Interview

Reinhold Messner und sein Bruder sprechen über ihre schlimmsten Schicksalsschläge!

Reinhold Messner und sein Bruder Hubert waren am 23. September in der Fernsehsendung Markus Lanz zu Gast. Dabei sprachen sie unter anderem über ihre Beziehung zueinander und über tiefgreifende Erlebnisse in ihrer Vergangenheit.

Reinhold Messner
Reinhold Messner spricht über seine schlimmsten Schicksalsschläge© Wikipedia/Ptolusque (CC-BY-SA 4.0)

Das Leben der im Jahr 1944 geborenen Bergsteigerlegende Reinhold Messner ist ein bewegtes. Eine harte Kindheit, ein strenger Vater und vor allem das Nanga-Parbat-Unglück 1970, bei dem Reinhold Messners Bruder Günther ums Leben kam, haben ihn geprägt. Davon berichtet auch Reinhold Messners jüngerer Bruder Hubert (69) in seinem Buch "Der schmale Grat: Als Arzt und Abenteurer zwischen Leben und Tod".

In der ZDF-Fernsehsendung Markus Lanz sprach Hubert Messner gemeinsam mit seinem Bruder Reinhold kürzlich über die Erlebnisse der Vergangenheit. Im Gespräch mit Markus Lanz ging Hubert Messner auch auf die schwierige Kindheit, die die Gebrüder Messner im Südtiroler Villnößtal hatten, ein.

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Misshandlungen nach dem Gottesdienst

Ein für Hubert prägendesEreignis geschah in seiner Kindheit, als er – ebenso wie seine Brüder und viele andere Kinder im Dorf – Messdiener war. Nach einem Gottesdienst wurde Messner von einem Priester und einem Kirchendiener körperlich misshandelt.

"Ich wurde übel zugerichtet", schildert Messner die Erlebnisse. Sein Verhältnis zur Kirche wurde dadurch stark erschüttert. "Es hat mich soweit gebracht, zu sagen, von dieser Kirche wende ich mich ab", erinnert er sich zurück.

Beziehung zum Bruder von Unglück überschattet

Auch das Verhältnis zu seinem Bruder Reinhold spricht Messner an. Das war lange vom Unglück seines Bruders am Nanga Parbat überschattet, wie Hubert Messner Markus Lanz verrät. Von der schicksalhaften Expedition zum Nanga Parbat, an der Reinhold Messner gemeinsam mit dem drittältesten Messner-Bruder Günther teilnahm, kam nur Reinhold zurück.

Günther verunglückte tödlich am Berg. In der Familie war das schwer zu verstehen. Keiner konnte sich die Dimensionen der Nanga-Parbat-Expedition ausmalen. "Es gab Sprachlosigkeit und stille Vorwürfe", sagt Hubert Messner.

Reinhold Messner und Hubert Messner
Reinhold Messner und Hubert Messner bei Markus Lanz.© Foto: Screenshot/ZDF-Lanz

Schwere Vorwürfe gegen Messner

Dazu beigetragen hätte laut Reinhold Messner auch der Umgang vieler Medien mit dem Unglück. Wie und wo es dazu kam, wurde lange Zeit heftig diskutiert. "Man hat mir vorgeworfen, ich hätte meinen Bruder dem Ehrgeiz geopfert", sagt Reinhold Messner, "Unsere Familie wurde durch diese Vorwürfe durcheinandergebracht."

Konfrontiert wurde Reinhold von seinen Brüdern aber nie. Erst der Fund von Gebeinen am Nanga Parbat, die 2005 Günther Messner zugeordnet wurden, trug dazu bei, dass die Familie Messner die Ereignisse aufarbeiten konnte.

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Das Trauma dauert an

Wie Hubert Messner im Buch schreibt, sei Reinhold nie über den Tod seines Bruders am Nanga Parbat hinweggekommen. Besonders deutlich wurde das bei einer Nordpol-Expedition, die Reinhold Messner gemeinsam mit seinem Bruder Hubert 1995 unternahm.

Auf einer Eisscholle rutschte Hubert Messner aus und stürzte ins arktische Eis-Wasser. Eine starke Strömung und riesige Eisbrocken erschwerten das Rauskommen. Die Außentemperatur lag bei -50° C. In diesem Moment wurde Hubert Messner deutlich, welches Trauma immer noch in seinem Bruder steckte: "Reinhold rief nicht meinen Namen. Er rief nach Günther."

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