Lawinen: Wie sie entstehen und wie du sie vermeiden kannst
Lawinen entstehen ohne Vorwarnung durch geringfügige Auslöser und sind für Wintersportler gefährlich. Gebiete mit Lawinengefahr sollten daher gemieden werden.
Zum Skifahren, Rodeln und Snowboarden zieht es viele in Skigebiete, deren Pisten größtenteils präpariert und gesichert sind. Gleichzeitig locken aber auch die Bereiche abseits der Piste mit ihren unberührten Schneeflächen und steilen Hängen.
Im Winter ist im freien Gelände die Gefahr von Lawinen allgegenwärtig. Sobald sich die Schneedecke verdichtet, können sich große Schichten lösen. Im schlimmsten Fall reißen sie Wintersportler mit sich in den Tod. Doch was sind Lawinen, wie entstehen sie und warum sind sie so gefährlich? Diese Fragen beantworten wir dir hier.
Lawinen: Die wichtigsten Informationen im Überblick
In diesem Ratgeber verraten wir dir
- Was Lawinen sind
- Wo Lawinengefahr herrscht
- Wie Lawinen entstehen
- Die verschiedenen Lawinen-Arten
- Warum Lawinen gefährlich sind
- Wie du dich am besten vor Lawinen schützen kannst
Was sind Lawinen?
Eine Lawine, oder genauer gesagt eine Schneelawine ist eine große Schneemasse, die sich von einem Berghang ablöst und abrubt den Hang hinunter gleitet oder stürzt. In der Regel begräbt sie alles unter sich, was ihr in den Weg kommt und kann dabei große Schäden anrichten. Daneben kann sie auch Geröll, Bäume und Pflanzen mitreißen.
Sie entsteht in allen Bergregionen und Skigebieten und stellt eine erhebliche Bedrohung für die dort lebenden Menschen und die Wintersportler dar, die sich abseits der Pisten aufhalten. Sie wird in ihrer Laufbahn in drei Bereiche eingeteilt:
- Das Anrissgebiet: Der Ort, an dem sich die Lawine löst
- Die Sturzbahn: Das Gebiet, in dem die Lawine ins Tal stürzt
- Das Auslaufgebiet: Der Ort, an dem die Lawine zum Stehen kommt
Wo herrscht Lawinengefahr?
Üblich sind Schneelawinen an steileren Hängen, die ein Gefälle zwischen 30 und 50 Grad aufweisen. Sie bewegen sich so lange, bis die Bergregion wieder flacher wird und kommen dann langsam zum Stillstand. Dabei kann die Lawine eine Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern in der Stunde erreichen. In einigen Fällen kann es passieren, dass die Lawine auch bis zum gegenüberliegenden Hang reicht. Voraussetzung für die Lawinengefahr ist eine große Menge an Schnee aus mehreren Schichten. So kann von alleine, aber auch von Menschen oder Tieren ausgelöst werden.
Wie entstehen Lawinen?
Es gibt mehrere Faktoren, die für die Entstehung von Lawinen entscheidend sind. So muss das Gelände eine entsprechende Hangneigung aufweisen und auch die Beschaffenheit der Schneedecke ist für die Lawinenbildung entscheidend. Letztere besteht oftmals aus mehreren Schichten, die sich an mehreren Tagen mit Schneefall oder Schönwetter gebildet haben. Der Zustand der Schneedecke wird zudem von Wind, Temperatur und Niederschlag beeinflusst. Bei ungünstigen Verhältnissen bildet sich zwischen zwei Schneeschichten eine besonders instabile Schicht, die sogenannte Schwachschicht. Irgendwann beginnt sich die Schicht, die auf dieser Schwachschicht liegt, zu lösen und es kommt zu einem Lawinenabgang.
Es benötigt ein gewisses Zusammenspiel der zuvor genannten Faktoren, damit ein Lawinenabgang möglich ist. Begünstigt werden Lawinenabgänge zudem durch externe Auslöser wie wilde Tiere oder Menschen, die im Gelände unterwegs sind. In Skigebieten wird zur Verminderung der Lawinengefahr teilweise durch kontrollierte Sprengungen vorgebeugt, um den Abgang der Schneemassen präventiv auszulösen.
