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Zeit zum Wandern
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Wandern Europa: Vom Inntal auf die Lizumer Hütte

Anspruch:
mittel
Dauer:
07:00 Std.
Länge:
17 km
Aufstieg:
1460 m

Heute machen wir uns auf den Weg in die Zentralalpen. Zunächst gilt es, die vielen Höhenmeter, die wir beim Abstieg vom Karwendel verloren haben, wieder zu gewinnen. Die uralte Kulturlandschaft des Inntals lassen wir hinter uns, Urgestein und schneebedeckte Gipfel bestimmen dann das Bild am Ende dieser Tagesetappe.

Beschreibung

Der Wegverauf:

Je nachdem, welchen Zielort wir am Vorabend angesteuert haben, bieten sich uns am achten Wandertag ganz unterschiedliche Wegvarianten an. Die Hauptroute verläuft von Wattens über das Wattental und den Lizumer Zirbenweg zur Lizumer Hütte. Von Hall aus geht’s per Bus und Seilbahn zur Tulfeinalm und von dort über das Naviser Jöchl zum Tagesziel.

Hauptroute von Wattens

Beim Kartenstudium zur heutigen Etappe gewinnt man unweigerlich den Eindruck, dass das Lager Walchen von Wattens aus nur auf der Straße zu erreichen ist. Erst vor wenigen Jahren wurden jedoch von engagierten Einheimischen die alten Wege im Wattental wieder neu erkundet und markiert. Wir verdanken ihnen heute einen besonders interessanten und reizvollen Wegverlauf, der alles andere als ein Pflichtprogramm ist.

Ausgangspunkt ist die Laurenziuskirche in der Ortsmitte von Wattens. Wir verlassen den Ort Richtung Süden auf der Langen Gasse. Wo die Wattentalstraße nach links zu ihrer ersten großen Serpentine abknickt, halten wir uns auf einem kleinen asphaltierten Weg rechts (Schild »Kreuzweg«). Der Kreuzweg ist Pater Jakob Gapp gewidmet. Er hatte 1939 in einer Predigt den nationalsozialistischen Staat scharf angegriffen und musste deshalb nach Spanien fliehen, wo man ihn jedoch später verhaftete. 1943 wurde der Geistliche dann in Berlin-Plötzensee enthauptet. Papst Johannes Paul II. sprach ihn 1996 als Märtyrer des Glaubens selig.

Nach wenigen Metern wird der Kreuzweg zu einem schmalen Pfad (Beschilderung »Kirchsteig« und »Kreuzweg«), der sich zunächst nach rechts über eine schmale Brücke in Serpentinen und dann durch einen alten Hohlweg den Hang emporwindet. An der zwölften Station erreichen wir wieder die Wattentalstraße, die wir aber beim Ortsschild Keilfeld und dem Wegweiser »Schirmer« sofort wieder nach links verlassen.

Nach dem ersten Haus biegen wir in die Erzgasse rechts ab. Das schmale Teersträßchen steigt sanft den Hang hinauf. Auf der linken Seite kommen ein uraltes Holzhaus und eine kleine, sehenswerte Holzkapelle in Sicht. Bei der nächsten Gabelung wenden wir uns nach links in die Sackgasse. Bald verliert sich das Teersträßchen in einen schmalen, von Holzzäunen begrenzten Steig, auf dem wir den Hang hinaufwandern. Von der ersten Abzweigung nach rechts lassen wir uns nicht beirren. Nach wenigen Minuten kommt dann die Böschung einer Fahrstraße in Sicht. Hier gabelt sich der Pfad erneut. Geradeaus wandern wir Richtung Ortsmitte Ober- und Innerberg und finden uns nach wenigen Schritten auf der Straße wieder. Auf fast gleicher Höhe erreichen wir das schöne, alte Holzhaus mit der Nr. 20 an der linken Straßenseite.

Wir verlassen die Straße, die jetzt abfällt und spazieren auf dem schmalen Pfad bergauf, der links nach der Garagenzufahrt hinter dem Haus beginnt. Am Haus Nr. 166 mündet der Pfad in einen asphaltierten Weg, der bald eine Straße quert. Weiter geradeaus steigen wir hinauf, ein Schild »Gehweg zum Gemeindeamt« weist uns den Weg. Beim Haus Nr. 22a beginnt links abermals ein alter Steig mit Holzstufen, der schließlich beim Gemeindeamt (1:30 Std.) wieder zu einer Straße wird. Auf fast gleicher Höhe wandern wir taleinwärts, der Blick zurück auf das Karwendel und ins Inntal ist atemberaubend. Unseren Abstiegsweg vom Vortag können wir genau ausmachen.

