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Bergwandern
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Wandern Zugspitz Region: Vom Westen auf die Zugspitze

Anspruch:
schwer
Dauer:
07:00 Std.
Aufstieg:
1750 m
Abstieg:
1750 m

Wiener Berghütte unterm Stopselzieher. Einmal aus eigener Kraft auf Deutschlands höchsten Berg zu steigen, steht auf der Bergwunschliste vieler Alpinis­ten. Durch die Westflanke erreichen sie von Ehrwald über die Wiener Neustädter Hütte und den Stopselzieher-Klettersteig den 2962 Meter hohen Gipfel auf dem direktesten Weg.

Beschreibung

Der Westweg von der Tiroler Seite

über die Wiener Neustädter Hütte ist unter den drei beliebtesten Aufstiegen auf die Zugspitze der am wenigsten begangene. Man wird zwar auch dort kaum allein unterwegs sein, aber es ist deutlich weniger los als auf den Routen durch das Reintal oder das Höllental. Die Zugspitze bietet zudem an der Ehrwalder Seite eine recht abwechslungsreiche Bergtour in eindrucksvoller hochalpiner Szenerie. Blickt man vom Ausgangspunkt an der Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn zur Gipfelstation hinauf, mag man kaum glauben, dass durch diese mächtige Felsflanke ein Steig zieht. Der ist anspruchsvoll und technisch wie konditionell nicht zu unterschätzen, sollte aber bei sicherem Wetter routinierten »Normalbergsteigern« keine großen Probleme machen.

Richtig fitte Bergspechte, die auch gern recht früh aufbrechen, können die über 1700 Höhenmeter zum Gipfel auch an einem Tag abreißen. Deutlich entschleunigter unterwegs ist dagegen, wer am Nachmittag gemütlich bis zur kleinen Wiener Neustädter Hütte aufsteigt und auf knapp über 2200 Metern Höhe übernachtet. Von hier oben kann man dank der nach Westen ausgerichteten Lage schöne Sonnenuntergänge beobachten und am nächsten Tag den Gipfelanstieg ohne Eile fortsetzen.

Hinter der Station der Tiroler Zugspitzbahn

führt der bezeichnete Weg zur Wiener Neustädter Hütte entlang einer alten Skitrasse bis zu einer Schotterreiße. Auf dem Georg-Jäger-Steig geht es dann steil durch Geröll, Wiesen, Gebüsch und Latschen ins ausufernde Gamskar. Oberhalb der Ehrwalder Köpfe quert der Weg die Fundamente der verfallenen Mittelstation der alten Bahn. Bald mündet von links der Steig vom Eibsee ein, und schließlich unterquert man die hohe Stütze 2 der Seilbahn auf der Gratkante. Nordseitig führt der Weg, an einigen ausgesetzten Stellen mit Drahtseilsicherungen versehen, ins österreichische Schneekar und zur Wiener Neustädter Hütte, die sich etwas am westlichen Rand des weitläufigen Felsgeländes versteckt.

Ein echter Oldtimer ist der Klettersteig

durch die Westflanke zur Zugspitze, er wurde schon 1879 eingerichtet. Ziemlich betagt ist auch die fünf Jahre später von der Sektion Wiener Neustadt des Österreichischen Touristenklubs ÖTK eingeweihte Wiener Neustädter Hütte. Die wurde, weil schnell zu klein, schon 1891 ein erstes Mal erweitert. 1951 übernahm die ÖTK-Zentrale in Wien die Betreuung, 2001 auch das Eigentum an der Hütte. Seitdem wurde umfassend saniert und modernisiert, sodass die Schutzhütte mit Haupt- und Schlafgebäude auf einem zeitgemäßen technischen Stand ist und 2009 ihr 125-jähriges Jubiläum feiern konnte. Bei aller technischen Erneuerung blieb der ursprüngliche, einfache Hüttencharakter erhalten, der so gut zum Ambiente im wilden Fels­gelände passt. Wenn die bergwärts fahrende Gondel in der Abenddämmerung lautlos in den Gipfelwolken verschwindet und die Bergstation in der heraufziehenden Dunkelheit diffus herableuchtet, schafft das schon Atmosphäre.

Nach erholsamer Nacht ohne Schnarcher

(hoffentlich) in einem der gepflegten Zimmerlager erreicht man am nächsten Morgen durch Geröll ansteigend das obere Ende des Schneekars. Am Einstieg zum Klettersteig legt man die Klettersteigausrüstung inklusive Helm an. Es folgt der berühmte Stopselzieher, ein spektakulärer Felstunnel, der gut gesichert mit Trittklammern und Stahlseilen in eine etwas kräftezehrende, kaminartige Felsstufe überleitet. Konzentriert steigt man weiter und gelangt wechselweise über gesichertes und nicht gesichertes Gelände zu einer gestuften Rippe, der man bis zum Ende der Versicherungen folgt. Zwischendurch bleibt genügend Zeit, um zur Hütte hinab- und zu den Gondeln der Seilbahn hinauf- bzw. hinüberzuschauen. Noch einmal geht es steil aufwärts zur verfallenen Kammstation der 1962 abgebrannten alten Bergstation, dann ist schnell die Grathöhe erreicht, wo man in die Sonne blinzeln und über das Zugspitzplatt schauen kann.

Nun schwenkt man auf den Gratweg zum Gipfel ein und erreicht über einige Kehren, begleitet von Drahtseilen und vielen Kabeln, den verbauten Gipfel der Zugspitze. Durch das Betonlabyrinth gelangt man auf die Aussichtsterrasse mit der Wetterstation und dem Münchner Haus. Spätestens hier holt einen der Zugspitz-Touristenrummel ein, und auf den wenigen Metern über eine kurze Leiter und ein paar Drahtseilsicherungen hinauf zum großen vergoldeten Gipfelkreuz kann man so manch kuriose Szene beobachten. Jetzt ist etwas Geduld gefragt, was nach dem erfolgreichen Aufstieg aus eigener Kraft aber kein Problem ist. Und ehrlich gesagt: Die Abfahrt mit der Tiroler Zugspitzbahn innerhalb von zehn Minuten erspart einige Stunden Abstieg und so manches Zwicken im Knie. Und sie ermöglicht aufschlussreiche Einblicke von oben in die Aufstiegsroute.

Touren-Charakter

Lange, anspruchsvolle Tour in hochalpinem Gelände, Klettersteig (A/B), Klettersteigset mit Helm (Steinschlag) notwendig, ebenso Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und sichere Wetterverhältnisse ohne Gewitterrisiko

Ausgangspunkt

Talstation Ehrwalder Zugspitzbahn, 1228m

Route

1. Tag 3-3,5Std., 2. Tag 3-3,5Std.

Information

Höhenmeter: 1750 Hm

Traditionshütte mit viel Technik

Die über 130 Jahre alte Wiener Neustädter Hütte ist vom Keller bis zum Dach in einem Topzustand, mit neuen Fenstern, einem Sanitärzubau mit Komposttoilette inkl. biologischer Abwasserreinigung, einer Solarwarmwasser-/Fotovoltaikanlage, einem Notstromaggregat, einer Quellfassung mit Hochbehälter, einem Notspeicher im Keller und einer Dachwassergewinnungsanlage. Interessant ist aber auch der Blick zurück: Das »Museumseck« im Gastraum veranschaulicht mit einigen Ausstellungsstücken die Bauphasen der Wiener Neustädter Hütte und zeigt auch, wie die Bergler vor über 100 Jahren unterwegs waren.

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Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.