Die schönsten Wanderregionen der Alpen
Die Alpen sind zum Glück groß genug, um im Laufe eines Bergsteiger-Lebens immer wieder neue Traumziele entdecken zu können. Zur Inspiration für dein nächstes Outdoor-Abenteuer haben wir 12 Wanderregionen in allen Teilen der Alpen zusammengestellt, die für wahre Berglust sorgen.
Wer kennt es nicht? Die eigenen Hausberge kennt man schon voll und ganz auswendig, der nächste Urlaub steht an und die Lust auf ein neues Outdoor-Abenteuer ist groß. Doch die Auswahl ist riesig – wo also hin? Wir stellen zwölf besonders schöne Regionen und Ziele zum Wandern in den Alpen vor - abseits des Massentourismus und von der Planet-Outdoor-Redaktion auf Herz und Nieren überprüft. So steht dem nächsten Wanderurlaub nichts mehr im Wege.
12 Regionen für die nächste Wander-Saison im Überblick
Die folgenden Regionen in den Alpen sorgen für echte Berglust:
- Hinterstein im Allgäu
- Ultental in Südtirol
- Kaisergebirge in Tirol
- Verwall in Tirol
- Reiteralpe in Berchtesgaden
- Ruhpolding im Chiemgau
- Silvretta-Montafon in Vorarlberg
- Weißensee in Kärnten
- Celerina in Engadin
- Ágordo in Belluno
- Soča-Tal in Slowenien
- Chartreuse in Frankreich
Hinterstein im Allgäu: Ein Idyll in den Hochalpen
Auf 500 Einwohner kommen etwa 500 Gästebetten. Das spricht schon Mal für die Gastfreundschaft Hintersteins. Und außerdem fühlt sich das Allgäu hier schon sehr alpin an. Von allen Seiten umarmen die Berge das kleine Dorf, das südöstlich von Bad Hindelang auf 866 Metern liegt. Hinterstein ist ein Mikrokosmos. Der Allgäuer Dialekt ist hier noch breiter als anderswo. Die Schindeln der Häuser von der Sonne geschwärzt. Das kleine Kutschenmuseum skurril.
Für Bergfreunde ist Hinterstein der perfekte Ausgangspunkt. In alle Himmelsrichtungen locken Ziele. Ob hinauf zum Hindelanger Klettersteig, hinüber ins Tannheimer Tal oder zum Schrecksee, der seiner Instagram-Berühmtheit trotzt und so unverschämt schön in allen Blautönen schimmert. Höhepunkt nach sommerlichen Touren – und kurzer Überwindung – ist ein erfrischendes Bad in der Prinze Gumpe im Kneipp-Kur-Garten.
Ultental in Südtirol: Ein uriger Flecken
Wer vom Meraner Talkessel noch ein kleines Stücken weiter nach Süden fährt, der verlässt nicht nur die mondäne Stadt, sondern wird sich bald in einem der urigsten Täler in ganz Südtirol wiederfinden: dem Ultental. Es erstreckt sich von sanften Weinbergen hin zu den Dreitausender-Gipfeln des Ortler-Massivs mitten im Nationalpark Stilfser Joch.
Die Nordhänge werden von dichtem Bergwald bedeckt, Siedlungen und Höfe liegen praktisch nur an südexponierten Hängen – dort dafür umso intensiver: Eine Alm reiht sich an die nächste, das Lärchenholz von der Sonne über die Jahrzehnte (und manchmal Jahrhunderte) dunkel verfärbt, ja regelrecht verbrannt.
Die Riemerberglalm ist eine solche urige Alm. Von Sirmian aus führt eine Rundtour in gut drei Stunden zu der kleinen Einkehrhütte auf 2049 Metern. Vielleicht gibt es zur Stärkung dann ja Schlutzkrapfen? Eine Spezialität im Ultental: gefüllt mit einer Kombination aus Spinat und Topfen.
Das Kaisergebirge in Tirol: Wandern pur!
Ikonisch und doch unberührt - das markante Kaisergebirge östlich des Inntals gehört zu den am besten geschützten Naturschutzgebieten Österreichs. Bereits seit den 1960er-Jahren wird die einzigartige Natur dieses Felsmassivs streng geschützt. Wo kein Lift die Idylle stört, sind deutlich weniger Menschen unterwegs - und ambitionierte Bergsteiger bleiben an diesem unberührten Fleckchen Berg-Paradies unter sich.
