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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Südtirol: Hirzer, 2781 m

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
8 km
Aufstieg:
850 m
Abstieg:
850 m

Als höchster Gipfel der Sarntaler Alpen ist der Hirzer ein populäres Ziel. Quasi aus der Mitte Südtirols heraus überblickt man fast alles, was zwischen Ortler und Dolomiten, Alpenhauptkamm und Unterland Rang und Namen hat. Pfiffig ist der selten gewählte Aufstieg via Hönigspitze.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Die Seilbahn ab Saltaus überwindet bereits stattliche 1500 Höhenmeter, wodurch die Tour überhaupt nur als normales Tagespensum durchführbar ist. Wir entsteigen der Gondel bei der Bergstation Klammeben  und orientieren uns hier im Bereich des ausstreichenden Rückens aufwärts. Die breiteren Wege Richtung Hirzerhütte und Stafellalm bleiben also unberücksichtigt. Unser Pfad schneidet die Hanglagen der Sonntagsweide südwärts und kommt zu einer Wegkreuzung  (0:45 Std.), wo die Route von der Stafellalm einmündet.

Nun geht es dem eigentlichen Westgrat der Hönigspitze entgegen. Oberhalb einer längst aufgelassenen Liftstation profiliert sich dieser und wirft zunehmend schrofige Hindernisse auf. Wir halten uns nur teilweise nah an der Schneide und weichen meist einige Meter in die südliche Flanke aus. Kletterei ist derweil kaum erforderlich, Trittsicherheit allerdings obligatorisch, denn das Gelände ist steil, abschüssig und vom Gestein her nicht besonders solide. Die Aussicht ist bereits während dieses Aufstiegs exzellent und viel weiter als auf der rege begangenen Normalroute durchs Kar. Über eine kreuzgeschmückte Gratkanzel (2623 m) hinweg erreichen wir mit dem Gipfel der Hönigspitze  (2:15 Std.) das erste große Zwischenziel und gleichzeitig die Hauptgratlinie des Sarntaler Westkamms.

An dieser Stelle dreht die Route nordwärts ein. Wir bewegen uns in leichtem Auf und Ab am felsig-schuttigen Grat entlang und passieren die Obere Scharte (2678 m), die auch Hirzerscharte genannt wird. Zunächst gesellt sich hier von links die Passeirer Normalroute durchs Sauerloch dazu (für später vormerken), kurz darauf mündet auch der Sarntaler Anstieg über die Anteranalm ein. Auf erdiger, aber passabler Steigspur gehen wir den Gipfelaufbau an, biegen dabei etwas nach rechts aus und erklimmen den Gipfel des Hirzers  (3:00 Std.) zuletzt über den Ostgrat.

Es wurde nicht zu viel versprochen: Die Aussicht vom Hirzer ist wirklich gewaltig. Deshalb sollte man unbedingt einen klaren Tag für die Besteigung wählen, um alles im weiten Rund auch gebührend bewundern zu können. Sehr ausdrucksstark bietet sich jenseits des Passeiertals die Texelgruppe dar. Dahinter erscheinen die Hochgipfel des Ötztaler Hauptkamms, die nach rechts von den Stubaiern abgelöst werden. Die anderen Berge rund um das Sarntal sind nicht mächtig genug, um die Sicht Richtung Zillertaler Alpen und Dolomiten zu versperren. Gerade Letztere üben als markante Zackenphalanx stets eine besondere Faszination aus, auch wenn wir sie hier nur aus der Ferne betrachten. Gen Süden schweift unser Blick an den Plattenspitzen und dem Ifinger-Massiv vorbei ins Südtiroler Unterland sowie in die Trentiner Berge, wo er meist vom Dunst geschluckt wird. Aber die gletscherbewehrten Ortler-Alpen stehen im Südwesten vielleicht in ganz besonderer Brillanz am Horizont.

Nachdem wir uns an alledem ­sattgesehen haben, rüsten wir zum Abstieg und kehren zunächst zur Oberen Scharte zurück. Aufpassen, dass man nicht aus Unaufmerksamkeit die Route ins Sarntal einschlägt. Erst jenseits der tiefsten Einsattelung steigen wir in den westseitigen Abhang ein, der sich zuoberst steil und bröselig präsentiert. Die Spuren ziehen in das Kar des Sauerlochs hinunter und halten sich dort an die rechte Seite, unterhalb des Hirzers. Auch wenn es sich um einen häufig begangenen Normalweg handelt, haben ungünstige Bedingungen hier schon manchen Aspiranten in die Bredouille gebracht. Im Frühsommer sowie nach vorangegangenen Wetterstürzen auch im Herbst können nämlich Schneefelder prekär sein, insbesondere im steileren oberen Abschnitt. Nach unten hin läuft die Route freilich gutmütig aus, geht aus dem schuttreichen Gelände in liebliche Hochweiden über und trifft schließlich auf der Tallner Alm ein. Hier lädt die Hirzerhütte  (4:40 Std.) zur Schluss­einkehr, nebenan auch die kleine Reseggeralm.

Irgendwann müssen wir uns auch von diesem herrlichen Balkon lossagen, um die letzte Seilbahn nicht zu versäumen. Wir durchschreiten einen seichten Bacheinschnitt und bummeln auf breitem Weg gemütlich hinüber nach Klamm­eben   (5:00 Std.), von wo der Rückweg ins Tal ganz gelenkschonend vonstattengeht.

Touren-Charakter

Alpine Steige bis in brüchiges, felsiges Gelände, Trittsicherheit unerlässlich; ­Vorsicht bei Schneefeldern im Kar.

Ausgangspunkt

Bergstation Klammeben, erreichbar mit der Hirzerbahn von Saltaus im Passeiertal. In Betrieb von Ende März bis Anfang November, 8.30 bis 17.30 Uhr (Hauptsaison 18.30 Uhr). GPS: 46.728905, 11.199955 (Pseirerstraße 4, 39010 Saltaus).

Anfänge des Alpenvereins

Im Jahr 1874 wurde auf der Tallner Alm die Hirzerhütte als erstes Schutzhaus des Alpenvereins in Südtirol (Sektion Meran) eröffnet. Der Hirzer genoss wohl schon damals einen gewissen Status bei den Bergfreunden, sodass der Stützpunkt hochwillkommen war. Immerhin stand damals ja keine Seilbahn zur Verfügung, und 2300 Höhenmeter aus dem Tal sind kein Pappenstil! Die erste Hirzerhütte befindet sich heute neben dem moderneren Gasthaus, das zwischenzeitlich privatisiert wurde.

Nach der Tour

Wer im Tal noch etwas »spazieren gehen« möchte, kann sich von Saltaus auf den lauschigen Maiser Waalweg begeben. Dieser führt in 2 bis 2:30 Std. bis nach Obermais (370m).

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.