Wandern in der Zugspitz Region: Höllentalangerhütte
Neues an historischem Standort. Modernistischer Schachtelneubau in einer bayerischen Bilderbuchlandschaft oder vielmehr ein in die Zukunft weisender architektonisch gelungener Holz-Beton-Mix - am neuen Höllentalangerhütten-Bau scheiden sich die Geister. Vielleicht liegt die Wahrheit aber auch genau in der Mitte.
Der DAV testet neue Wege, zumindest bei der Höllentalangerhütte. Der 5 Mio. Euro teure Bau ersetzt seit 2015 erstmals komplett eine alte traditionelle Hütte.
Allerdings aus der Not heraus, denn die alte Angerhütte war zu klein, zu marode und rief letztlich sogar das Gesundheitsamt auf den Plan. Aber sie war schön und nostalgisch, auch wenn man sein Bier mangels Platz oft draußen an der kühlen Abendluft trinken musste.
Höllentalangerhütte: Entscheidung für den Neubau
Daran scheiden sich natürlich die Geister: Die einen wetterten gegen den modernistischen Schachtelneubau und gründeten gar die Petition "Rettet die Höllentalangerhütte". Die anderen, Pragmatischeren betonten die Notwendigkeit eines Neubaus aus vielerlei Gründen. Die reichten von der Baufälligkeit bis zum Lawinenschutz. Sie hatten eindeutig die besseren Argumente, und so wurde 2013 die alte Hütte abgerissen und 2014/15 durch den Neubau ersetzt.
Geduckt steht die Hütte jetzt am Hang, die Lärchenschindeln fügen sich gut ins Gelände ein, weniger schön ist der viele Beton. Das Pultdach ist gewöhnungsbedürftig, aber nötig wegen der Lawinen. Eine Frage aber muss erlaubt sein: Muss eine Hütte so groß sein wie die Zahl möglicher Gäste, oder muss die Zahl der Besucher sich auch nach der Größe der Landschaft und der Naturverträglichkeit richten?
Die Hütte im engen Taleinschnitt zwischen Höllental/Blassen- und Waxenstein/Riffelwand-Kamm ist von Ende Mai bis Mitte Oktober bewirtschaftet. Die alte Höllentalangerhütte ist aber nicht gänzlich verloren: 2016 wurde die Urzelle der Hütte aus dem Jahr 1893 am Alpinen Museum in München wieder aufgebaut.
Autarke Energieversorgung der Hütte
Da die Hütte eine Insellage aufweist und im Höllental weder Strom noch Abwasserleitungen liegen, müssen hohe Summen (ca. 1 Mio. Euro) für die Modernisierung bzw. Erneuerung der Ver- und Entsorgungsanlagen aufgewendet werden, um eine umweltverträgliche Energie- und Wasserversorgung zu gewährleisten. Die Energieversorgung der Höllentalangerhütte soll dabei im Zuge von Sanierungsarbeiten gänzlich mit Wasserkraft realisiert werden.
Dazu wird das Wasser vom Hammersbach unterhalb der Hütte gefasst und zur Energiegewinnung genutzt. 15 000 und 17 000 Liter Diesel für nur fünf Monate Betrieb werden bisher benötigt. "Ein Wahnsinn", findet DAV-Hüttenwart Gesell. Und damit nicht genug, störe das Gebrumme der Aggregate doch auch die Übernachtungsgäste.
Legendärer Weg aus dem Höllental zur Zugspitze
Die Höllentalangerhütte ist der ideale Ausgangspunkt, um die Zugspitze von ihrer abenteuerlichsten Seite über die berühmte Höllentalroute zu besteigen. Das wilde, naturbelassene Höllental bietet die geeignete Kulisse, um den Höllentalferner, den zweitgrößten Gletscher Deutschlands, zu erreichen. Der Kargletscher, der vor Sonneneinstrahlung gut geschützt zwischen den Riffelwandspitzen und der Zugspitze in einem Felskessel liegt, bedeckt eine Fläche von ca. 22 Hektar.
Er ist der einzige deutsche Gletscher mit einer Gletscherzunge – diese ist etwa einen Kilometer lang und bis zu 50 Meter dick. Seine nordseitige Lage und die großen Mengen an Lawinenschnee sorgen dafür, dass dieser Gletscher noch nicht von der Klimaerwärmung bedroht ist.
Der Anstieg auf dem Gletscher ist nicht ganz ohne, immer wieder kommt es bei Blankeis zu Spaltenstürzen. Seine Randkluft bildet außerdem eine der Schlüsselstellen beim Einstieg in den Höllental-Klettersteig. Dieser führt mit seinen C-Passagen dann sehr steil hinauf zu Deutschlands höchstem Gipfel, der Zugspitze.
Wasserreiche Höllentalklamm
Die Klamm wurde schon vor 100 Jahren erschlossen und bietet eine einzigartige Wasserlandschaft: Schluchten von bis zu 150 Meter Tiefe, zahllose Wasserfälle und bizarr ausgewaschene Felsskulpturen überraschen in der nassen, teils klaustrophobisch eng anmutenden Klamm, die auf einer Länge von 1000 Metern das enge und steile Ende des Höllentals im Zugspitzmassiv bildet.
Hier hat der Hammersbach im Lauf der Zeit diese tiefe und enge Schlucht in den Muschelkalk hineingefressen.
Höllentalangerhütte: Der Hüttenzustieg
Von Hammersbach (760 m) aus wandern wir am gleichnamigen Bach entlang und anschließend auf dem hervorragend ausgebauten und gepflegten Steig durch die spektakuläre Höllentalklamm.
Dann folgt ein kurzes Stück durch das sich öffnende Höllental, bis wir die Höllentalangerhütte erreicht haben. Der Anstieg ist auch für Familien mit Kindern geeignet. Ein Regenschutz ist erforderlich, da es in der Klamm häufig tropft und spritzt. Abstieg auf dem Anstiegsweg.
Region
Touren-Charakter
Feuchte, aber faszinierende Klammdurchquerung (Eintritt, DAV-Mitglieder ermäßigt) auf gepflegten, beleuchteten und versicherten Steigen
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz in Hammersbach
Endpunkt
Wanderparkplatz im HammersbachSchönstes Panoramawandern: Das bietet der Zustieg vom Kreuzeckhaus (1652 m, Kreuzeck-Seilbahn) auf das Hupfleitenjoch (1750 m, 1 Std., 150 Hm). Von hier passiert man das exponiert liegende Knappenhaus. Dabei bieten sich am Nordhang fantastische Ausblicke hinunter ins Höllental, aber auch ins Wettersteingebirge.
Einige Gegenanstiege sind bis zur Hütte (2.30 Std., 400 Hm) zu bewältigen. Auch Trittsicherheit ist erforderlich, da teils ausgesetzte Stellen am Steilhang zu überwinden sind. Abstieg auf dem Anstiegsweg.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.