Reportage

Geld-Berge: das Geschäft mit Permits

Viele Bergsteiger träumen von einem Trekking oder einer Expedition zu den höchsten Gipfeln der Erde. Dazu reicht es aber nicht, ein topfitter Bergsteiger zu sein – der Traum kostet auch bares Geld. Wir verraten, was es mit den Permits auf sich hat.

Viele Gipfel im Himalaya dürfen nur mit Permit bestiegen werden.
Viele Gipfel im Himalaya dürfen nur mit Permit bestiegen werden.© Craig Taylor

Der Aconcagua zum Beispiel, höchster Berg des amerikanischen Kontinents: 800 US-Dollar (USD) kostet er in der Hochsaison, 582 USD in der Nebensaison. Über den Normalweg wohlgemerkt, über den Polengletscher sind 945 bzw. 727 USD fällig.

Denali: 375 Dollar - Everest: 11 000 Dollar!

Der Denali, höchster Punkt der USA: 375 USD. Der Elbrus: vergleichsweise lumpige 25 Euro. Für den Kilimandscharo braucht man zwar kein Gipfelpermit, aber eines für den Nationalpark, in dem sich der Berg befindet: mehr als 100 USD pro Tag sind dafür derzeit fällig, mindestens sechs Tage (und ein Guide) müssen bezahlt werden.

Ganz oben in der Liste steht der Mount Everest: satte 11 000 USD werden in Nepal dafür aufgerufen – nur für die Erlaubnis, ihn besteigen zu dürfen.

Nicht nur Seven-Summits-Sammlern sind Permits ein fester Begriff. Auch reiselustige Bergwanderer müssen immer häufiger für ein Stück Papier bezahlen, um ihre Wunschziele zu erreichen, sei es der Ararat, der Damavand oder der Yushan. Selbst der Pico del Teide, mit 3718 Metern höchster Berg Spaniens, ist zugangsbeschränkt.

Zwar sind die Permits kostenlos im Internet zu beantragen. Aber wer am Teide nicht im vereinbarten Zwei-Stunden-Zeitfenster erscheint, muss sich schon an den Kontrolleuren vorbeischleichen - oder bis zu drei Monate warten, bis wieder ein Zeit-Slot frei ist.

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Besonders in Asien blüht das Geschäft mit den Trekking-, Climbing- und Expeditionspermits. Mit der Nepal Mountaineering Association (NMA), der Trekking Agencies Association Nepal (TAAN) und dem Nepal Tourism Board verwalten gleich mehrere Behörden den Zugang zu Gipfeln und Regionen. Entsprechend unübersichtlich ist die Lage.

Während das Tourismusministerium mit den Expeditionspermits die Zugänge zu allen Acht-, Sieben- und Sechstausendern verwaltet (Permitgebühr zwischen 400 und 5000 USD), darf die NMA, übrigens exakt seit dem 18. Januar 1978, Gebühren für 33 sogenannter »Climbing Peaks« erheben. Diese hießen bis vor kurzem noch »Trekking Peaks«, offenbar hat man erkannt, dass diese Bezeichnung für die teils 6500 Meter hohen Gipfel, darunter die beliebten Ziele Mera Peak und Island Peak (zwischen 70 und 250 USD, je nach Saison) etwas irreführend war.

Allgegenwärtig in Nepal ist zudem das von der TAAN organisierte TIMS, das Trekker Information System. Es ist für alle Bergwanderer verpflichtend, soll illegale Trekkingaktivitäten bekämpfen und für Sicherheit sorgen. Für Individualtrekker beträgt es 20 USD, für organisierte Treks 10 USD. Dazu kommt dann je nach Zielregion eine Sondersumme: für Treks ins Everest-Gebiet etwa 10 USD pro Woche, nach Mustang 500 USD für die ersten zehn Tage. Nicht inbegriffen sind etwaige Nationalpark-Eintrittsgebühren.

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Was passiert mit den Geldern?

