Wandern Region Innsbruck: Großer und Kleiner Solstein
Ein vielfältig genießbarer Gipfel. Das Solsteinhaus ist unter dem Pächterehepaar Robert und Jenny Fankhauser bekannt und beliebt geworden; den eleganten Solstein als konditionsschindende Tagestour niederzureißen, es wäre also fast schade drum. Zumal sich hier so viele reizvolle Optionen bieten.
Der Solstein ist der mächtige Eckpunkt
der »Nordkette«, wie die südlichste Karwendelkette genannt wird, weil sie nördlich von Innsbruck den Horizont zersägt. Ein gemütlicher Latschen- und Wiesenanstieg führt auf den »Großen«; der höhere »Kleine« verlangt deutlich mehr alpine Erfahrung und Trittsicherheit im steilen Felsgelände. Wie weit man oben gehen mag, kann man dort entscheiden; für die Gesamtlogistik hat man eine große Auswahl attraktiver Möglichkeiten, um das Solsteinhaus zu erreichen, eine gut geführte, gemütliche Hütte, die durchaus eine Übernachtung wert ist. Am großzügigsten eingebaut in eine dreitägige Karwendeldurchquerung von Seefeld zur Seegrube (siehe Tipp); sehr elegant auch als Zugabe nach dem Hohen Gleirsch (Tour Nr.21), per Rad durch die langen Karwendeltäler und über die Kristenalm; puristische Gipfelstürmer wählen vielleicht einfach den kürzesten Zustieg aus dem Inntal: Vom Bahnhof Hochzirl (927m) oder dem etwas höher gelegenen Landeskrankenhaus (997m) zieht sich der beschilderte Wanderweg Nr.213 hoch über dem Inntal durch lichten Wald aufwärts, nimmt mit energischen Kehren den Steilhang zur Solnalm und schlenkert dann unter den zerfallenden Wänden von Kuhloch- und Erlspitze in letzten Serpentinen zur Hütte (1806m, Tel. 0043/664/3336531, www.solsteinhaus.com) hinüber.
Wer dies in den vorgegebenen zweieinhalb Stunden schafft und gut bei Kondition ist, kann sich sogar die Übernachtung sparen und den Solstein als Tagestrip angehen. Schad wär’s um den Nachmittag im weiten Erlsattel – oder um die mögliche Zugabe, die etwas felsige, mittelschwere Erlspitze (2405m); oder gar um ihren pfiffigen Klettersteig (KS B), der die Schwierigkeit des Gesamtunternehmens allerdings deutlich steigert. Gehfaule können mit dem Dörfertaxi (Tel. 0043/660/1555500) vom Bahnhof Hochzirl zur Talstation der Materialseilbahn auf ca. 1400 Metern fahren und eine gute Wegstunde sparen.
Morgenstund’ mag Gold im Mund haben –
wichtiger ist der Schatten, den man vormittags in der großen Westflanke des Solsteins genießt; wenn sich die Latschen erst einmal mit Hitze vollgesaugt haben, ist es hier nicht mehr gemütlich. In der Kühle des Morgens aber steigt man relativ sorgenfrei über die Wurzeln und Steine, nimmt auch die Kehren im freien Schrofenhang ohne großes Leiden und sollte nach spätestens zwei Stunden den ersten Gipfel erreicht haben. Da es ja der »Große« Solstein (2541m) ist, darf man es damit auch gut sein lassen. Nur wer sich von den steilen Felsflanken nicht abschrecken lässt, die fast 1000 Meter nach Süden abfallen, zum Altweiberbrand und ins Natterloch, der mag sich vielleicht noch die Zugabe mit dem höheren »Kleinen« Solstein (2637m) gönnen. Nach kurzem Abstieg hilft ein Drahtseil über ein ausgesetztes Felsband hinweg, dann zieht der Steig durch Schutt und Schrofen zum Gipfelgrat; eine knappe Stunde darf man dafür veranschlagen, für den Rückweg nicht viel weniger – dafür geht’s danach nur noch fröhlich bergab zu den Kuchenblechen des Solsteinhauses.
Es sei denn, man wird nun vollends vom Übermut geritten und mag beim Abstieg noch eins draufsetzen: Dann kann man entweder durch das noch halbwegs gut gangbare Wörgltal zur Magdeburger Hütte (1637m) absteigen oder über den schon wesentlich anspruchsvolleren Höttinger Schützensteig (schwierig, Seilsicherungen); und wenn man dann noch immer nicht genug haben sollte, über den ebenfalls schwierigen und felsigen Zirler Schützensteig wieder hinüber zum Solsteinhaus (es gibt allerdings auch einen leichten Wanderweg von der Magdeburger Hütte zurück nach Hochzirl). Wie schon gesagt: Der Solstein lässt sich auf vielerlei Art erstürmen.
Region
Touren-Charakter
Zum Großen Solstein leicht, etwas mühsam; der Übergang zum Kleinen Solstein ist alpin, teils felsig und ausgesetzt.
Ausgangspunkt
Hochzirl Bahnhof, 927m
Route
8Std.; Kleiner Solstein + 1,5-2Std.
Information
Höhenmeter: 1600 Hm
Der Gipfel als Etappenziel
Eine sehr lohnende, aber schwierige (Klettersteig A–B) Drei-tagesdurchquerung des Südwestkarwendel startet von der Gipfelstation der Härmelekopf-Seilbahn (2020m, www.rosshuette.at) über Seefeld und überschreitet die Reither Spitze (2374m) zur Nördlinger Hütte (2239m, 1,5Std.); den Freiungen-Höhenweg zum Solsteinhaus sollte man noch am gleichen Tag schaffen (4Std.). Nach der Solstein-Erstürmung geht es am dritten Tag auf dem »Gipfelstürmerweg« nördlich unter dem Massiv herum in den Frau-Hitt-Sattel (2270m) und dann zur Mittelstation Seegrube (1905m, 4–5Std., www.nordkette.com) der Innsbrucker Nordkettenseilbahn, die einen knieschonend ins Tal und zum Bahnhof bringt.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.