Vorbei an der Spiltner Kapelle mit ihrer bunten Fassade führt uns die Straße schließlich wieder zur Wattentalstraße zurück und in 5 Min. zum Gasthaus Mühle (2:00 Std.). Nur für etwas weniger als einen Kilometer müssen wir jetzt den Autoverkehr auf der Wattentalstraße in Kauf nehmen, dann zweigen wir nach rechts in den Talgrund zum Gasthof Säge (2:15 Std.) ab. Dort beginnt am Haus der schattige alte Talweg durch die Wälder entlang des Wattenbachs. Haus und Sägewerk bleiben rechts zurück.

Nach einem kurzen Aufstieg – den Holzweg nach rechts ignorieren wir – erreichen wir erneut eine Abzweigung. Die Beschilderung »Hauptweg ins Tal bis 1912« leitet uns hier nach rechts. Der alte Wirtschaftsweg wird zu einem breiten, bemoosten Pfad. Bald müssen wir links auf einem schmalen Steiglein den Hang hinauf, wohin uns das originelle Schild mit den Worten »talauf« und dem spiegelverkehrt geschriebenen »talab« schickt.

Nach einer kleinen Holzbrücke wird unser Steig erneut breiter und lässt den alten Wirtschaftsweg wieder erkennen. Zunächst entfernen wir uns vom Bach, aber bei der nächsten Kreuzung mit der Ausschilderung »Bachgrubenweg« halten wir nach rechts wieder auf ihn zu. Nur einige Meter steigen wir bergab, danach wenden wir uns nach links auf den Bachgrubensteig. Er wird immer schmaler und verläuft schließlich nur mehr als rot-weiß markierter Trampelpfad durch den Bergwald. Rechts und links zweigen Jägerpfade ab; wir wandern jedoch immer geradeaus dahin.

Schließlich treffen wir bei einer Lichtung auf eine Forststraße. Diese verläuft steil nach rechts hinunter zur Brücke über den Bach, und am linken Ufer, an dem wir ab jetzt die Wanderung fortsetzen, ebenso steil wieder hinauf zu den Almhäusern der Melcher Ast. Hier lassen wir uns nicht verleiten, nach rechts den Hang hinaufzusteigen (Sackgasse!), sondern gehen geradeaus, zwischen Haus und Stall hindurch, über die Wiese auf das nächste Almhaus zu, wo wir nach rechts auf einem Wirtschaftsweg in einer großen Serpentine den Hang erklimmen.

Gemächlich steigt nun der sonnige Weg ins Wattental hinauf, am Haus Waldrausch fällt er wieder ab zum Bach und in den kühlen Bergwald. Wir bleiben immer auf der rechten Talseite und wandern auf den Wirtschaftswegen weiter taleinwärts. Beim nächsten Wohnhaus, das wir passieren, halten wir uns halb links und steigen nicht zu den höher gelegenen Wirtschaftsgebäuden auf. Am Wehr des Bachs vorbei erreichen wir schließlich die Brücke hinüber zum Gasthaus Haneburger (3:45 Std.). Zwar könnten wir auch auf der rechten Talseite weitergehen, jedoch ist es ab hier müheloser, auf der Fahrstraße in knapp 30 Min. zum Lager Walchen (4:15 Std.) zu wandern.

Hier trennen wir uns erneut von der Straße. Der mit der Nr. 314 ausgewiesene Weg leitet uns weiter Richtung Innerlannalm, knickt jedoch an einer Wegteilung einige Gehminuten davor nach links ab. Ein Hinweisschild an einem Holzhaus lotst uns jetzt nach rechts auf den Lizumer Zirbenweg. Dieser Weg war ursprünglich der einzige durch das Wattental in die Lizum und ist mit der Errichtung der Fahrstraße auf der gegenüberliegenden Talseite völlig in Vergessenheit ge­raten. Durch alte Zirbenbestände erreichen wir schließlich unser Tagesziel, die Lizumer Hütte (7:00 Std.).

Varianten von Hall

Für einen Aufstieg von Hall auf die Lizumer Hütte würde man zu Fuß mehr als 12 Std. benötigen. Benutzt man Bus und Lift als Aufstiegshilfen, verkürzt sich die Tour aber auf etwa 7:30 Std. Gehzeit. In Hall fährt vom Bahnhof oder vom Gasthof Badl ein Bus nach Tulfes zur Talstation des Sessellifts (Haltestelle »Tulfes Raika«). Hier bieten sich sogar drei gute Alternativen für den Weiterweg an. Für die Varianten 1 und 2 fährt man zunächst mit dem Lift auf die 2035 m hoch gelegene Tulfeinalm, für Variante 3 dagegen nur bis zur Mittelstation. AV-Mitglieder erhalten eine Ermäßigung auf den Fahrpreis des Lifts.

