Wandern

Trekking in den Ötztaler Alpen: 6 Tage von Hütte zu Hütte

Seit vielen Jahrzehnten thronen vier hochalpine Hütten über dem Windachtal. Neu angelegte Panoramawege verbinden die Schutzhäuser nun zu einer 6-tägigen Rundtour in den Ötztaler Alpen. Die Zivilisation lässt man dabei weit unter sich.

Die mehrtägige Hüttentour über dem Ötztal führt durch das wunderschöne Windachtal
Die mehrtägige Hüttentour über dem Ötztal führt durch das wunderschöne Windachtal© Bernd Ritschel

Für eine Zeitreise benötigt man im Ötztal nur ein paar Minuten. Wer mit dem Kleinbus von Sölden wenige Kilometer ins Windachtal fährt, der wechselt vom wuseligen Zentrum des Tales mit seinen Hotels und Liften ruckzuck in eine unberührte, faszinierende Bergwelt.

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Almen und wilde Gipfel im Windachtal

Überspitzt gesagt schaut es im Windachtal so aus wie einst im Ötztal, als die ersten Menschen das Tal besiedelten. Ein schmaler Talboden, hier und da mit Almen und Heustadeln gesprenkelt, deren dunkles Holz über die Jahre von der Sonne fast verbrannt wurde. Mit Wiesen, die den steinigen Hängen in mühevoller Handarbeit abgerungen wurden. Sonst nichts, außer schier endlosen Bergflanken, deren imposante Gipfel die ersten Siedler das Fürchten lehrten. Der Vorteil einer Zeitreise: Heute kann man auf diesen Gipfeln sogar übernachten.

Der Laubkarsee im Ötztal.
Füße rein! Der Laubkarsee ist das Entmüdungsbecken der ersten Etappe.© Bernd Ritschel

Die Hochstubaihütte auf der Wildkarspitze

Die 1938 eingeweihte und zuletzt aufwändig modernisierte Hochstubaihütte etwa steht direkt auf der 3173 Meter hohen Wildkarspitze. Stattlich und doch harmonisch fügt sich der Steinbau in seine Umgebung ein, der rund drei Gehstunden von der Kleblealm im Windachtal entfernt liegt. Dank schwerem Rucksack und Ausrüstung für eine Woche sind das drei anstrengende Stunden. So lange dauert nämlich die wahre Zeitreise auf "Söldens stille Seite", bei der man in sechs Tagen das Windachtal umrundet.

Mann sitzt bei einem Steinmann im Ötztal
Vom Versuch, ein Stein zu sein: Auf der stillen Seite des Ötztals.© Bernd Ritschel - stock.adobe.com

Neuer Panoramaweg zur Hildesheimer Hütte

Der zweite Tag beginnt mit einem Abstieg. Ins Seekar hinab steigen wir auf der "Himmelsleiter" – ein aus massiven Steinplatten gefertigter Steig, auf dem es sich wunderbar wandert. Genauso wie der neue Panoramaweg, der am Seekarsee abzweigt und auf rund 2500 Meter Höhe aussichtsreich hinüber zur Hildesheimer Hütte verläuft.

Bis zum Sommer 2009 mussten Wanderer ganz ins Tal ab- und mühsam wieder aufsteigen. Für Gustav Fiegl, dem Wirt der "Hildesheimer", war der Bau des Steiges enorm wichtig. "Je leichter der Weg, desto mehr Leute kommen", lautet seine einfache Gleichung, die mit Blick auf Fiegls Übernachtungszahlen aufzugehen scheint – selbst die kurze Gletscherpassage am Rand des Stubaier Skigebiets schreckt die Gäste nicht mehr ab.

Bestens gesichert und gut zu gehen ist auch der Übergang zur Siegerlandhütte. Mit gut drei Stunden Gehzeit ist der Überquerung des Gamsplatzls eine eher kurze Tagesetappe. Wie ein Bollwerk thront die Siegerlandhütte ganz am Ende des Windachtales auf einem Geländeabsatz und wird von der DAV-Sektion Siegerland geradezu rührend gepflegt.

Zwei Wanderer an der Hildesheimer Hütte
Prost: Am zweiten Etappenziel, der Hildesheimer Hütte. Hinten grüßt das Zuckerhütl.© Bernd Ritschel

Abstieg zur Timmelsjochstraße

Zu tun gibt es genügend, das zeigt sich auch beim Anstieg in die Windachscharte, die sich nach einem Wettersturz als frisch verschneite Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien präsentiert. Jahr für Jahr muss der Weg neu in das lose Geröll gegraben werden. Eine Aufgabe für die Wegearbeitsgemeinschaft, die von Ötztal Tourismus und den Sektionen des Alpenvereins, die im Gemeindegebiet von Sölden eine Hütte besitzen, gemeinsam finanziert wird.

