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Zeit zum Wandern
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Wandern Dolomiten: Zum Santnerpass

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:30 Std.
Länge:
13.6 km
Aufstieg:
840 m
Abstieg:
840 m

Auch die Dolomiten haben ihre Stars, und mit den steinernen Sehenswürdigkeiten verhält es sich fast wie mit Popstars. Alle Welt pilgert hin, um einen Blick auf die Berühmtheiten zu werfen. Die stehen in diesem Fall im Rosengarten, drei sind es: die Vajolettürme.

Beschreibung

Die Wanderung startet an der 2000-Meter-Höhenmarke, also bereits in alpinen Höhen. Die Funivia Catinaccio befördert ihre Passagiere in wenigen Minuten von Vigo di Fassa hinauf zur Bergstation Ciampedie . Der abgeflachte Rücken gilt nicht zufällig als schönster Aussichtsbalkon von Vigo di Fassa. Er bietet Fernsicht bis zur Marmolada und in die Pala, dazu einen Prachtblick ins felsumrahmte Vajolettal. Gut auszumachen sind auch die beiden ersten Stationen der Rosengarten-Wanderung: die ehemalige Almsiedlung Gardecia (1950 m) und die Vajolethütte (2243 m). Der komfortable Weg führt, in etwa die Höhe haltend, taleinwärts. Im Blick hat man dabei vor allem

die bizarren Felzacken jenseits des Val de Vaiolet: das Larséch. Obwohl durch einen markierten Weg erschlossen, gilt es auch heute noch als echter Geheimtipp, Bergesruh garantiert. Seinen Namen hat das Massiv von einer Lacke, die über den Sommer meistens austrocknet: Lé sech – trockener See.

Weit weniger ruhig ist es rund um die ehemalige Almsiedlung Gardecia (0:45 Std.). Das war früher einmal ganz anders. So konnte Hans Keine vor gut einem halben Jahrhundert noch schreiben: »Gardeccia ist ein Bergidyll. Zwischen den weitgespannten Felsflügeln der Rosengarten-Ostwand und dem jähen Zackenwalde der wilden Dirupi di Larsec, der Cronte und Socordatürme lacht noch einmal das Leben mit saftigen, blumendurchstickten Almmatten und buschigen Zirbeln in die Ödnis des Felsenreichs von Vajolet hinein, die droben bei der Vajolethütte sich in unbeschreiblich wilder Größe offenbart.«

Die Kulisse, sie ist so idyllisch wie wild geblieben, davon kann man sich beim Weiterweg überzeugen. Der führt auf einer steinigen Fahrspur, zuletzt in ein paar Schleifen über die Geländestufe der Porte Neigre, zur Vajolethütte (1:45 Std.). Hier gibt es einen ersten Blick auf die berühmten Vajolettürme, allerdings aus der Froschperspektive, und ganz hinten im Tal hockt über dem Grasleitenpass der ungefüge Klotz des Kesselkogels (3002 m), höchster Gipfel und einziger Dreitausender des Rosengartens.

Die Vajolethütte hatte einst einen berühmten Wirt. Der 1879 in Pera di Fassa geborene Tita Piaz war eine schillernde Figur. Zeitlebens ein rebellischer Geist, schwer zu bändigen und mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, wurde er von den Faschisten mehr als einmal ins Gefängnis geworfen – es drohte ihm gar die Todesstrafe. Er war der ungekrönte König des Rosengartens. Hier kannte er jeden Felswinkel. 1908 überkletterte er alle sechs Vajolettürme – auch die drei nördlichen – an einem Tag. Piaz führte berühmte Leute wie König Albert I. von Belgien sowie den Herzog von Aosta, den aus dem Hause Savoyen stammenden italienischen Thronfolger. Diesen pflegte er beim Klettern jeweils mit dem Ruf »Forza Savoia!« anzufeuern.

Gleich neben dem Rifugio Vaiolet steht die kleine Preusshütte, benannt nach dem legendären Einzelgänger Paul Preuß, der im Laufe seines kurzen Lebens (er stürzte 1913 im Alter von 24 Jahren im Dachsteingebiet ab) rund 1200 Gipfel bestieg, darunter auch viele in den Dolomiten.

Bei der Vajolethütte zweigt links der Weg ins Gartl ab, das – dem lyrischen Namen zum Trotz – vor allem steinig ist. Kein Wunder, hat doch der Fluch des Zwergkönigs Laurin – so erzählt es die uralte Sage – den einst blühenden Rosengarten in eine Felswüste verwandelt.

So müht man sich, teilweise mit Drahtseilhilfe, durch das Steilkar bergan zur Gartlhütte (2621 m), deren italienischer Name (Re Alberto) an den belgischen König Albert I. erinnert, einen begeisterten Alpinisten (siehe oben).

Auf dem Weiterweg wachsen die Vajolettürme immer grandioser ins Himmelblau. Oben am Santnerpass (3:15 Std.), einer flachen Geländeschulter unter der Laurinswand, wird die Sicht nach Westen frei, über das Eisack- und das Etschtal hinweg bis zu den fernen Firngipfeln von Adamello und Ortlermassiv. Den herrlichen Blick genießt man auch von der Terrasse der kleinen Santnerpasshütte (2734 m).

Der Abstieg zur Seilbahnstation Ciampedie (5:30 Std.) erfolgt auf dem gleichen Weg. Besondere Vorsicht ist dabei in den Felsen unterhalb der Gartlhütte ge­boten. Sie sind dank zigtausend Wanderern mittlerweile gefährlich glatt und entsprechend rutschig, vor allem bei Nässe. Achtung: Beim südwestseitigen Abstieg vom Santnerpass zur Rosengartenhütte handelt es sich um einen Klettersteig – nur für erfahrene Berggänger mit entsprechender Ausrüstung!

Ausgangspunkt

Bergstation der von Vigo di Fassa ausgehenden Funivia Catinaccio (1997m)

Wegbeschaffenheit

Bis zur Vajolethütte komfortable Wege bzw. breite Fahrspur, Anstieg ins Gartl felsig (Drahtseile), zuletzt viel Geröll

Des Kaisers Schmarren

Man isst ihn in Bayern so gerne wie im Süden Tirols: den Kaiserschmarrn, und natürlich steht er auch in vielen Berghütten auf der Speisekarte. Der zerrissene »Pfannkuchen« wird mit Puderzucker be-stäubt und mit Preiselbeeren oder Apfelmus serviert. Der Legende nach soll Kaiser Franz Joseph I. sehr gerne Palatschinken gegessen haben. Geriet er dem Koch nicht richtig, etwa weil er zu dick war oder zerrupft, bekam ihn das Personal: »A Schmarrn, des am Kaiser zu servieren«.

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