Dank des hervorragend ausgebauten, vielseitigen Wegenetzes ist die Gefahr, sich beim Wandern im Kaisergebirge gegenseitig auf die Füße zu treten, allerdings praktisch gleich null. Von leichten Wandertouren bis zu nervenaufreibenden Kletterrouten finden Outdoor-Begeisterte am Zahmen und Wilden Kaiser Ausflüge für jeden Geschmack. Die urigen Hütten ermöglich spannende Überschreitungen, Durchquerungen oder Mehrtagestouren wie die Kaiserkrone, eine 5-Tägige Umrundung des Massivs des Wilden Kaisers.
Verwall in Tirol: Das beste aus zwei Welten
"Ver-was?" Das ist – gepaart mit fragenden Blicken – eine typische Reaktion auf Erzählungen über Bergtouren im schönen Verwall. Erstaunlich eigentlich, liegt die Gebirgsgruppe doch so nah und ist zudem auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Vermutlich ist es die Lage zwischen Paznaun (Ischgl, Galtür) und Stanzer Tal (St. Anton am Arlberg), die viele Besucher in die nördlich und südlich angrenzenden, deutlich besser erschlossenen Gebirgsgruppen ausweichen lassen.
Umso besser! So hat man die schönen Berge für sich und kann auch kurzfristig noch Plätze in den Hütten ergattern. Möchte man im Anschluss an das Wandern einen Aufenthalt in einem Hotel einplanen, profitiert man erneut von den prominenten Orten der benachbarten Täler. So lässt sich das Beste aus zwei Welten rauspicken: Einsamkeit auf der einen und eine hervorragende Infrastruktur auf der anderen Seite.
Reiteralpe in Berchtesgaden: Ein gut gehütetes Geheimnis
Manchmal hat ein Schattendasein auch Vorteile. In diesem Fall für Bergsteiger. Der Gebirgsstock der Reiteralpe liegt abseits der "Großen", also Watzmann und Hochkalter. Und obgleich es mit der Neuen Traunsteiner Hütte eine perfekte Ausgangsbasis für Touren auf dem Hochplateau gibt, findet man selbst in der sommerlichen Hochsaison, wenn anderswo Trubel herrscht, immer Platz. Wohlgemerkt am Wochenende. Unter der Woche wird man sich die Hütte nur mit wenigen Wanderern teilen.
Woran das liegt? Die Reiteralpe mit ihren lohnenden Gipfeln ist im Prinzip eine Insel. Alle Zustiege dauern etwas länger, nichts für einen Nachmittagsausflug. Zudem liegt das Tafelgebirge, auf dem seltene Blumen gedeihen, genau an der Grenze von Bayern zum Salzburger Land, so dass sich kein Tourismusverband richtig zuständig fühlt.
Ruhpolding im Chiemgau: Ein unterschätztes Kleinod
Die im oberbayerischen Landkreis Traunstein gelegene Gemeinde ist mehr als nur Biathlon-Ort und auch im Sommer einen Aufenthalt wert. Inmitten der weiten Wiesenlandschaft des Miesenbacher Tales erheben sich dort die sanft-grünen Berge der Chiemgauer Alpen. Im Süden liegt das Sonntagshorn (1961 m) als deren höchster Gipfel, rund 20 Kilometer im Nordwesten der Chiemsee.
240 Kilometer Wege kann man hier zwischen "unten und oben" beschreiten. Darunter sind familientaugliche Talwege und flache Seeumrundungen ebenso wie schöne Almwanderungen und anspruchsvolle Gipfeltouren. Ab Mai stehen jede Woche geführte Wanderungen mit Bergprofis auf dem Programm. Und wer einfach mal eine Pause braucht: Am nahen Chiemsee oder im Drei-Seen-Naturschutzgebiet "Klein-Kanada" mit Löden-, Mitter- oder Weitsee lassen sich entspannte Stunden am Wasser verbringen.
Silvretta-Montafon in Vorarlberg: Vertikales Vergnügen
Eine fantastische Bergwelt und ein nicht allzu schwerer Nordwand-Klettersteig bereichern einen Bergtag in der Silvretta Montafon – und mit etwas Glück begegnen Kletterbegeisterte beim Zustieg einem zahmen Murmeltier. Der Klettersteig Madrisella erstreckt sich über ganze 450 Höhenmeter entlang der felsigen Nordwand.
