wandern

Wandern im Weserbergland: Hohenstein und Süntelturm

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
18 km
Aufstieg:
200 m
Abstieg:
200 m

Waldwanderung mit hervorragenden Aussichtsstellen, teilweise felsige Pfade, meist bequeme Wege.

Süntelturm Hohensteinwandern, mittel
Gerade im Herbst verwandelt sich die Landschaft rund um den Hohenstein in ein prächtiges Farbenspiel.© Stefan - stock.adobe.com

Anfahrt
Anfahrt planen

Information

Anfahrt auf der B 83 Hameln – Minden. Wer auf der B 83 von Hameln kommt, zweigt in Krückeberg kurz vor Hessisch Oldendorf rechts Richtung Zersen ab, dort leiten Schilder weiter Richtung Pappmühle und zum Wanderparkplatz an der Kreuzquelle.

Beschreibung

Das Drei-Sterne-Hotel »Pappmühle« mit bayerischem Biergarten ist ein beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge in das Hohenstein-Naturschutzgebiet. Die Pappmühle wurde 1840/41 zur Herstellung von Pappen und Papieren errichtet und 1907 zum Gasthof ausgebaut; seit der Ausweisung des Hohensteins als Naturschutzgebiet liegt sie in absolut ruhiger Lage.

Pappmühle und Kreuzsteinquelle

Von der Pappmühle sind es nur wenige Gehminuten zum Wanderparkplatz Kreuzsteinquelle. Hier wurde 2006 die erste der neuen Wandertafeln enthüllt, die an allen Wanderparkplätzen des Naturparks aufgestellt werden sollen. Die Informationstafel enthält eine Kartenübersicht, verzeichnet Rundwanderwege mit Kilometerangaben und verweist auf Ausflugsziele der Umgebung wie die Stadt Rinteln und das Stift Fischbeck. Wer die Wanderung bis zum Süntelturm als zu lang empfindet, findet hier abkürzende Rundwegevarianten.

Kreuzstein

Vom Waldparkplatz Kreuzsteinquelle führt ein bequemer Forstweg im waldreichen Totental aufwärts, begleitet vom Rauschen des Blutbachs. Am Wegrand steht ein über 400 Jahre alter Kreuzstein - Er erinnert an einen Bediensteten des Grafen von Schaumburg, der hier im Winter 1584 von einem Wildschwein getötet wurde. Kreuzsteine sind Steinsetzungen in Kreuzform, die an Morde und tödliche Unfälle erinnern, weshalb sie auch als Mord- oder Sühnekreuze bezeichnet werden. Nach jahrhundertelang geltendem Rechtsbrauch musste zur Erinnerung an den Ermordeten oder durch Unfall ums Leben Gekommenen ein Steinkreuz errichtet werden. Im Weserbergland gibt es noch viele dieser alten Steinsetzungen. Der älteste ist der Karlstein im Steilhang des Hersteller Burgbergs; er trägt die Jahreszahl 779.

Historisches aus dem Totental

Wer die Inschrift auf dem Kreuzstein entziffert hat, wird vielleicht unwillkürlich in die Wälder lauschen, ob dort nicht ein wilder Keiler unterwegs ist, und sich fragen, was es mit den bedenklichen Namen Totental und Blutbach auf sich hat. Nach dem Reichstag an der Lippequelle und dem Abzug König Karls des Großen organisierte der Westfalenherzog Widukind (Wittekind) vom Exil in Dänemark aus eine Erhebung der germanischen Sachsen gegen die fränkischen Besatzungstruppen. Als 782 ein Invasionsheer Karls des Großen zum sächsischen Versammlungsplatz auf dem Hohenstein im Süntel vorrückte, wurden die Angreifer zurückgeschlagen. Die Namen »Totental« und »Blutbach« im Talabschnitt westlich unterhalb des Hohensteins erinnern bis heute an die blutige Schlacht. Aus Rache ließ Karl der Große in Halsmühlen in Verden an der Aller 4500 als Geiseln gehaltene sächsische Häuptlinge und Edelinge hinrichten.

Baxmannbaude

Schließlich weitet sich das naturschöne Totental zu einer Wiesenidylle, und dort, am Ende der Wiesen, steht die Waldschänke Baxmannbaude, bei der der Europäische Fernwanderweg 11 (Markierung: »x«, zugleich Weserberglandweg) kreuzt. In der autofreien, einfachen Waldschänke ist saisonal Einkehr möglich, z.B. an Wochenenden; ein Hinweis an der Informationstafel an der Kreuzsteinquelle gibt an, ob die Baude geöffnet hat. Benannt ist sie nach dem Oldendorfer Ratskellerwirt Baxmann; zur Strafe für Schmuggel, Betrug und Mord musste er den Brunnen bei der Baude mit einem Fingerhut ausschöpfen, wie die Sage berichtet.

Klippenweg

Von der Baxmannbaude führen Stufen im Wald aufwärts Richtung Hohenstein. Prinzipiell hat man verschiedene Aufstiegsvarianten, wobei die schlechteste die mit den »Treppen« ist: In den schönen Waldhang wurden Betontreppen hineingebaut; mangels sicherer Fundamente sind sie tief eingesunken, außerdem laubbedeckt, rutschig und gefährlich. Neben den Betonstufen haben sich breite Trampelpfade ausgebildet. Nach kurzem Aufstieg auf diesen Treppen verlassen wir die Stufenanlage und folgen dem »Klippenweg« steil weiter aufwärts. Auf dem ersten Hangabsatz – hier kurvt der Wirtschaftsweg heran, auf dem man ebenfalls bequem aufsteigen kann – bietet sich ein beachtlicher Tiefblick in den von Buchenhochwald geschmückten Steilhang. Auf dem Absatz wechselt der Klippenweg auf einen Pfad im Steilhang und führt unterhalb der imposanten Felsen des Hohensteins entlang. Schließlich führt der Klippenweg in Serpentinen zur Teufelskanzel, einer Aussichtskanzel auf dem Hohenstein, hinauf.

