Wandern im Allgäu: Über den Hindelanger Klettersteig
Felsen-Feeling mit großem Finale. Der Große Daumen als höchster Gipfel der Daumengruppe bietet eine klasse Aussicht auf den Allgäuer Hauptkamm und die steilen Grasflanken von Höfats und Hochvogel. Er ist der höchste vollkommen auf deutschem Boden stehende Gipfel der Allgäuer Alpen. Am spektakulärsten erklimmt man den Gipfel über den Hindelanger Klettersteig.
Diese ziemlich schwierige Kammüberschreitung erfordert eine tadellose Kondition sowie den souveränen Umgang mit Kletterfelsen auch ohne Drahtseil.
Außerdem kann an manchen Tagen der Andrang der Klettersteiganwärter sehr groß sein – und manch einer ist mit der Kraxelei dann auch überfordert, sodass der im Stau stehende Bergsteiger seine Geduld arg strapaziert sieht, zumal bis zum Gipfel genug Zeit eingeplant sein will.
Am Hindelanger Klettersteig
Trotzdem ist diese Klettersteigtour in einer reizvollen Umgebung und mit hervorragendem Fels eine der schönsten ihrer Art im Allgäu – oft brechen die Felsenwände steil und bis zu 1000 Meter senkrecht ab.
Nach der Auffahrt mit der Nebelhornbahn bis zum gleichnamigen Gipfel legen wir direkt das Klettersteigset an – und das Herz klopft, ist der "Hindelanger" doch ein recht anspruchsvoller Gratweg.
Doch zunächst steigen wir gemütlich etwas ab und erreichen bald einen ersten Gratkopf und wenig später die erste Leiter. Dann geht’s zur Sache, denn nach diesem ersten Aufschwung bieten Drahtseile, weitere steile Leitern, Eisenstifte und Gehgelände eine spannende Abwechslung.
Zum Westlichen Wengenkopf
Und auch bei den Gehpassagen gilt: Augen auf, denn das teils erdige Grasgelände ist zwar technisch einfach, kann aber gerade bei Nässe recht unangenehm werden!Nach etwas mehr als einer Stunde stehen wir auf dem Westlichen Wengenkopf (2235 m).
Der Gipfel gewährt uns eine wunderschöne Aussicht auf den Großen Daumen und den noch vor uns liegenden Grat. Aber hier am Gipfel ist erst ein kleines Stück des Gesamtwegs geschafft, und uns bleibt nur ein kurzes Durchschnaufen, bis es wieder weitergeht.
Zum Östlichen Wengenkopf
In schönster Kletterei im besten Fels überwinden wir einige Felsköpfe und kommen zur tiefsten Einsattelung zwischen den Wengenköpfen. Wird einem die Kraxelei im Auf und Ab am Grat zu anstrengend oder spielt das Wetter nicht mit, kann man hier bequem über einen Notabstieg zum Wanderweg am Koblat gelangen.
Bei bestem Wetter lassen wir diese Stelle aber getrost hinter uns. Eine weitere Leiter führt uns zu einem längeren Gratstück, und schließlich erreichen wir den zweiten Notabstieg. Über eine spektakulär lange Leiter geht es wieder hinauf zum Grat, dem wir zu unserem zweiten kleinen Gipfel folgen, dem Östlichen Wengenkopf (2206 m).
Diesmal nehmen wir uns ein wenig Zeit und schauen nicht nur in die Ferne, denn von weiter unten grüßen die wunderschön gelegenen "Bergaugen" Laufbichlsee und Koblatsee herauf.
Auf den Großen Daumen
Fürs Erste genug geschaut, geht es nun wieder ans Handfeste – dieses Mal zunächst im Abwärtsgang. Nach einem längeren Abstieg am Grat stehen wir dann vor dem Aufschwung an den "Zwiebelsträngen" und turnen nun in ständigem Auf und Ab weiter, bis uns endlich eine letzte Leiter in den Sattel vor einem Felsturm bringt, den wir mithilfe von Drahtseilen überwinden. Bravo, das Klettergelände ist geschafft, jetzt kommt der leichteste Teil!
Am Wiesensattel zieht von rechts der Wanderweg vom Koblat herauf. Diesen ignorieren wir jetzt erst mal noch, denn unser Ziel ist der Gipfel, und daher spazieren wir im leichten Wandergelände in etwa einer halben Stunde zum Gipfelkreuz des Großen Daumen (2280 m). Hier genießen wir vor allem die Schau auf den nahen Hochvogel und auf die eindrucksvolle Höfats, den wohl steilsten Grasberg des gesamten Alpenraums. Dahinter erhebt sich der Allgäuer Hauptkamm mit Mädelegabel und Trettachspitze, und im Osten grüßt die Zugspitze, während im Westen die Schweizer Dreitausender herüberglänzen.
Vom Hindelanger Klettersteig: Abstieg zur Bergstation
Eine ausgiebige Gipfelrast gibt uns Kraft für unseren Abstieg, der uns zunächst gemütlich zurück bis zum Ende des Hindelanger Klettersteigs an der Einsattelung bringt. Ab hier folgen wir dann dem rot markierten Weg hinab zum malerischen Koblatsee (1966 m), den wir jetzt ganz ohne Ablenkung erst so richtig genießen können.
Am See wandern wir links vorbei und in gemütlichem Auf und Ab über das Koblat mit seinen schrägen Felsformationen und wunderschönen Alpenrosenfeldern. Der gesamte Weg zeigt uns nochmals unsere Heldentat vom Vormittag, aber auch nach Süden gibt es im Allgäuer Hauptkamm noch so einiges zu erspähen.
Zuletzt erreichen wir einen Rücken, von dem aus sich unser Pfad hinunter zur Station Höfatsblick schlängelt. Von dort schweben wir mit der Nebelhornbahn wieder hinab nach Oberstdorf.
Region
Touren-Charakter
Der "Hindelanger" ist ein ziemlich schwieriger Klettersteig, für den Klettersteigausrüstung und entsprechende Erfahrung notwendig sind - an einzelnen Stellen sind ungesicherte Kletterpassagen im I. Schwierigkeitsgrad zu bewältigen.
Beste Jahreszeit
Mitte Juli bis Ende September, eventuell auch noch im Oktober
Ausgangspunkt
Bergstation Nebelhorn (2224 m) der Nebelhornbahn von Oberstdorf
Endpunkt
Station Höfatsblick (1932 m) der NebelhornbahnHöchster Punkt
Großer Daumen (2280 m)Weiterweg nach Hinterstein: Vom Großen Daumen kann man auch in Richtung des Kleinen Daumens (2191 m) weiter wandern. Knapp vor diesem Gipfel folgen wir dann den Sicherungen durch die Felsflanke und steigen über einen schmalen Grat hinauf zum Gemsbollenkopf (2008 m).
Ab hier kraxeln wir mithilfe weiterer Sicherungen über die "Hohen Gänge" bis zum Breitenberg (1893 m), von wo uns ein markiertes Steiglein in weiten Schleifen hinab ins Ostrachtal und weiter bis nach Hinterstein bringt.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.