Allgäuer Alpen: 3 Power-Touren für Bergfexe
Das Allgäu hat für Wanderer und Bergsteiger viel zu bieten. Diese schwierigen und langen Tagestouren in den Allgäuer Bergen sind nur was für echte Bergfexe!
Wenn du richtig fit bist, dann kann eine anspruchsvolle Wanderung mit traumhaften Ausblicken gar nicht lang genug sein. Ausgesetzte Grattouren und leichte Klettereinlagen sowie die allgemeinen alpine Gefahren können dich als echten Bergfex nicht abschrecken.
Wir stellen dir drei schwierige Tageswanderungen vor, die nicht nur lang, sondern auch noch anspruchsvoll sind. Hier dürfen auch die Hände mal anpacken, ohne, dass es gleich eine Klettertour ist. Du solltest diese Touren nur machen, wenn du ihnen konditionell und erfahrungsgemäß gewachsen bist, sonst kann es schnell gefährlich werden!
Schwierige Tagestouren in den Allgäuer Alpen: Diese drei Wanderungen haben es in sich
- Schwierige Wanderung und Klettertour auf den Großen Widderstein
- Anspruchsvolle Wanderung durch die Nebelhorngruppe
- Heilbronner Weg
Schwierige Rundwanderung und Klettertour auf den Großen Widderstein
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass "nur" 1350 Höhenmeter das Kriterium einer großen Tour noch nicht ganz erfüllen. Doch beim Großen Widderstein, der als riesiger Kalkklotz über dem Kleinwalsertal in den Himmel ragt, kommt zu den Höhenmetern eine genauso abwechslungsreiche wie lange Umrundung hinzu.
So erwandertst du mit dem Hinweg über das Bärgundtal und dem Rückweg über das Gemsteltal fast 20 Kilometer Wegstrecke! Höhepunkt der gesamten Unternehmung ist natürlich der südseitige Gipfelanstieg, den du nicht nur wegen der Exposition möglichst früh angehen sollte. Denn wenn du zeitig unterwegs bist, hat gute Chancen eines der Steinbockrudel zu Gesicht zu bekommen, die sich auf dieser Seite des Widderstein wohlfühlen. Bereits im Mittelalter wurde der Berg als »Widerostein« oder "Widerstain" erwähnt.
Die leichten, beim Anstieg zu bewältigenden Kletterstellen stellen übrigens auch für Zweibeiner kein unlösbares Problem dar. Wenn du nach einer Stärkung auf der Widdersteinhütte noch Lust auf einen weiteren Gipfel hat, dann kannst du über den grünen Bergrücken des Koblat zusätzlich das Geißhorn (2368 m) besteigen und von dort direkt zur Obergemstelalpe absteigen. Dazu sind zusätzlich 350 Höhenmeter und gut zwei Stunden Gehzeit zu veranschlagen.
- Dauer: 8 Stunden
- Länge: 18 Km
- Charakter: Schwierige Wanderung: Extrem abwechslungsreiche und aussichtsreiche Rundwanderung. Am Gipfelanstieg wechseln sich Geh- und leichte Kletterpassagen (max. I) ab. Auf Steinschlag achten!
- Route: Baad – Bärgunthütte – Bärgunttobel – Hochalppass – Großer Widderstein – Widdersteinhütte – Gemstelpass – Obere Gemstelalpe – Baad
- Einkehr: Widdersteinhütte (2015 m), geöffnet von Anfang Juni bis Mitte Oktober
Anspruchsvolle Wanderung durch die Nebelhorngruppe
Es gibt nicht viele Bergtouren, bei denen man ausgerechnet am höchsten Punkt so schnell wie möglich weiter will. Wenn du aus dem Oytal über den genauso einsamen wie steilen Gleitsteig zum Seealpsee und von dort weiter zum Nebelhorn aufgestiegen bist, dann kann dir der Trubel des Seilbahn-Bergs schnell zu viel werden. Aber keine Angst: Bereits wenige Meter westlich des Gipfels bist du an der Flanke Richtung Gundkopf meist wieder alleine unterwegs und darfst dich schon jetzt auf ein entlegenes Schmankerl freuen!