Welche Arten von Lawinen gibt es?
Nicht nur die Auslöser von Lawinenabgängen sind verschieden. Auch die Lawinen-Arten unterscheiden sich. Je nach Art der Abgrenzung kann zwischen mehrern Arten von Lawinen unterschieden werden. Im Folgenden unterscheiden wir zwischen den folgenden Lawinen-Arten:
- Schneebrettlawine
- Staublawine
- Lockerschneelawine
- Gleitschneelawine
- Nassschneelawine
Schneebrettlawine
Schneebrettlawinen sind für Wintersportler in den Bergen die gefährlichste Lawinen-Art. Sie werden in den meisten Fällen durch Menschen und Tiere ausgelöst und bilden einen linienförmigen Abriss im Schnee. Dabei werden große Mengen an Schnee in Bewegung gesetzt, während die Decke quer zum Hang liegt. Wird ein Schneebrett von einem Skifahrer ausgelöst, befindet sich der Abriss in den meisten Fällen oberhalb der eigenen Position. Dies hat die Folge, dass man in den meisten Fällen von der Lawine erfasst, mitgerissen und verschüttet wird.
Staublawine
Staublawinen entstehen meist beim Abgang von Schneebrettern, wenn diese eine große Fallhöhe und über ausreichend Schneemenge verfügen. Der Schnee vermischt sich mit Luft und es bildet sich eine Staubwolke. Durch große Luftdruckschwankungen, die mit der Staublawine einhergehen, kann eine Druckwelle entstehen, die große Zerstörungen anrichtet. Für Menschen oder Tiere, die in eine Staublawine kommen, besteht hohe Erstickungsgefahr.
Lockerschneelawine
Die Lockerschneelawine wächst in ihrem Verlauf immer weiter und nimmt an Breite und Gewicht zu. Sie entsteht bei ungebundenem Schnee, wenn sich die obere von der unteren Schicht ablöst. Im Vergleich zu Schneebrettlawinen ist diese Lawinen-Art für Skifahrer weniger gefährlich. Dennoch sollte sie nicht unterschätzt werden. Zwar wird die auslösende Person selten von der Lawine mitgerissen. Befinden sich allerdings weitere Skifahrer hangabwärts, werden diese überrollt.
Gleitschneelawine
Bei der Gleitschneelawine rutscht die gesamte Schneemasse ab und nicht nur eine einzelne Schicht der Schneedecke. Der Untergrund muss dafür glatt sein, z. B. bei felsigem Gelände oder steilen Wiesenhängen. Diese Lawinen-Art löst sich in der Regel sehr spontan und wird in den meisten Fällen nicht von Menschen ausgelöst.
Nassschneelawine
Nassschneelawinen sind üblich, wenn es zu tauen beginnt und die ersten Plusgrade herrschen. In der Schneeschicht sammelt sich Flüssigkeit, durch die die Schneedecke verändert wird. Die instabile Aufschichtung löst sich meistens großflächig und ist damit sehr gefährlich.
Warum sind Lawinen so gefährlich?
Lawinen entstehen oftmals durch eine Winzigkeit und kündigen sich nicht an. Sie sind durch die Schneemassen und die hohe Geschwindigkeit eine unkontrollierte Naturgewalt, die alles überrollt und mitreißt, was ihr in den Weg kommt. Für Lawinenopfer besteht nicht nur die Gefahr des Erstickens und Unterkühlens, sondern sie erleiden auch schwere Verletzungen durch Stürze oder durch den Aufprall auf Felsen.
Wie schütze ich mich vor Lawinen?
Wer im Winter abseits von gesicherten Skipisten unterwegs ist, kann die Lawinengefahr nie ganz ausschließen. Es gibt aber mehrere Methoden, um das Risiko, von einer Lawine erfasst zu werden, auf ein Minimum zu reduzieren.