Geschickt wurden die zahlreichen Vertikalpassagen mit Eisenklammern entschärft – nur ganz kurze C/D-Passagen müssen geklettert werden. Genussklettersteiggeher finden an der mittelschweren Ferrata zahlreiche Rastpositionen. Nach gut zweieinhalb Stunden steht man auf dem 2466 Meter hohen Gipfel.
Weißensee in Kärnten: Vorrang für die Natur
Ein Seeufer, das nur zu einem Drittel bebaut ist (der Rest steht unter Natur- und Landschaftsschutz), und das nicht für eine Durchgangsstraße herhalten musste – das gibt es wahrlich nicht allzu oft im Alpenraum. Auch die private Nutzung von Verbrennungsmotoren ist auf dem See nicht gestattet.
Die Folge: Badewasser in Trinkqualität und ein Idyll der Ruhe für Aktivurlauber mit mehreren hundert Kilometern Wanderwegen. Abends kann man sich dann den Fisch aus dem See schmecken lassen – berühmt ist der Weißensee vor allem für seine Seeforelle.
Celerina im Engadin: Tor zum Glück
Das Engadin mit seiner imposanten Bergwelt und spannenden Historie ist immer einen Besuch wert. Wer das Mondäne scheut, ist in Celerina bestens aufgehoben. Vom Gipfel des Hausbergs Piz Padella bestätigt sich auch optisch, was unten im Tal spürbar ist: Celerina liegt keineswegs im Schatten der prominenten Nachbarn St. Moritz oder Pontresina.
Zum einen, weil Celerina nicht nur der Ort mit den meisten Sonnenstunden im Oberengadin ist, zum anderen, weil sich das Dorf im Kanton Graubünden seinen eigenen Charme bewahrt hat und neben den sportiven Möglichkeiten wie dem Wandern oder Mountainbiken in den Bergen und Seen auch mit Tradition und Kultur überzeugt.
Ágordo in Belluno: Alte Gassen und tiefe Stollen
Wer im Bellunese unterwegs ist, möglicherweise die Civetta oder den Agnèr auf dem Programm hat, sollte auf jeden Fall dem Städtchen Ágordo einen Besuch abstatten. Antonio Stoppani, Verfasser des Italienporträts "Il Bel Paese", bezeichnete es als "wunderschönen Marktflecken, eine Überraschung in dieser wilden Gegend".
Er war Geologe, und als solcher schaute er natürlich nicht nur zu den Dolomitgipfeln, sondern auch ins Bergesinnere. Im Bergwerk bei Ágordo (Museum) wurden über Jahrhunderte die reichen Kupfervorkommen für die Serenissima abgebaut. Wer in den Alpen wandern möchte und dabei noch spannendes Wissen rund um Mensch und Natur sammeln möchte, ist in Ágordo genau richtig.
Soča-Tal in Slowenien: Perle in den Julischen Alpen
Gleich zwei große Fernwanderwege führen durch das wildromantische Soča-Tal in den Julischen Alpen: der Alpe Adria Trail und der Juliana Trail. Damit ist es eines der besten Wandergebiete der Alpen. Auch einfach nur an diesem einem Ort zu bleiben, lohnt sich.
Denn das Soča-Tal bietet genug Abwechslung für einen langen Urlaub, mit imposanten Gipfeln wie dem Triglav, Klettersteigen und einfacheren Wanderungen. Besonders schön zum Wandern und etwas ruhiger ist es im Mai/Juni und September/Oktober.
Chartreuse in Frankreich: Viel Charme
Wenige Kilometer nördlich von Grenoble beginnt mit der Chartreuse das ideale Gebirgsmassiv für einen abwechlsungsreichen Bergurlaub. Nicht nur der Chamechaude, mit 2082 Metern die höchste Erhebung der Gruppe, bezaubert mit seiner markanten Gestalt und aufregenden Wanderoptionen.
Auch für Klettersteigfans, Kletterer und Mountainbiker ist hier allerhand geboten. Charmante Orte wie Saint-Pierre-d‘Entremont sorgen dafür, dass auch die Kulinarik nicht zu kurz kommt – man befindet sich schließlich in Frankreich. Für Trailrunner ist als Standort Saint-Pierre-de-Chartreuse besonders interessant – hier gibt es viele ausgeschilderte Routen für alle Schwierigkeitsgrade.