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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Europa: Von Alleghe zur Tissihütte

Anspruch:
schwer
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
6 km
Aufstieg:
1290 m
Abstieg:
20 m

In den nächsten Tagen warten die schönsten »Spaziergänge« in den Belluneser Dolomiten auf uns. Von Hütte zu Hütte und von Joch zu Joch durchstreifen wir dieses stille Felsenreich. Den Auftakt bildet die Wanderung zur Tissihütte, die unterhalb des mächtigen Civetta-Massivs liegt. Die Wände der Civetta sind ein Paradies für Extremkletterer und die Tissihütte ein beliebter Stützpunkt.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Zwei Routenvarianten stehen heute zur Auswahl, zwischen denen eine Entscheidung zu treffen ist. Wer keine Aufstiegshilfe benutzen will, erreicht von Masarè in ca. 4 Std. die Hütte zu Fuß. Landschaftlich abwechslungsreicher ist der Weg über die Forcella d’Alleghe, den man auch durch Seilbahnfahrten verkürzen kann (3 Std. mit / 6:30 Std. ohne Seilbahn).

Aufstieg von Masarè: Der direkteste Zugang zum Rifugio Attilio Tissi auf dem aussichtsreichen Col Rean ist der Aufstieg vom Südwesten. An der Südspitze des Alleghesees zweigt der Weg Nr. 563 nach links von der Straße ab. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Talstation des Materiallifts zur Hütte, die am Beginn des Bergwalds oberhalb der letzten Häuser von Masarè liegt.

Erst noch gemächlich und dann immer steiler bergauf passieren wir die Capanna Casamatta (2:00 Std.), bei der sich der Weg Richtung Osten wendet. An der Forcella Casamatta (3:15 Std.) erreichen wir die Hochfläche, an deren nördlichem Rand nahe dem Col di Rean unser Tagesziel, die Tissihütte (4:00 Std.) liegt. Entscheidet man sich für diese Aufstiegsvariante, so sollte man auch eine Übernachtung in Masarè statt in Alleghe in Erwägung ziehen.

Aufstieg von Alleghe

Gondelbahn und Sessellift machen uns bei dieser Variante das Leben leicht. Die Talstation befindet sich direkt im Ort an der Hauptstraße. Komfortabel zuckeln wir in eine Höhe von etwa 1900 m (Seilbahnbetrieb Ende Juni bis Mitte Sept., täglich 8.30–17.30 Uhr). Hier oben am Col dei Baldi (1920 m) zieht der Monte Pelmo alle Blicke auf sich – ein steinerner Solitär, der sich wuchtig aus dem grünen Zoldo erhebt. Bereits 1857 wurde er erstiegen und war damit der Erste unter den großen Ampezzaner Bergen, der von Menschen betreten wurde. Das Col dei Baldiist nicht nur bei Wintersportlern beliebt, sondern auch im Sommer ein gern und viel besuchtes Ausflugsziel. Die Anzahl der Spaziergänger, die auf den breiten und gut markierten Wegen zum malerischen Coldaisee pilgern, ist beachtlich.

Auch wir folgen jetzt mit diesem Zwischenziel der Route 561 zunächst leicht abwärts, passieren dann die Wiesen der flachen Forcella d’Alleghe und erreichen schließlich die Casera di Pioda. Dort treffen wir auf den Dolomitenhöhenweg Nr. 1, der, auch als Weg Nr. 556 bezeichnet, zum Rifugio Coldai leitet. Wir umgehen nun auf großzügig angelegten Kehren den Monte Coldai, einen nördlichen Vorgipfel der Civetta, und erreichen nach 1:30 Std. Gehzeit die Schutzhütte. Das Rifugio Adolfo Sonino al Coldai (2135 m) gehört der CAI-Sektion Venedig. Es wurde bereits 1905 erbaut, im Zweiten Weltkrieg jedoch zerstört und später erneut errichtet und auch vergrößert.

Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung zur aussichtsreichen Forcella Coldai (Weg Nr. 560). Zu Füßen des Civetta-Nordkamms liegt der dunkelgrüne Lago Coldai, der keinen sichtbaren Abfluss hat. Am Seeufer wird man sich an schönen Tagen anstatt im Hochgebirge an einem Adria-Strand wähnen – und auch die Geräuschkulisse kann mithalten! Doch schon kurz nachdem wir den See hinter uns gelassen haben, wird es ruhiger, und der Weg, der auf das nächste Joch, die Forcella Colnegro, hinaufführt, gehört uns wieder allein.

Wir wandern weiter hinein in die Hochfläche des Val Civetta. Bald befinden wir uns unterhalb der gewaltigsten aller Dolomiten-Wände, der Nordwestwand des Hauptgipfels der Civetta. Im Jahr 1925 wurde sie erstmals von den Münchner Bergsteigern Lettenbauer und Solleder durchstiegen (Solleder-Route, VI. Schwierigkeitsgrad). Nachdem wir den Wandfuß erreicht haben, geht es erst einmal wieder bergab. Wir lassen uns dennoch hier nicht verleiten, die erreichte Höhe zu halten, indem wir am Wandfuß entlanggehen (Steinschlag!), sondern bleiben auf dem markierten Pfad, auf dem man müheloser und auch schneller vorankommt.

Auf der Forcella di Col Rean zweigt nach rechts der Weg zur Tissihütte (2250 m) ab, die sich an die Gipfelflanke des Col di Rean schmiegt. Über Wiesen steigen wir nun nochmals 150 Hm zum Tagesziel auf.

Am Rifugio trennen uns nur noch ein paar Schritte vom Hüttengipfel Col di Rean, von dem man einen wahrhaft unbeschreiblichen Ausblick genießen kann. Nach einem senkrechten Absturz liegt der Alleghesee wie ein blauer Edelstein in schwindelnder Tiefe. Wir können nochmals einen Blick auf die Marmolada, den Bindelweg und die Sella sowie auch auf die Puezgruppe und den Peitlerkofel werfen, die wir bereits hinter uns gelassen haben. Ganz im Südwesten sehen wir die Palagruppe und dann die Brenta, im Norden liegen Fanesgruppe und Tofana vor uns. Im Nordosten schließen sich die Cristallogruppe, die Drei Zinnen und der Zwölferkofel an. Die firnbedeckten Eisriesen des Alpenhauptkamms umkränzen dieses einmalige Panorama am Horizont.

Region

Ausgangspunkt

Alleghe oder Masarè; N46 24.381 E12 01.224

Endpunkt

Rifugio Attilio Tissi (Tissihütte); N46 23.291 E12 01.987

Wegbeschaffenheit

Wanderwege und Steige; mit Seilbahnbenutzung einfache Tour

Information

Markierung: Beim Aufstieg über Masarè Weg Nr. 563, beim Aufstieg über Alleghe Weg Nr. 561, 556 und 560 sowie Markierungen des Dolomitenhöhenwegs Nr. 1 (Dreieck mit Nr. 1)

Freud & Leid

Der Fremdenverkehrsort Alleghe bietet sich für einen Ruhetag an. Nach den anstrengenden Etappen durch die nördlichen Dolomiten folgen ab hier noch vier Etappen durch die bei uns weniger bekannten südlichen Dolomiten. Wer es sich zeitlich leisten kann, könnte hier dem Körper etwas Regeneration gönnen.

Tipp

In den südlichen Dolomiten erwarten die Hüttenwirte in aller Regel eine Reservierung; unangemeldeten Übernachtungsgästen begegnet man schon mal mit einem Stirnrunzeln. Am einfachsten ist es, den Hüttenwirt abends um eine telefonische Anmeldung beim nächsten Rifugio zu bitten – dieser Service ist zumindest für nicht italienisch sprechende Gäste durchaus üblich, und manche Hüttenwirte bieten es sogar von sich aus an.

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