Variante 1

Der »Klassiker«, also die ursprünglich von Ludwig Graßler beschriebene Route, verläuft ab hier folgendermaßen: Von der Tulfeinalm steigen wir auf dem vom Skibetrieb arg zerschundenen Berg bis zum Tulfeinjöchl (2278 m) auf. Von dort wandern wir auf dem Weg Nr. 350 hinunter ins Volderbachtal. Der Gipfel des Glungezers bleibt westlich liegen. Ein luftiges Steiglein leitet uns vorbei an der entlegenen und wasserumtosten Gwannschafalm zur Steinkasernalm im Talschluss und von dort weiter auf einem wenig begangenen Weg zum Naviser Jöchl (2479 m, 4:30 Std.). Von hier erreichen wir die Lizumer Hütte (2019 m) in etwa 3 Std. Dafür steigen wir zunächst zum Mölsjoch ab (Markierung 27 bzw. 327) und folgen dann größtenteils breiten Militärstraßen, die ein zügiges Ausschreiten ermöglichen. Das ganze Gebiet wird vom österreichischen Bundesheer als Übungsplatz benutzt. Gleich neben der Lizumer Hütte befindet sich eine große Kasernenanlage. Von den höher gelegenen Muliställen führt ein Abkürzer direkt zur Hütte (auf Materiallift achten!). Steigt man dagegen auf der Straße zur Hütte ab, hat man einen zusätzlichen Bogen zu laufen und muss außerdem noch das Kasernengelände umgehen.

Variante 2 (lange Gratwanderung auf teilweise ausgesetzten Steigen!)

Wer genügend Zeit hat, kann den Aufstieg von Hall durch eine wunderschöne Gratwanderung bereichern, benötigt dann aber einen weiteren Tag. Man steigt am ersten Tag zur Glungezerhütte auf (vom Tulfeinjöchl ca. 1 Std., Weg Nr. 333) und übernachtet dort. Am nächsten Tag überquert man Glungezer, Gamslahner Spitze, Kreuzspitze, Rosenjoch, Grünbergspitze und Grafmartspitze auf dem Weg zum Naviser Jöchl. Für diese Überschreitung ist mit 5–6 Std. zu rechnen. Anschließend erreicht man wie oben beschrieben die Lizumer Hütte (ca. 9 Std. von der Glungezerhütte). Selbst mit Bus und Lift ist diese Tour nicht an einem Tag zu schaffen, weil man wegen der Fahrzeiten nicht früh genug am Grat ankommt. Der zusätzliche Wandertag kann eingespart werden, wenn man den Aufstieg auf die Glungezerhütte mit der 7. Etappe kombiniert. Dazu ist eine frühere Ankunft in Hall notwendig, um die letzte Bahn noch zu erreichen.

Variante 3

Eine weitere Variante, die sich bei Venediggehern zunehmender Beliebtheit erfreut und häufig begangen wird (»Schlechtwettervariante «), beginnt bereits an der Mittelstation der Seilbahn. Auf dem Weg Nr. 22a steigt man von der Halsmarter (1567 m) hinab zur Voldertalhütte (auch Fritz-Pitscheider-Hütte, 1376 m). Von ihr folgt man dem Weg Nr. 331 zur Steinkaseralm und wie oben beschrieben zur Lizumer Hütte. Ähnlich wie der Aufstieg zur Glungezerhütte kann auch der Weg zur Voldertalhütte bei Benutzung von Bus und Seilbahn mit der 7. Etappe kombiniert werden, wodurch man eine Übernachtung im Tal vermeidet. Der Fußweg zur Hütte hingegen von Hall oder Wattens ist zeitraubend und wird nur sehr ausdauernden Gehern in Kombination mit Etappe 7 gelingen.

Region

Ausgangspunkt

Wattens N47 17.480 E11 35.576 oder Hall in Tirol N47 16.910 E11 30.452

Endpunkt

Lizumer Hütte; N47 10.004 E11 38.437

Wegbeschaffenheit

Wanderwege (Hauptroute von Wattens)

Information

Wegmarkierung: Nr. 314 am Lizumer Zirbenweg, im Bereich des Wattentals Holzschilder

Freud & Leid

Bei schönem Wetter ist die Gratwanderung über den Glungezer wegen der fantastischen Aussicht besonders lohnend. Man sollte aber dafür einen weiteren Wandertag einplanen, um nicht in Zeitnot zu geraten. Am Grat sieht man mit etwas Glück sogar Steinböcke.

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