Die besten Klettersteige für heiße Sommertage
Erst Bergsteigen, dann im Wasser abkühlen. Eine Kombination, der man durchaus etwas abgewinnen kann. Wer gerne an Klettersteigen unterwegs ist, kann auch beides gleichzeitig haben. Wir haben die besten Via Ferratas mit Wasserkontakt getestet.
An heißen Sommertagen, wenn die Sonne runter brennt und die Temperaturen einem selbst in größeren Höhen noch die Schweißperlen auf die Stirn treiben, klingen steile Felswände und anstrengende Klettereien erstmal nicht sehr verlockend.
Wenn der Klettersteig aber mit kühlen Erfrischungen in Form von Seen, Bächen oder Wasserfällen aufwarten kann, sieht das schon ganz anders aus! Diese Klettersteige führen durch schattige Schluchten und kühle Täler, begleitet von der erfrischenden Gischt von rauschenden Wasserfällen. Und ab und zu lädt ein Flussbecken oder gar ein See zum Baden ein.
Die schönsten Klettersteige in Tirol und Südtirol mit Wasserkontakt stellen wir dir hier vor.
1. Der Schluchtensteig: Ferrata Rio Sallagoni, Sarcatal, Trentino
Ein paar Kilometer ins Sarcatal hinein gibt es in der Schlucht unterhalb der Burg von Drena einen Ort, der Klettersteigvergnügen und Abkühlung gleichzeitig möglich macht. Die Ferrata Rio Sallagoni (C) ist damit der perfekte Klettersteig für den Hochsommer: Gerade schwer genug, um ein bisschen herausfordernd zu sein, aber nicht zu anstrengend und damit auch familientauglich. Knapp fünf Minuten sind es vom Parkplatz bis zum Einstieg. Wer die ersten dutzend Klettermeter inklusive eines spektakulären Klemmblocks in der Schlucht gemeistert hat, reibt sich nun erst einmal die Augen: Grün ist es und feucht, ein kleiner Wasserfall kann per Seilbrücke aus der Nähe besichtigt werden. Dass es außerhalb der Schlucht 30 Grad hat: vergessen!
Wer nach dem folgenden Gehstück schon genug von der Schlucht hat, kann vorzeitig zum Castello di Drena auszusteigen. Der Blick vom 25 Meter hohen Turm ins Sarcatal und die Felslawine der Marocche ist einen Besuch wert. Empfehlenswert ist aber, die Schlucht zuvor noch bis zum Ende zu durchqueren: Die ist dann nicht mehr mit Stahlseil gesichert, sondern nur noch mit Bügeln. Aber auch dort hält das Klettersteigset bestens und mit Schwierigkeiten von maximal B ist der Anspruch überschaubar. Nach eineinhalb bis zwei Stunden hat einen dann die Sonne wieder.
Der Klettersteig Ferrata Rio Sallagoni (520 m) im Detail
- Schwierigkeit: Mittel (C)
- Dauer: 2 Stunden
- Auf- und Abstieg: 400 Höhenmeter
- Charakter: Spektakulärer Klettersteig durch eine manchmal düstere, manchmal grüne und immer feuchte Schlucht. Zweiter Teil nicht mit Seil, nur mit Klammern versichert.
- Ausgangspunkt: Parkplatz an der Straße von Dro nach Drena
- Route: In der ersten Linkskurve der Straße dem Pfad unterhalb der Burg folgen. Dann immer der Schlucht nach. Ausstiegsmöglichkeit nach der Brücke (etwa 2/3 der Schlucht) oder bis zum Ende folgen und über Drena auf Wanderweg und an der Straße zum Parkplatz zurück
- Karte: Kompass Blatt 690 "Alto Garda – Ledro"
2. Das Familienerlebnis: Via Ferrata Burrone Giovanelli (950 m)
Ganz gemütlich und hundertprozentig familientauglich geht es auf der Via Ferrata Burrone Giovanelli im Fleimstal zu, das zum Teil in Südtirol liegt. Dort steht eindeutig das Naturerlebnis mit einer langen, engen Schlucht und einem Wasserfall im Vordergrund. Die Klettersteig-Schwierigkeiten gehen maximal bis B. Ein Klettersteigset (Kinder! Vorbildfunktion!) sollte trotzdem benutzt werden, ein Helm sowieso.