Den Kontrast zum steinigen und grauen – oder eben frisch geweißten Anstieg in die Windachscharte bildet der bunte und farbenfrohe Abstieg über die Timmelsalm zum Gasthof Hochfirst an der Timmelsjochstraße, die uns kurzzeitig in die Gegenwart zurückholt.

Schnee und Blumen beim Wandern
Zwischen Firn und Flora: Die Windachtalrunde hält Wanderern alles bereit.© Bernd Ritschel

Ein Tierparadies am Schwarzsee

Ein Paradies für die Augen – und viele Tiere. Rund um den kreisrunden Schwarzsee leben Frösche und Molche, im Gras schlängelt sich eine Kreuzotter und aus dem flachen Boden des Unter-Krumpwasser gellen die Warnpfiffe der Murmeltiere. Am fünften Tag lockt die Zivilisation, da wir ein Stück des Aufstiegs abkürzen und mit dem Linienbus hinauf zum Timmelsjoch fahren. Kein Rucksack drückt, die müden Beine ausgestreckt, da könnte man doch gleich weiterfahren bis Sölden …

Das wäre aber schade, denn die letzte Etappe schlängelt sich nur knapp unterhalb der 3000er-Höhenlinie hinüber zum Brunnenkogelhaus, dem heimlichen Highlight der Windachrunde. Seit 2007 thront die gemütliche Hütte aus hellem Holz auf dem Gipfel des 2735 Meter hohen Vorderen Brunnenkogels. Ein würdiger Platz für die letzte Nacht der Ötztaler Zeitreise.

Brunnkogelhaus
Zimmer mit Aussicht: Am Brunnenkogelhaus sind alle Mühen vergessen.© Bernd Ritschel

Die Etappen der Mehrtagestour im Ötztal

Die Tour kann sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn unternommen werden und ist je nach Zeit und Können beliebig variierbar.

  • 1. Tag: Sölden (1368 m) – mit dem Kleinbus (Fahrplan unter www.oetztalerbus.at) zur Kleblealm – Laubkarscharte (2760 m) – Hochstubaihütte (3175 m); Gehzeit: 3–3.30 Std.
  • 2. Tag: Hochstubaihütte – Seekarsee (2655 m) – Warenkar – Jochdohle (3149 m) –Hildesheimer Hütte (2899 m); Gehzeit: 4.305–6 Std.
  • 3. Tag: Hildesheimer Hütte – Gamsplatzl (3019 m) – Siegerlandhütte (2710 m); Gehzeit: 3–3.30 Std. Alpine Variante: Anstieg zum Zuckerhütl (3505 m), Abstieg über den Pfaffensteig (II, Drahtseil) und den Triebenkarlasferner; Gehzeit: 4.30 Std.
  • 4. Tag: Siegerlandhütte – Windachscharte (2862 m) – Timmelsalm (1975 m) – Timmelsjochstraße – Gasthof Hochfirst (1716 m); Gehzeit: 3–3.30 Std.
  • 5. Tag: Gasthof Hochfirst – Passeirer Timmelstal – Timmelsjoch (2509 m) – Wilde Rötespitz (2965 m) – Brunnenkogelhaus (2738 m); Gehzeit: 7–8 Std.
  • 6. Tag: Brunnenkogelhaus – Brunnenbergalm (1972 m) – Sölden; Gehzeit: 2.30–3 Std.
Mehrtaegige Huettenwanderung Oetztal
© Heidi Schmalfuß

Alle Infos zur Ötztaler Hüttentour

  • Anreise: Mit der Bahn bis Ötztal-Bahnhof und mit dem Bus durch das Ötztal nach Sölden. Mit dem Auto nach Sölden, Parkplätze am Postplatz, kostenlose Parkkarte beim TVB erhältlich.
  • Ausgangspunkt: Kleblealm (1983 m, mit Kleinbus von Sölden zu erreichen, Infos unter www.oetztalerbus.at)
  • Endpunkt: Sölden
  • Informationen: Ötztal Tourismus, www.soelden.com
  • Literatur: DAV "Söldens stille Seite"
  • Karten: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 31/1 "Hochstubai"
  • Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Mitte September
  • Schwierigkeit: Auf der gletscherfreien Route für geübte Bergwanderer gut machbar. Einige Abschnitte sind mit Drahtseilen gesichert, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind dennoch Voraussetzung. Auf der Etappe Hochstubaihütte - Hildesheimer Hütte kurze Gletscherberührung (Spaltengefahr auf der Pistentrasse sehr gering). Für die alpine Variante komplette Gletscherausrüstung erforderlich!

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