Denn im dritten Teil dieser landschaftlich sehr abwechslungsreichen Gebirgsdurchquerung führt ein schmaler Kamm zum besonders aussichtsreichen Entschenkopf. Spätestens hier solltest du eine längere Pause einlegen. Die Oberschenkel haben schließlich noch einiges zu tun. Über einen steilen Nordrücken und schöne Waldhänge geht es zunächst zur urigen Gaisalpe hinab. Und als großes Finale runden ein wilder Bergbach und eine sanfte Talwanderung die außergewöhnliche Tour ab. Da sowohl Ausgangspunkt als auch Endpunkt dieser Tour ideal mit der Bahn zu erreichen sind, bietet sich die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Abgesehen davon kommt nach so einer langen Tour ein Nickerchen auf dem Rückweg im Zug gerade recht.
- Dauer: 10 Stunden
- Länge: 23 Km
- Charakter: Schwierige Wanderung: ausgedehnte, landschaftlich sehr abwechslungsreiche Gebirgsdurchquerung, die nur kurzzeitig von Seilbahnanlagen getrübt wird. Am Entschenkopf ist gute Trittsicherheit erforderlich!
- Start: Bahnhof Oberstdorf (820 m)
- Ende: Bahnhof Fischen (760 m)
- Route: Oberstdorf – Edmund-Probst-Haus – Nebelhorn – Entschenkopf – Fischen
Heilbronner Weg: Lange und schwere Tour in den Allgäuer Alpen
Doppelt so hohe Baukosten wie veranschlagt und eine wegen schlechten Wetters immer wieder verschobene Eröffnung. Der Vorstand der DAV-Sektion Heilbronn atmete sicher tief durch, als sein neuer Höhenweg im Juli 1899 endlich eingeweiht werden konnte. Die Funktionäre ahnten damals aber vermutlich nicht, wie viele Bergsteiger die Gratüberschreitung auch nach über hundert Jahren noch in ihren Bann zieht. Als Tour in dieser Sammlung darf der Heilbronner Höhenweg vor allem dann gelten, wenn du an der Rappenseehütte startet und nach der Überschreitung von der Kemptner Hütte noch ins Tal absteigt. Das ist grundsätzlich auch zu empfehlen, denn am berühmten Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran gelegen, platzt die Kemptner Hütte auch unter der Woche oft aus allen Nähten.
Die übliche Gehrichtung von West nach Ost macht in Sachen Oberschenkelkraft durchaus Sinn.
Im Anschluss führt ein flacher Panoramaweg südlich des Kratzer zum Mädelejoch, von wo man die Kemptner Hütte schon sieht. Einheimische Bergsteiger unternehmen den Heilbronner Weg nicht selten als Tagestour, steigen dann aber zumeist übers Waltenberger Haus in die Socktalscharte auf, wobei sie dann aber den wohl schönsten Abschnitt am Steinschartenkopf verpassen. Aber auch in der Folge sind die Tiefblicke vor allem hinab ins Stillachtal absolut grandios. Wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Lechleiten anreist (Busverbindung von Reutte) kannst du am ersten Tag den Allgäuer Hauptkamm über den Biberkopf und den Hochrappenkopf zur Rappenseehütte überschreiten und am zweiten Tag dann den Heilbronner Höhenweg in Angriff nehmen.
- Dauer: 13 Stunden
- Länge: 24 Km
- Charakter: Schwierige Wanderung: Gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind für diese lange Grattour Voraussetzung. Schwere Stellen sind seilversichert. Der Abstecher zur Mädelegabel erfordert kurz gutes Orientierungsvermögen!
- Start: Birgsau (960 m)
- Ende: Spielmannsau (1000 m)
- Route: Birgsau – Rappenseehütte – Steinschartenkopf – Bockkarkopf – Mädelegabel – Kemptner Hütte – Spielmansau