Der Familienklettersteig im Detail
- Schwierigkeit: Einfach (B)
- Dauer: 4½ Stunden
- Auf- und Abstieg730 Hm 730 Hm
- Charakter: Abenteuerlicher Klettersteig mit einigen engen Passagen, aber stets familientauglich
- Ausgangspunkt: Parkplatz nordwestlich von Mezzocorona
- Route: Vom Parkplatz ausgeschildert dem Weg in den Wald folgen, an der Abzweigung links halten und am Bach dem Weg in die Schlucht folgen. Am Ausstieg entweder über den Fahrweg oder dem steilen Weg 504 zurück zum Parkplatz.
- Karte: Kompass WK 75 "Altopiano di Pine"
3. Die Gipfellosen: Klettersteigarena Galitzenklamm (1100 m)
Wer eine Abneigung gegen Sportklettersteige hat, die nur um ihrer selbst willen angelegt wurden, der wird mit dem Wassererlebnispark Galitzenklamm unweit südlich von Lienz in Osttirol wohl auch bei 30 Grad im Schatten nicht warm werden. Wer zumindest duldet, dass die vier Klettersteige der Klamm auf keinen Gipfel führen, eine Menge Eisen verbaut wurde und das Ganze Eintritt kostet (bis 4,50 Euro pro Person), der bekommt konzentriert auf einen Ort so spektakuläre wie teilweise extreme Schlucht-Steiganlagen wie fast nirgends sonst. Der Familien-Klettersteig (B/C) bietet sogar eine Art Gipfelerlebnis und einen Tief blick in die Klamm – nass wird man dort allerdings nicht. Die Runde eignet sich mit 45 Minuten zum Aufwärmen oder für die Jüngsten.
Der Klassiker ist der Galitzenklamm-Klettersteig (eine Stelle C/D, sonst meist leichter): Hier warten zwei Wasserfälle und ausgesetzte Querungen über dem tosenden Wasser der Klamm, garniert mit zwei Seilbrücken, eine davon direkt oberhalb des zweiten Wasserfalls – bei höherem Wasserstand mit eingebauter Dusche. Wer noch nicht genug und vor allem extrem solide Oberarme hat, hängt gleich noch den Adrenalin- Klettersteig (D/E, Variante E) hinten dran und kämpft sich hoch über der Klamm weitere 250 Klettermeter hinauf.
Bleibt noch der Dopamin-Klettersteig zu erwähnen (D, Variante E/F), der aber abgesehen von der Einstiegs-Seilbrücke komplett ohne Wasserkontakt auskommt. Selbst die harmlosere D-Variante verlangt wegen der fiesen, steilen Platten ohne zusätzliche Tritte Mut zum Reibungstritt und beherzten Zug aus dem Bizeps.
Die Klettersteigarena Galitzenklamm im Detail
- Schwierigkeit: Mittel bis Schwer (B/C bis E/F)
- Dauer: 1 bis 4 Stunden
- Auf- und Abstieg: 100 bis 400 Hm
- Charakter: Etwas kommerzieller Wassererlebnispark mit lohnenswerten Genussund Sportklett ersteigen. Kombination verschiedener Steige möglich
- Ausgangspunkt: Parkplatz an der Galitzenklamm
- Route: An der Kasse den Geldbeutel bereithalten und dann zu den ausgeschriebenen Klettersteigen. Abstieg ebenfalls ausgeschildert
- Karte: Kompass WK 47 "Lienzer Dolomiten"
4. Dreitausender im Blick: Klettersteige Riederklamm (1450 m)
In Gerlos östlich des Zillertals sind die Klettersteige in der Riederklamm (B/C, Varianten B und C/D) genau richtig für einen Halbtagesausflug oder auf Durchfahrt, Blick auf den dortigen Wasserfall und auf die umliegenden Dreitausender inklusive.
Neben den Klettersteigen sind vor Ort zudem noch vier einsteigerfreundliche Kletterrouten angelegt, jeweils zwischen 20 und 25 Meter lang. Die Schwierigkeitsgrade liegen bei IV, zweimal IV+ und VI- – also größtenteils durchaus im Bereich erster Vorstiegserfahrungen.
