Bruckmann CMYK quer
Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Norwegen: Vom Skjeggedal zur Trollzunge

Anspruch:
schwer
Dauer:
07:00 Std.
Länge:
24 km
Aufstieg:
1000 m
Abstieg:
1000 m

Die Trollzunge (norw. Trolltunga) ist ein flacher, etwa zehn Meter langer und zwei bis vier Meter schmaler Felsvorsprung, der sich in luftiger Höhe 750 Meter oberhalb des Sees Ringedalsvatn befindet. Diese Tour am Westrand der Hardangervidda ist eines der grandiosen Erlebnisse in Norwegen.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Odda ist ein idealer Ausgangspunkt für einige spektakuläre Touren zwischen Folgefonna-Gletscher und dem weitläufigen Gebirgsplateau Hardangervidda (s. Tour 12). Tiefdruckgebiete, die westlich vom Meer heranziehen, regnen sich meistens an der Westflanke des Gletschers ab. In Odda auf der Ostseite ist daher oft gutes Wetter. Diese günstige Wetterlage wirkt sich auch auf diese Tour zur Trollzunge, ca. 10 km nordöstlich von Odda, aus.

Wanderer, die den Bus bis Tyssedal nehmen, können alternativ vom Wasserkraftwerk Tyssedal (Museum) einen Pfad bzw. eine Schienenbahn nach oben zum Gebirgssockel der Hardangervidda nehmen. Von dort oben wandert man einen Pfad in östlich/nordöstlicher Richtung ca. 4 km und ca. 500 Höhenmeter bergauf bis zum Wanderweg im Gebirgstal Mogelidalen. Den Weg begleiten grandiose Tiefblicke hinunter zum Sørfjord. Auskünfte über die Schienenbahn und den Wegverlauf können z. B. im Tyssedal-Museum eingeholt werden.

Statt der Alternative starten wir diese Tour vom Parkplatz Mågeli  im Skjeggedal. Über die kleine Zufahrtsstraße, die nicht gerade für Gegenverkehr tauglich ist, erreichen wir den See Vetlavatnet. Links den steilen Berghang empor führt eine große Rohrleitung zum kleinen Wasserkraftwerkshaus Mågeli sowie davor eine steil nach oben verlaufende Schienenbahn, die auf einer aufwendigen hölzernen Unterkonstruktion gebaut wurde.

Genau hier an der Mågelibanen beginnt unsere Tour und fordert uns am steilen Berghang gleich mit über 400 Höhenmeter heraus. Früher konnte man ein Ticket für die offene Schienenseilbahn kaufen und sich auf einer luftig steilen Fahrt nach oben ins Mogelidalen befördern lassen. Der Betrieb der Bahn war allerdings nur noch sporadisch, da der Antriebsmotor an der Bergstation oftmals an heißen Sommertagen wegen Überlastung und Überhitzung ausfiel. So gab es auch keine Garantie, mit dem Ticket ganz nach oben zu gelangen. Wer dann Pech hatte, dass die Bahn nicht weiterfahren konnte, dem wurde per Funk mitgeteilt, dass er nun die Holztreppe entlang der Bahn zu Fuß nach oben zu gehen hatte. Mittlerweile ist die Bahn gar nicht mehr in Betrieb. Schon unten im Tal reizen diese 2430 Stufen hinaufzusteigen.

Die Aussicht von der Bahnstrecke ist einfach fantastisch! Das Betreten der Treppenanlage ist grundsätzlich nicht erlaubt. An gut besuchten Sommertagen weist eine provisorische Tourismusinformation auf diesen Umstand hin. Allerdings halten sich nicht alle Wanderer an dieses Verbot. Das monotone Treppensteigen macht sich schon bald in den Beinmuskeln bemerkbar – da ist es ein schwacher Trost, an einem noch steileren Streckenabschnitt (Schwindelfreiheit absolut erforderlich), kleinere Stufen vorzufinden – denn wenn man denkt, man ist doch gleich oben, zieht sich die Strecke wieder flacher und noch ein knappes Drittel weiter bis zur Bergstation. Für die Muskulatur ist sicherlich der markierte, steile Pfad unterhalb der Bahn in einem schattigeren Krüppelwald angenehmer, besonders, weil man hier auch mal leicht stolpernd den Weg erklimmen kann. Auf der Holztreppe hat ein Stolpern zwischen den morschen Holzstufen möglicherweise schlimme Folgen. Außerdem ist der dünne Draht als Handlauf eher unangenehm. Beide Varianten benötigen rund eine Stunde hinauf in das Ferienhüttental Mågelidalen (1:00 Std.).