Was genau mit den Einnahmen passiert, ist schwer zu sagen. Laut nepalesischer Tourismusbehörde fließen zumindest »Teile der Einnahmen« in Rettungsmaßnahmen und Wegeerhalt. Die NMA gibt auf ihrer Website jedoch auch an, dass die Gebühren »ausländischer Bergsteiger für die Climbing Peaks die Haupteinnahmequelle des Vereins« sei.

Der US-Bergsteiger Alan Arnette, der die Seven Summits bestiegen hat und Nepal Dutzende Male bereiste, gibt zu bedenken, dass in Nepal die Gelder »einfach nur für das Recht, den Berg zu besteigen« gedacht seien, während am Aconcagua und Denali die Permits zweckgebunden in die Finanzierung von Rettungsflügen, Bergungen, Rangern und nicht zuletzt in den Umweltschutz fließen würden.

Auch Bergführer Jörn Heller von Summit Project vermutet, dass in Nepal die Einnahmen aus Permits »stellenweise versickern« könnten. »Am Denali, am Aconcagua, am Kilimandscharo «, sagt Heller, »sieht man schon an der Infrastruktur, dass die Gebühren auch sinnvoll verwendet werden.«

Klaus Teuchert, der seit 2009 die Agentur Adventure Geo Treks in Chemnitz betreibt, berichtet, dass im Oktober 2015 die Permitvergabe für Climbing Peaks plötzlich von der NMA zum Nepal Tourism Board wechselte – samt Preisaufschlag. Zudem gebe es häufiger Probleme mit der Auszahlung von Pfandgebühren, etwa für eingesammelten Müll.

Unsichere Lage in China

All die Ungereimtheiten sind jedoch vor dem Hintergrund zu sehen, an den Billi Bierling erinnert: »Nepal gehört doch noch zu den ärmsten Ländern der Welt. Da sind die Permits eine Einnahmequelle«, sagt Bierling, die als erste Deutsche auf dem Lhotse stand und in Kathmandu der Himalaya- Chronistin Elizabeth Hawley assistierte.

Während man in Nepal in der Regel jedes erforderliche Permit erhält, ist die Lage in China unsicherer. Grenzschließungen wie 2008 am Everest, als für den olympischen Fackellauf die Nordseite gesperrt wurde und so manche Agentur viel Geld verlor, schrecken auch professionelle Bergsteiger ab. Ende 2014 entzog man Denis Urubko, Alex Txikon und Adam Bielicki kurzfristig ihr Permit für den K2. Offizielle Begründung: Terrorgefahr.

Wer sich heute einer organisierten, »wiederholbaren Auslandsbergfahrt« anschließt, wird mit all dem nicht in Berührung kommen. Aber mit Geduld und etwas Aufwand ist die Permit-Organisation auch in Eigenregie möglich, versichern Heller und Teuchert. Nur ohne sollte man nicht unterwegs sein. Manche Bergsteiger bauen zwar darauf, dass gerade im 6000er- Bereich eine flächendeckende Kontrolle schlicht nicht umsetzbar ist. Doch wer im Notfall Hilfe organisieren muss, fliegt garantiert auf – und wird mit Geldbußen und Ausweisung bis hin zu Einreiseverboten bestraft.

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Permits in den Alpen?

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern sind in den Alpenländern weder für Gipfel noch für Nationalparks Gebühren fällig. Auch der international stärker werdende Trend, einen begleitenden Führer vorzuschreiben – in Nepal sind nur noch die Nationalparks in der Everest-, Langtang- und Annapurnaregion ohne Guide zugänglich – wird wohl kaum auf die Alpen übergreifen.

Einen ersten Schritt in diese Richtung gibt es aber: Seit 2019 müssen Bergsteiger, die zwischen dem 1. Juni und 29. September auf den Mont Blanc wollen, mindestens eine Reservierung für eine der drei Übernachtungshütten auf dem Weg vorweisen. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Geldbuße in Höhe von bis zu 30.000 Euro und bis zu zwei Jahre Haft rechnen!

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