Leserbericht

Zugspitze im Winter: Alpine Mixed-Tour auf Deutschlands höchsten Berg

Auf die Zugspitze führen nicht nur Wanderrouten und Klettersteige, sondern auch eine sehr herausfordernde und alpine Mixed-Route. Fritz Miller aus der Planet Outdoor Communityhat die Tour im brüchigen Fels by fair means gemeistert.

Die schwierige Mixed-Route "Himmel und Hölle" führte Fritz Miller auf dem Gipfel der Zugspitze. Hier berichtet er dir von seinem alpinen Erlebnis.
Die schwierige Mixed-Route "Himmel und Hölle" führte Fritz Miller auf dem Gipfel der Zugspitze. Hier berichtet er dir von seinem alpinen Erlebnis.© MARIMA - stock.adobe.com

Fritz Miller aus der Planet Outdoor Community hat eine sehr herausforderne Tour unternommen: Er ist im Winter auf die Zugspitze, Deutschlands höchsten Berg.

Dabei hat er aber keine der bekannten Routen, wie übers Reintal oder das Höllental genommen. Der Bergsteiger war in der Mixed-Route "Himmel und Hölle" by fair means unterwegs. Hier berichtet er dir von seinem alpinen Abenteuer.

Winterbesteigung der Zugspitze ohne Seilbahn

27. Januar 2020. Der letzte halbwegs gute Tag, bevor das Wetter komplett umschlägt. Um 4:55 Uhr starten Michaela und ich am Parkplatz der Eibsee-Seilbahn. Es ist trüb und graupelt leicht. Im Morgengrauen stehen wir unter der Nordwand der Zugspitze. Die straffe Westströmung wirbelt im Gipfelbereich Schnee auf, der sich in Form von Spindrifts über die Wand ergießt. Es sieht nicht gut aus für uns, aber wir geben der Sache eine Chance.

Wichtig: Diese alpine Mixed-Tour weist Schwierigkeiten im 5. Grad auf und hat Blankeispassagen. Vor allem durch den brüchigen Fels und die schlechte Sicherungsmöglichkeiten solltest du selbst als erfahrener Alpinist eher nicht in diese 1200 Meter hohe Wand einsteigen.

Von Eis keine Spur, dafür jede Menge lockerer Schnee. Wir kommen dennoch gut voran und stehen bald unter der steilen, brüchigen Headwall. Hier sei Schluss mit lustig, konnten wir im Vorfeld in mehreren Berichten lesen. Sind die kommenden Seillängen Grund für die wenigen Begehungen dieser Route?

Zugspitze Spindrift
Die straffe Westströmung wirbelt im Gipfelbereich Schnee auf, der sich in Form von Spindrifts über die Wand ergießt. Keine idealen Bedingungen, aber Fritz Miller versucht trotzdem, über die Mixed-Route Himmel und Hölle zur Zugspitze zu kommen.© Fritz Miller

Himmel und Hölle an der Zugspitze: Heikle Kletterei, brüchiger Fels, schlechte Sicherungsmöglichkeiten

Über eine Rampe verlassen wir die Route "Himmel und Hölle" nach rechts und gelangen so in einfacher aber heikler Kletterei ins große Schneefeld, welches ca. 200 Höhenmeter unterhalb des Zugspitzgipfels liegt. Dort steigen wir empor, halten uns links, erklettern einen Rücken und traversieren schließlich nach links, Richtung Grat. Nun trennen uns nur noch 30 Meter vom Höllental Klettersteig. Wir haben die Schwachstelle der Headwall gefunden!

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Die rechte Ausstiegsvariante vermeidet den als sehr brüchig beschriebenen Originalausstieg und führt weiter rechts und etwas höher zum Grat beziehungsweiese dem Höllental Klettersteig. Von den 280 eigenständigen Metern liegen rund 200 Meter im einfachen Gelände. Die ersten 50 Meter, ca. M4, sind heikel, weil kaum absicherbar. Die letzten 30 Meter beinhalten brüchige, schlecht absicherbare Abschnitte, ungefähr im Grad UIAA V+.

Diese Tour ist wirklich nur etwas für wahre Alpinisten - kein Wunder, dass die Route "Himmel und Hölle" an der zugspitze bislang kaum wiederholt wurde.
Diese Tour ist wirklich nur etwas für wahre Alpinisten - kein Wunder, dass die Route "Himmel und Hölle" an der Zugspitze bislang kaum wiederholt wurde.© Fritz Miller

Abstieg zur Wiener-Neustädter-Hütte: Schnee bis zum Bauch

Die letzten 100 bis 150 Höhenmeter entlang des Klettersteigs (und Jubiläumsgrates) bringen wir schnell hinter uns. Um 14:30 sind wir oben am Ostgipfel der Zugspitze. Längst steht der Entschluss, über die Wiener-Neustädter-Hütte abzusteigen. Bis zur Hütte brauchen wir nur eine gute Stunde.