Durch dieses Tal führt ein breiterer, angenehmer Weg, dem wir etwa einen Kilometer nordöstlich folgen, bis sich die markierte Route nach rechts in östlicher Richtung vom Weg trennt. Wir wandern nun auf felsigem Grund durch das Tal Gryteskar (1:15 Std.), mit Aussicht auf das Mogelidalen, weitere 300 Höhenmeter bergauf. Nun erreichen wir das Tal Trombeskar. Die Bäche hier oben laden zu einer Trinkpause ein.

Nach dem Abzweig Tyssevassbu (2:00 Std.) wandern wir, begleitet von schönen Aussichten auf die umliegenden Berge, leicht abwärts und erreichen die steil zum Ringedalsvatn abfallende Bergflanke Hestaflåene (2:30 Std.). Ein gewaltiger Blick eröffnet sich ostwärts zum schroffen Talende Ringedalen, in das einst der mächtige Wasserfall Ringedalsfossen hinunterfloss und vor mehr als 100 Jahren die Touristen hierher anzog. Im Zuge der Wasserkraftnutzung im 20. Jahrhundert wurde der Wasserlauf reguliert.

Wir setzen den Weg zunächst am Hang, dann wieder leicht aufwärts fort. Nach einer Bachüberquerung erreichen wir bei Loftshelleren (3:30 Std.) die große Schlucht Tyssebotn. Der einst hier zu Tal stürzende Fluss Tysso war mit 300 Meter freiem Fall der höchste Wasserfall Norwegens. Auch er fiel der Wasserregulierung zur Stromgewinnung zum Opfer. Leicht abwärts gehend, passieren wir die kleineren Abflüsse Tyssestrengene und den See Tyssehylen und gelangen zum zweiten Abzweig Tyssevassbu (3:50 Std.). Von hier gehen wir in südwestlicher Richtung zum Rand der Tyssoschlucht und erreichen das ersehnte Ziel, den Felsvorsprung Trolltunga (4:00 Std.), der stets mit Bedacht und nur bei absoluter Trittsicherheit begangen werden sollte.

Fantastische Aussichten über den eingeschnittenen Stausee Ringedalsvatn bis zum Gletscher Folgefonna im Westen liegen vor uns. Wer hier länger bleiben möchte, der findet ganz in der Nähe, ca. 500 Meter weiter südlich der Hauptroute folgend, die kleine DNT-Selbstversorgerhütte Reinarskorsbu (wird erweitert). Eine Übernachtung mit Ausflug zum hiesigen Preikestolen oder Klettersteig Himmelsstigen (per Guide) sowie Rund-/Mehrtagestouren sind hier sehr zu empfehlen, bevor es wieder zum Parkplatz Mågeli (7:00 Std.) zurückgeht.

Region

Ausgangspunkt

Parkplatz Mågeli im Skjeggedal am Vetlavatnet, ca. 5 km östlich Tyssedal (Rv 13)

Wegbeschaffenheit

Mit rotem T markierter Gebirgspfad mit zwei längeren steilen Anstiegen/Abstiegen

Freud & Leid

»Flat«, sagte der Mitarbeiter im Tourismusbüro in Odda auf die Frage, wie der Weg sei, und machte dabei eine horizontale Handbewegung. Bemerkenswert, was Norweger als flach bezeichnen. Einmal oben angekommen, geht es wirklich fast eben zu, aber um das zu erreichen, muss man schon ein wenig Kondition mitbringen.

Lust auf mehr?
Zeit zum Wandern Norwegen
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
In 40 Wanderungen erschließt dieser Wanderband das Land der Fjorde, empfiehlt leichte, mittlere und schwierige Routen, gibt viele hilfreiche Autorentipps
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.