Klettersteige Riederklamm im Detail
- Schwierigkeit: Mittel bis Schwer (B/C bis C/D)
- Dauer: 2 Stunden
- Auf- und Abstieg: 200 Hm 200 Hm
- Charakter: Komfortable und übersichtliche Klettersteig-Anlage an einem kleinen Wasserfall. Drei verschiedene – kurze – Touren
- Ausgangspunkt: Parkplatz in Ried bei Gerlos
- Route: Vom Parkplatz an der östlichen Bachseite bis zum Wehr, dann rechts auf dem Wiesenweg weiter bis zum Wasserspeicher. Einstieg an der Plattform. Nach der Seilbrücke (Variante B/C) dem Weg markiert zum oberen Teil folgen. Abstieg immer über den Wiesenweg zurück
- Karte: Kompass WK 37 "Zillertaler Alpen, Tuxer Alpen"
5. Für Zwischendurch: Dalfazer Wasserfall (1350 Meter)
Wer von Innsbruck kommend Richtung München reist und die fast immer überfüllten Autobahnen 93 und 8 nicht mehr sehen kann, könnte an heißen Tagen überlegen, die Landstraße über den Achensee zu wählen. Der Klettersteig am Dalfazer Wasserfall (C/D) ist zwar kurz, aber mit 60 Metern Fallhöhe nebenan Zeuge eines beeindruckenden Schauspiels.
Die Route führt nah an den Wasserfall heran – wem die Spritzer, die er dann abkriegt nicht genügen, der stellt sich einfach beim Abstieg noch einmal ins Wasserfall- Becken. Und bleibt bei der weiteren Heimreise garantiert cool.
Der Klettersteig am Dalfazer Wasserfall im Detail
- Schwierigkeit: schwierig (D)
- Dauer: 2 Stunden
- Auf- und Absteig: 400 Hm 400 Hm
- Charakter: Kurzer, aber knackiger Klettersteig mit überragendem Wasserfall-Blick
- Ausgangspunkt: Parkplatz am Kinderhotel in Buchau
- Route: Auf dem markierten Wanderweg zum Wasserfall, Möglichkeit von der Fahrstraße dem Bachlauf entlang abzuzweigen. Einstieg zum Klettersteig unterhalb der Aussichtsplatt form. Der Abstieg in Richtung Buchau ist markiert.
- Karte: AV-Karte Nr. 6 "Rofan"
6. Über Tirols Höchstem: Der Stuibenfall-Klettersteig (1550 m)
Der höchste Wasserfall Tirols befindet sich in Umhausen im Ötztal. Über eine Höhe von 160 Metern schießt das Wasser nach unten, auf derart spektakuläre Art und Weise, dass es die Bebauer mit der Zahl der Aussichtsplattformen unterhalb etwas zu gut gemeint haben.
Nichtsdestotrotz ist der Klettersteig zum Wasserfall (C) mit Gefühl angelegt worden, zwar hat auch er ein paar Trittbügel zu viel abbekommen, lässt sich aber dafür fast immer ohne Handkontakt zum Stahlseil begehen. Das Rauschen des Stuibenfalls immer lauter werden zu hören, ist grandios, die Seilbrücke über der Abbruchkante sowieso. Von der einen Seite grillt die Sonne, von der anderen spritzt das Wasser – ein Foto ist an dieser Stelle Pflicht. Wer noch ein weiteres Duett von heißem Eisen und kühlem Fels erleben will, der macht am (nicht ganz so schön angelegten) Klettersteig am Lehner Wasserfall (C, Varianten D/E) bei Längenfeld ein paar Kilometer aufwärts im Tal weiter.
Der Stuibenfall-Klettersteig im Detail
- Schwierigkeit: mittel (C)
- Dauer: 3 bis 4 Stunden
- Auf- und Abstieg: 380 Hm
- Charakter: Schön angelegter Klettersteig mit spektakulärem Blick zum Wasserfall und mit Seilbrücke über der Abbruchkante
- Ausgangspunkt: Parkplatz am Ötzidorf, Umhausen
- Route: Vom Parkplatz am Ötzidorf vorbei, immer den Schildern Richtung Stuibenfall folgen. Die Anseilstelle befindet sich unübersehbar vor der ersten Seilbrücke. Nach der Seilbrücke erst den Wegmarkierungen, dann dem Stahlseil folgen.
- Karte: Kompass WK 43 "Ötztaler Alpen", Freytag & Berndt WK 251 "Ötztal"
Klettersteig-Tipp: Der Gipfel der Erfrischung
Wem das noch nicht genug Abkühlung ist, der braucht einen Klettersteig, von dem aus er kurzerhand in einen See springen kann.
Besonders gut funktioniert das am nördlichen Gardasee, in der Gegend um Riva und Arco. Beispiel Sarcatal mit dem Klettersteig-Monument Ferrata Ernesto Che Guevara (C, mit Erfrischung im Lago di Cavedine oder Lago di Toblino) oder die Leitern über Riva auf der Via dell’Amicizia (B/C), die sich im Lago di Tenno oder Lago di Ledro abschließen lassen.