12 Steigeisenmodelle im Test
Steigeisen für Gletscher-, Hoch und Skitouren sind so vielseitig wie ihre Einsatzbereiche. Vom Zehn- bis zum Vierzehnzacker, von mehrfach legiertem Stahl bis zum ultraleichten Aluminium haben alle ihre Berechtigung. So finden Sie das passende Modell.
Steigeisen müssen auf Hochtour für alles herhalten: Gemütlich über den Gletscherfirn hatschen und beim Aufstieg guten Griff bieten, im Eis sicher halten und im verschneiten Fels kontrolliertes Klettern ermöglichen sowie beim Abstieg im weichen Schnee nicht rutschen – und leicht und kompakt genug sein, um sie bereitwillig in den Rucksack packen zu können.
Sie lassen sich je nach Einsatzschwerpunkt grob in vier Klassen einteilen: Gletschersteigeisen für leichte Hochtouren mit Eispassagen und kombiniertem Gipfelaufstieg mit zehn bis zwölf Zacken sollten einen möglichst hohen Gehkomfort bieten und die waagerecht vorstehenden Frontzacken sollten nach unten gekrümmt sein. Hochtourensteigeisen für kombinierte Hochtouren oder Eistouren mit zwölf oder 14 Zacken bestehen aus stabilem, abriebfestem Stahl.
Bei einem Schwerpunkt auf Eistouren sollten die besonders spitzen Frontzacken etwas nach unten gerichtet sein, das Stützpaar stärker vorgestellt. Bei Fokus auf Kombi- oder Klettertouren sollten die Zacken möglichst gerade vorstehen und das Stützpaar nahezu senkrecht stehen.
Leichtsteigeisen aus Aluminium, meist mit zehn Zacken, die beim Gehen abrollen, sind ideal für Skitouren, wenn vereiste Firnhänge oder kombinierte Gipfelaufstiege zu bewältigen sind. Wegen des Mini-Gewichts nimmt man sie gerne mit.
Für Eis- oder Kombitouren sind diese nicht geeignet. Steileis- und Mixed-Steigeisen mit senkrecht vorstehenden Frontzacken sind nicht Teil dieser Übersicht.
Die richtige Bindung im Steigeisen
Allround-Steigeisen werden meist mit drei verschiedenen Bindungsvarianten angeboten. Alle lassen sich mit steigeisenfesten Schuhen verwenden, aber nur die Körbchenbindungen mit jedem Schuhtyp. Step-In- bzw. Automatikbindungen mit Metallbügel vorne und höhenverstellbarem Kipphebel hinten sind wegen ihrer Zuverlässigkeit bei schneller und einfacher Bedienung sowie ihrem geringen Gewicht die handlichsten.
Leider passen sie nur auf steigeisenfeste Schuhe mit starrer Sohle und Überständen vorne und hinten. Sie sind auch ideal für Skitourenstiefel, sofern der Kipphebel-Verschluss nicht die Heckfixierung des Skitourenstiefels behindert. Bei der Kombibindung ist der vordere Metallbügel durch einen Kunststoffkorb ersetzt, der mittels Riemen mit dem hochgezogenen Kipphebel verbunden wird und den bedingt steigeisenfesten Schuh mit Fersenriefe auf dem Steigeisen fixiert. Kombibindungen sind wegen ihres guten Frontgefühls bei hoher Zuverlässigkeit für kombinierte Touren ideal und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Die klassische Riemenbindung lockerte sich leicht. Ihr sicherer Ersatz ist die Körbchenbindung mit flexiblen Kunststoffkörben vorne und hinten, die mittels Riemen verbunden und fixiert werden. Sie lässt sich an jedem Schuh vom Trekkingschuh bis zum Skitourenstiefel anbringen. Steigeisen besitzen zur Längenanpassung einen ergonomisch gekrümmten Verbindungssteg mit Lochung zum Fixieren eines per Federstahl-Clip zu öffnenden und verstellenden Dorns.
Je nach Stärke der Feder unterscheidet sich die Leichtigkeit seiner Bedienung. Bei Petzl und Singing Rock erlaubt die versetzte Doppellochung bzw. Schlitzlochung eine extrem feine Einstellung. Größenangaben sind zum Finden des passenden Lochs hilfreich, überlange Stege gibt es für die meisten Modelle.
Einige Hersteller bieten Schrauben zum Verkürzen der Stegverstellung an, da bei zu kleinen Schuhgrößen der Verbindungssteg hinten heraussteht. Revolutionär ist die Verbindung von Vorder- und Hinterteil durch Dyneema-Schnüre, die das Firnsteigeisen ultraleicht und winzig verpackbar machen. Die Verstellung erfolgt durch Versetzen der eingehängten Schnüre sowie der Bindungsbügel zur Optimierung.
Steigeisen handlich verpackt
Wichtiger als geringes Gewicht ist häufig die leichte Verstaubarkeit der Steigeisen im Rucksack durch Zusammenschieben von Vorder- und Hinterteil am Steg: Bei 25 bis 27 Zentimeter kompaktierter Länge geht dies recht gut. Die Höhe der zusammengelegten Steigeisen wird durch die Länge der Zacken innen und der Schuhhalter außen bestimmt. Steigeisen mit Step-In-Bindung sind am flachsten, Korbbindungen meist am unhandlichsten.
Besonders bei nachmittäglichen Gletscherabstiegen kann aufgeweichter Firn oder feuchter Schnee unter den Steigeisen zu dicken Stollen verkleben, was an steilen Hängen lebensgefährlich werden kann. Fast alle Hochtourensteigeisen werden deshalb serienmäßig mit vormontierten Antistollplatten aus Kunststoff ausgeliefert. Diese bedecken möglichst die gesamte Grundfläche. Am effektivsten wirken konvexe Platten, die sich bei Druckbelastung einstülpen.
Viele Steigeisen-Modelle sind noch leichter
Steigeisen für Hochtouren und Skitouren sind sehr vielseitig, und die verschiedenen Bindungen ermöglichen einen optimierten Einsatz. Die Alumodelle sind noch leichter (ab 350 g) geworden, und Allround-Stahlsteigeisen teils mit 14 Zacken sind unter einem Kilo pro Paar zu haben, teils mit sagenhaftem Halt in aufgetautem Firn. Leichte Hybridsteigeisen mit Stahl-Vorderteil und Alu-Hinterteil eignen sich für leichtere Eisfl anken und Felsgrate. Breitere Steigeisen mit kürzeren Vertikalzacken (Edelrid, Singing Rock) ermöglichen bei hartem Untergrund mehr Gehsicherheit.