Der Weiterweg allerdings geht an die Substanz. Mit Hilfe des GPS folgen wir dem exponierten Steig, der mitunter heikel über diversen Abbrüchen quert. Immer wieder brechen wir bis zum Bauch in den Schnee ein. Zuletzt kämpfen wir uns weglos nach unten, bis wir schließlich den Wald und bald darauf eine Forststraße erreichen. Der Rest ist Formsache. Längst könnten wir der Pizzeria oder sonst wo sitzen, doch wir genießen den nächtlichen Rückweg zum Eibsee, der uns Zeit und unseren Gedanken Raum bietet für einen Rückblick auf einen großen Tag in den winterlichen Bergen.

Die Überschreitung der Zugspitze by fair means führt Fritz Miller im Abstieg über die Wiener-Neustätter-Hütte zum Eibsee.
Die Überschreitung der Zugspitze by fair means führt Fritz Miller im Abstieg über die Wiener-Neustätter-Hütte zum Eibsee.© Fritz Miller

Winterbesteigung der Zugspitze Nordwand: Das musst du wissen

Die Route "Himmel und Hölle" ist derzeit (Stand 01/2020) die einzige Route im zentralen Teil der 1200 Meter hohen Nordwand, die häufiger durchstiegen wird. Die Erstbegehung des Ausstiegsteils erfolgte im Mai 2006 durch Matthias Robl und Marcel Rossbach. Im unteren und mittleren Wandteil war wohl auch früher schon immer wieder mal jemand unterwegs. Laut Alpenvereinsführer vom Bayrischen Schneekar zum Westgipfel bereits im Jahr 1895.

"Himmel und Hölle" ist als Winterroute zu verstehen. Brauchbare Bedingungen kann es vom Spätherbst bis zum Frühjahr geben, wobei eine gute Schneelage sicher vorteilhaft ist. Für den Spätwinter oder den Beginn des Frühjahrs sprechen auch die längeren Tage. Entscheidend ist allerdings eine gut gesetzte, absolut stabile Schneedecke.

Bezüglich Gesamtanspruch ist eine Einordnung dieser Route nicht einfach. Zwar bewegt man sich über weite Strecken im einfacheren Gelände, am Ende werden aber besondere Fähigkeiten im Klettern im brüchigen Fels sowie im Bereich der Sicherungstechnik verlangt. Auch die Routenlänge – vom Ausgangspunkt zum Gipfel sind es immerhin 2000 Höhenmeter – darf keinesfalls unterschätzt werden.

Mixed-Klettern Himmel und Hölle an der Zugspitze: Alle Informationen zur Route

Im unteren Wandteil sind einzelne Stände mit Schlaghaken und Sichtbohrhaken eingerichtet. Vom Beginn des "Seilbahnquergangs" bis unter die Headwall haben wir, abgesehen von der Abseilstelle zur "Eisrinne" (1 Schlaghaken mit Reepschnurschlinge) sowie einem einzelnen Stichtbohrhaken (im Seilbahnquergang), kein fixes Material gefunden.

Der Fels bietet im oberen Wandteil über weite Strecken keine brauchbaren Risse für eine Absicherung mit mobilen Sicherungsmitteln oder Normalhaken.

Folgendes Material können wir empfehlen (Auswahl):

  • 50-m-Einfachseil (für die rechte Ausstiegsvariante besser 60 m)
  • Evtl. Escaper oder Rapline + Notbohrkit für Rückzüge
  • Cams #0.3–2 + kleines Keilset (mittlere Größen)
  • Evtl. 1–2 kurze Eisschrauben (bei uns gab es kein Eis)
  • 2 mittlere und ein großer Pecker + kleines Sortiment Schlaghaken + ggf. zusätzlicher Felshammer
  • Stöcke für Zu- und Abstieg, gute Stirnlampen, Jetboil oder Gaskocher, leichte Daunenjacken, Gerät mit GPS-Funktion und hinterlegter Karte 
Die Mixed-Route "Himmel und Hölle" führt durch die Nordwand der Zugspitze. Im oberen Bereich hat Fritz Miller den brüchigen Teil weiter rechts umgangen (in gelb markiert).
Die Mixed-Route "Himmel und Hölle" führt durch die Nordwand der Zugspitze. Im oberen Bereich hat Fritz Miller den brüchigen Teil weiter rechts umgangen (in gelb markiert).© Fritz Miller

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