JBerg-Verlag
Wanderbuch
wandern

Wandern Tölzer Land: Herzogstand und Heimgarten

Anspruch:
schwer
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
12 km
Aufstieg:
450 m
Abstieg:
1240 m

Eine Überschreitung mit Pfiff. Diese Tour ist top, keine Frage: eine bequeme Auffahrt mit der Seilschwebebahn, zwei Gipfel, zwei Hütten, ein schmaler Grat und eine große Kulisse. Besonders faszinierend sind die Tiefblicke auf den Kochel- und den Walchensee.

Beschreibung

Das Zwischenhoch wird, wenn man den Meteorologen glauben mag, eher kurzlebig sein, ein Fenster mit blauem Himmel gibt es für (höchstens) einen Tag. Den Sonntag. Das kompliziert die Angelegenheit zusätzlich, weil auch die Münchner davon Wind bekommen werden. Und das heißt dann: ab in die Berge, Parkplätze besetzt, warten an der Seilbahn und auf der Hüttenterrasse. Was tun?

Vorschlag Nummer eins: zu Fuß hinauf zum Herzogstandhaus. Das ist Mona, die gerade durch ein kleines Tief (kein meteorologisches) segelt, zu weit, zu anstrengend. Vorschlag Nummer zwei: azyklisch operieren, erst spät losgehen, bei einer Gehzeit von gut vier Stunden plus Zwischenstopp an der Heimgartenhütte kein Problem. Also schwebt das Quartett nach Mittag von Walchensee hinauf zum Fahrenbergkopf: 800 Höhenmeter in vier Minuten. Deutlich gemütlicher geht’s anschließend weiter, hinüber zum Herzogstandhaus, dann unter dem Martinskopf hindurch und in weit ausholenden Schleifen hinauf zum Pavillon am Herzogstand (1731m). Auf dem ehemaligen Reitweg ist viel Volk unterwegs, wobei nicht alle sehr bergtüchtig wirken. Ein Pferd entdecken wir allerdings keines.

Der Blick ins weite Rund ist ungetrübt, Mona guckt allerdings etwas skeptisch nach Westen. Sie hat das Schild gesehen, das gänzlich Unerfahrene vom Weiterweg zum Heimgarten abhalten soll.

»Mona, das schaffst du locker!«, verspreche ich ihr. So ganz überzeugt ist sie nicht: »Hey, das sagst du doch immer.«

Vom Pavillon am Herzogstand aus ist die dünne Spur zwischen den Latschen gut auszumachen; nicht zu übersehen sind auch die felsigen Abschnitte des recht schmalen Kammes. Doch wer trittsicher ist und beim Blick in die Tiefe nicht gleich weiche Knie bekommt, darf sich guten Gewissens an die Kammüberschreitung wagen. Sie führt vom Herzogstand zunächst kurz an dem schrofigen Gipfelhang abwärts, dann – nur mehr leicht an Höhe verlierend – an der recht schmalen Gratschneide entlang. Seilgeländer sowie Drahtseile sichern die etwas ausgesetzten Passagen. Tausend Meter tiefer schmiegt sich der Kochelsee an den Bergfuß. Eine felsige Kuppe mit Kreuz wird links umgangen; am tiefsten Punkt des Kammes beginnt der Gegenanstieg zum Heimgarten (1791m), garniert mit reichlich Geröll und splittrigem Fels.

Mona schnauft ein bisschen, lacht. Durst haben wir alle, Arthur bestellt eine Brotzeit für vier. Die schmeckt prima, weniger toll sind die Wolken, die von Nordwesten hereinziehen. An der Soiernspitze hängt bereits ein dunkles Fähnchen, als möchte es uns zuwinken. Schon verstanden! Wir machen uns an den Abstieg, die Regenjacken sind zwar im Rucksack, aber nass werden möchten wir nicht unbedingt.

Unser Weg führt am Südhang des Heimgartens bald einmal in den Wald. Drunten im Sattel an der Ohlstädter Alm geht’s kurz nochmals bergan. An einer Geländeschulter wird aus dem Auf- wieder ein Abstieg, der einem bewaldeten Rücken folgt. In vielen Kehren läuft das Weglein über den allmählich schmaler und felsiger werdenden Grat. Eine Treppe entlässt uns in flacheres Gelände, eine breite Fahrspur leitet zurück ins Siedlungsgebiet von Walchensee. Irgendwo hinterm Simetsberg brummelt es anhaltend, zwei-, dreimal zucken Blitze über den Wolkenhimmel. Dann sind wir am Parkplatz der Seilbahn – gerade rechtzeitig, bevor es zu regnen anfängt. Glück gehabt!

Touren-Charakter

Spannende Gratwanderung mit einigen felsigen Passagen (Sicherungen), zwei eher kurze Anstiege; für den langen, teilweise steilen Abstieg sind Teleskopstöcke angenehm.

Ausgangspunkt

Parkplatz der Herzogstandseilbahn am Walchensee

Endpunkt

Parkplatz der Herzogstandseilbahn am Walchensee

Hüttenweg zu Fuß

Natürlich kommt man auch zu Fuß zum Herzogstandhaus, in gut zwei Stunden von der Talstation der Herzogstandbahn auf sehr schön angelegtem Bergweg.

Franz-Marc-Museum

Kunst und Natur, Künstler und Berge sind sich schon vor über hundert Jahren am bayerischen Alpenrand begegnet. In Murnau wurde die legendäre Künstlervereinigung »Der Blaue Reiter« gegründet, für deren expressionistische Arbeiten das Museum in Kochel einen würdigen Rahmen abgibt (täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr, im Winter bis 17 Uhr), www.franz-marc-museum.de).

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.