-Track zum Freiungen-Höhenweg findest du hier.
Von der Nördlinger Hütte aus kannst du über einen eher kurzen, aber etwas ausgesetzten Weg außerdem noch den "Hausberg" der Hütte besteigen. Mit 2374 Metern ist die Reither Spitze auf jeden Fall ein lohnendes Ziel!
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