Sorgfältige Tourenplanung
Die Grundlage sollte dabei stets die sorgfältige Tourenplanung sein. Dazu gehört auf jeden Fall der Blick in den Lawinenlagebericht, der bereits Aufschluss über die vorherrschende Lawinensituation und potentielle Gefahrenstellen gibt. In Regionen mit einer hohen Lawinenwarnstufe sollte die Tourenplanung sehr defensiv erfolgen. Expositionen und Geländestrukturen, die im Lawinenlagebericht als Gefahrenstellen benannt werden, sollte man unbedingt vermeiden.
Richtiges Verhalten auf Tour
Daneben ist aber auch die richtige Beurteilung der Lawinensituation vor Ort und das richtige Verhalten auf Tour wichtig, um das Lawinenrisiko so gering wie möglich zu halten. Grundsätzlich sollte man sich ohne Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr nicht oder nur mit erfahrener Begleitung (z.B. Bergführer) ins freie Gelände wagen. Zudem empfiehlen wir die Teilnahme an einem Lawinenkurs, der von Alpenvereinen und zahlreichen Bergschulen regelmäßig angeboten wird.
Ganz allgemein sollte man zudem die folgenden Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen:
- Nie alleine ins Gelände wagen
- Steile Hänge am besten nacheinander und mit ausreichend Abstand zu anderen befahren
- Auf Alarmzeichen, wie Risse und Geräusche der Schneedecke achten
- Das Gelände beobachten und potentielle Gefahrenquellen möglichst umfahren
Das richtige Verhalten bei einem Lawinenabgang
Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch zu einem Lawinenabgang, gibt es ebenfalls einige Verhaltenstipps, die im Notfall Leben retten können:
- Nach Möglichkeit seitlich aus der Lawine herausfahren
- Ist ein Lawinenrucksack* vorhanden, diesen sofort auslösen
- Von Skiern und insbesondere Stöcken befreien
- Versuchen, sich durch Schwimmbewegungen an der Schneeoberfläche zu halten
- Droht eine Verschüttung, Hände über Mund und Nase zu einer Atemhöhle wölben
Wird man von einem Lawinenabgang erfasst, ist es äußerst schwierig, die hier genannten Vorsichtsmaßnahmen anzuwenden. Zu groß ist oftmals die Wucht der Lawine. Wird man verschüttet, hat man oftmals nicht die Möglichkeit, sich selbst zu befreien. Schon in 20 Zentimeter Tiefe ist der umgebende Schnee hart wie Beton.
Wird man nicht selbst, aber jemand aus der Gruppe verschüttet, ist schnelles Handeln gefragt. Verschüttete haben oftmals nur 10-15 Minuten, bevor sie ersticken.
Für den Notfall sollte man immer die richtige LVS-Ausrüstung*, bestehend aus
mit dabei haben und den Umgang damit sicher beherrschen.
Daneben sind auch die folgenden Verhaltenstipps wichtig:
- Den Lawinenabgang beobachten. Markieren, wo die verschüttete Person von der Lawine erfasst wurde und wo sie verschwunden ist.
- Zur eigenen Sicherheit auf die Gefahr von Nachlawinen achten
- Bergrettung verständigen und umgehend mit der Verschüttetensuche (mittels LVS-Gerät und Sonde) beginnen.
- Die verschüttete Person ausgraben - von der Seite und nicht von oben - und zunächst vorsichtig den Kopf freilegen
- Nase und Mund von Schnee freiräumen und die Atmung sicherstellen
- Den restlichen Körper freilegen und Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten, Wärmezufuhr sichern
Der richtige Umgang mit LVS-Ausrüstung und die Lawinenverschüttetensuche sind ebenfalls Bestandteile von Lawinenkursen. An dieser Stelle möchten wir die Teilnahme daran noch einmal ausdrücklich empfehlen. Daneben sollte das im Kurs erlernte Wissen jedes Jahr zum Start der Wintersaison noch einmal geübt und aufgefrischt werden.
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