Hochtourenkurs: So gelingt der sichere Einsteig ins Eis
Hochtouren gehören zu den anspruchsvollsten, aber auch faszinierendsten Bergsportdisziplinen. Wer hoch hinaus will, sollte deshalb gut vorbereitet und entsprechend ausgerüstet sein. Ein Hochtourenkurs vermittelt die nötigen Grundlagen.
Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen auf der Wiese oberhalb des Taschachhauses im Pitztal verabschieden sich. Noch sind die Teilnehmer des Hochtourenkurses hier schwer beschäftigt und üben in diversen Seilschaften, was bis morgen beim Gang ins reale Eis und beim Abseilen in eine Gletscherspalte sitzen sollte.
Wohl denen, die schon Vorkenntnisse mitbringen, für die Sackstich, Halbmastwurf, Prusik- oder Bandschlingenklemmknoten keine Fremdworte sind und die vielleicht schon mal eine Verankerung gebaut haben.
Alle anderen, die die hohe Knotenkunst oder auch andere notwendigen Basics noch nicht beherrschen, sind doch sehr gefordert und dankbar für die geduldige Unterstützung der Bergführer oder der anderen in der Seilschaft. Lernen voneinander und von Profis, Erfahrungen sammeln und Üben in qualifizierter Begleitung – jedem, der sicher hoch hinaus will, sei ein Hochtourenkurs zur Vorbereitung ans Herz gelegt.
Die Ansprüche einer Hochtour
Denn eine Tour in die faszinierende, und spaltenreiche Gletscherwelt ist wahrlich kein Spaziergang und erfordert weitaus mehr Vorbereitung, Planung und Wissen als eine durchschnittliche Bergtour.
"Als Hochtourengeher muss man Kondition und Kraft mit bringen, vor allem aber auch Wissen und Übung im Umgang mit dem Terrain, dem Material und den Sicherungs- und Rettungstechniken", sagt Stefan Hofmeister, Berg- und Skiführer sowie Bergschulleiter der Blue Mountain Spirit Bergschule.
Ausrüstung und Equipment für Hochtouren
Alleine schon bei der Ausrüstung stellen sich viele Fragen: Was brauche ich neben der richtigen Bekleidung, einem Rucksack und den richtigen, steigeisentauglichen Bergschuhen noch alles?
Warum brauche ich was und wie setze ich es am besten ein? Bandschnüre, Reepschnüre, Seile, Karabiner, Eisschrauben, Klemmen, Steigeisen, Pickel – auf was muss ich bei den unterschiedlichen Modellen achten?
Das ist fast schon eine Wissenschaft für sich heute. Die Produkte werden immer spezifischer. Man sollte deshalb genau wissen, für was man es einsetzen will, bevor man sich etwas zulegt.
"Zudem sollte man die eigene Ausrüstung vor dem Einsatz immer auf ihre Tauglichkeit und auch deren Haltbarkeit überprüfen. Helme und Bandschlingen sollte man zum Beispiel nach zehn Jahren nicht mehr verwenden", sagt Bergführer Stefan Hofmeister.
Steigeisen und Seilschaft in der Praxis
Praxistag: Nach dem Zustieg am frühen Morgen folgt beim Hochtourenkurs der erste Eiskontakt. Stefan überprüft das richtige Anlegen der Steigeisen und zeigt, wie man damit geht, ohne sich gleich die Hose zu zerfetzen oder zu stolpern.
Auf was muss man achten, wenn man eine Seilschaft zusammenstellt? Wie bindet man sich ein und welche Abstände gilt es einzuhalten? Auch das wird beim Hochtourenkurs beantwortet.
Eisschrauben setzen, Spaltenbergung und Co.
Dann geht es ans Eingemachte: Eisschrauben richtig setzen, solide Verankerungen errichten und die diversen Techniken der Spaltenbergung wie Selbstrettung, Lose Rolle und Mannschaftszug. Immer im Wechsel, so dass alle Kursteilnehmer mal ran müssen.
Die Komplexität des Themas wird allen sehr bewusst. Und allen ist klar, dass hier fundiertes Wissen und regelmäßiges Üben lebensrettend sein kann.
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