Hohenstein

In germanischer Zeit war der Hohenstein eine Kultstätte, die der Frühlingsgöttin Ostara geweiht war. Den Ostarakult bezeugt eine Runentafel aus gebranntem Ton, die um 1500 auf der Ostseite des Plateaus in der Nähe des so genannten Grünen Altars (Teufelskanzel) gefunden wurde. Nach den Sachsenkriegen verlor der Hohenstein seine Bedeutung als Versammlungsplatz. 1930 wurde er unter Naturschutz gestellt; heute ist das Hohenstein-Gebiet eines der schönsten Wandergebiete des Weserberglands und zugleich ein Pflanzenparadies: Im Naturschutzgebiet haben seltene Pflanzen wie Brillenschote, Pfingstnelke, Küchenschelle, Berglauch, Hügelwaldmeister, Österreichische Rauke und andere ein Rückzugsgebiet gefunden.

Süntelturm

Von der Teufelskanzel folgt der Europäische Fernwanderweg 11 weiter der Abbruchkante über den Klippen, bis im Schlussbereich des Weilersgrunds das Naturschutzgebiet Hohenstein endet. Hier schwingt der Weg rechts und führt durch die Wälder zum Süntelturm. Auf der Hohen Egge (437 m), der höchsten Erhebung im Süntel, wurde 1901 der steinerne Süntelturm eröffnet. Eine Wendeltreppe mit 94 Stein- und zwölf Metallstufen führt zur Aussichtsplattform in 25 m Höhe. Hier schweift der Blick nordwärts bis zum Steinhuder Meer, südwestwärts zum Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal sowie weit über das Weserbergland im Süden, während sich im Südosten der Harz zeigt. Der nahe Hohenstein, die Schaumburg, die Bückeberge, Ith, Deister und Solling sowie das Lippische Bergland vervollständigen das Bild. Als 1899 der Grundstein für den Turm gelegt wurde, war auch der Heidedichter Hermann Löns – mit Zigarre – zugegen. 1910 eröffnete der Wirtschaftsbetrieb, der seit 1988 in neuen, an das Wasser-, Kanal- und Stromnetz angeschlossenen Gasträumen geführt wird: Am Süntelturm erwarten den Wanderer im Winter ein warmes Kaminzimmer und im Sommer Sitzmöglichkeiten im Freien; serviert werden einfache Speisen.

Zurück zur Kreuzsteinquelle

Am Süntelturm machen wir kehrt und wandern durch die Buchenwälder zurück Richtung Hohenstein. An einer Schutzhütte kurz vor dem Hohenstein zeigt ein Wegweiser links hinab in das Lange Föhrtal: Anfangs auf einem Pfad, dann auf einem bequemen Forstweg geht es hier zurück zum Ausgangspunkt an der Kreuzsteinquelle und zur Pappmühle. 

Touren-Charakter

Der aussichtsreiche Hohenstein im Süntel bildet mit 50 m eine der höchsten natürlichen Felswände im Westen Deutschlands. Seine als Naturschutzgebiet ausgewiesene Fels- und Laubwaldumgebung zählt zu den beeindruckendsten Wandergebieten im Weserbergland; dem Fernsehpublikum wurde er bekannt durch einen Todessturz im Krimiklassiker »Tatort«. Der von Buchenwäldern geschmückte Süntel erhebt sich zwischen Hessisch Oldendorf und Bad Münder rechts der Weser als einer der geologisch, botanisch und vom Waldbild her schönsten Höhenzüge des Weserberglands. Seine geologische Beschaffenheit hat jeden Straßenbau verhindert. Vor allem im Süden, wo die Schichttafel des Süntel durch tiefe Täler zerschnitten ist, treten in den Jurakalken eindrucksvolle Felswände zutage.

Beste Jahreszeit

Sommer, Herbst

Ort

Hessisch Oldendorf

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Kreuzsteinquelle (150 m) beim Hotel-Restaurant Pappmühle im Ortsteil Zersen nordöstlich von Hessisch Oldendorf.

Endpunkt

Wanderparkplatz Kreuzsteinquelle (150 m) beim Hotel-Restaurant Pappmühle im Ortsteil Zersen nordöstlich von Hessisch Oldendorf.

Süntelbuchen

Bekannt ist der Süntel auch als Namensgeber der Süntelbuchen. Für diese Rotbuchenart sind Dreh-, Schlangen- und Krüppelwüchsigkeit, Schlaufenbildung, Hexenbesen und andere Skurrilitäten charakteristisch. Wegen ihres Zickzack-Wuchses waren Süntelbuchen wirtschaftlich nicht verwertbar – nicht einmal als Brennholz ließen sie sich stapeln –, ihr ungewöhnliches Aussehen trug ihnen Namen wie Hexen- und Teufelsholz ein. 1843 holzten die Bauern die letzen Süntelbuchen im Süntel ab; glücklicherweise hatten jedoch Baumliebhaber wie die Freiherrn von Münchhausen für die Verbreitung dieser Rotbuchenart gesorgt. Heute wachsen Süntelbuchen auf dem dänischen Seeland, im südschwedischen Schonen und am Waldbeerenberg im Münsterland, auch im Kurpark von Bad Nenndorf am Deister gibt es eine Süntelbuchenallee.

Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.