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Zeit zum Wandern
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Wandern Dolomiten: Zum Col Reàn

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
13.5 km
Aufstieg:
640 m
Abstieg:
1590 m

Absoluter Blickfang auf dieser Wanderung ist die monumentale Nordwestwand der Civetta, Wallfahrtsort für Spitzenkletterer. Wanderer genießen vom Col Reàn den schönsten Blick auf diesen Berg, der aus Stein ist und trotzdem Flügel hat (civetta = Käuzchen).

Beschreibung

Die Hütten-, Höhen- und Bergabwanderung startet bei der Liftstation am Col dei Baldi  mit dem ersten Prachtblick auf den Monte Pelmo (3168 m), der sich als größter Felssolitär im Osten erhebt. Schwer zu glauben, dass sich dieser steinerne Riese verhältnismäßig leicht besteigen lässt; lediglich am Ball-Band (benannt nach dem Erstbesteiger, dem Engländer John Ball) ist neben Trittsicherheit auch eine ordentliche Portion Unerschrockenheit notwenig.

Bergwanderer begnügen sich damit, die Dolomitenschönheit aus respektvoller Distanz zu bewundern, auf dem breiten Weg, der vom Col dei Baldi sanft bergab in den weiten Wiesensattel der Forcella di Álleghe (0:30 Std.) führt. Dabei lohnt sich auch ein Blick nach Westen, wo die Marmolada (3343 m) über ihrer monumentalen Südwand in den Himmel ragt – noch so ein Gigant.

Am Wiesensattel beginnt der Anstieg zum Rifugio Coldai (1:15 Std.). Die teilweise etwas steinige Mulattiera überwindet in bequemen Schleifen die rund 300 Höhenmeter zum Haus. So gerät man kaum außer Atem und jede/r kann die bezaubernden Ausblicke übers Zoldano genießen.

Hinter der Hütte steigt der Weg noch kurz an zur Forcella Coldai (2191 m), zuletzt über einen von der Erosion gezeichneten Hang. Oben öffnet sich der Blick übers Tal des Cordévole und auf den kleinen Lago Coldai (2143 m), der knapp jenseits der Scharte in einer Karmulde liegt. Auf dem Weiterweg, der, erst an-, dann absteigend in den Geröllgraben des Val Civetta führt, schiebt sich die übergroße Nordwestwand der Civetta immer eindrucksvoller ins Bild.

Knapp 300  Höhenmeter sind es dann noch bis hinauf zum Col Reàn  (3:00 Std.), dem schönsten Aussichtspunkt vor der Titanenmauer. Knapp unterhalb der Kuppe steht das Rifugio Tissi (2262 m).

Die Hütte ist natürlich nicht zufällig nach Attilio Tissi (1900–1959) benannt. Der aus Vallada Agordino stammende Tissi gilt als einer der bedeutendsten Erschließer der Civettagruppe. Ihm gelang 1930 zusammen mit seinem Seilgefährten Giovanni Andrich die erste italienische Begehung der Nordwestwandroute von Solleder/Lettenbauer, was damals viel nationalistische Begeisterung für den »sesto grado« entfachte. Die beiden verbuchten auch zahlreiche Erstbegehungen, unter anderem an der Nordostwand des Pan de Zucchero. Bei seiner Erstbesteigung des Campanile di Brabante (2252 m), eines Felsturms im Civetta-Pelsa-Kamm, befand sich Tissi in illustrer Gesellschaft: Er hatte den belgischen König Leopold am Seil.

Vom Col Reàn hat man auch freie Sicht nach Westen, auf Pala, Marmolada und Sella. In der Tiefe schimmert grün der Lago di Álleghe (966 m). Mit der Civetta als Kulissenberg galt der See schon während der Pionierzeit als »eine Idylle in den Dolomiten, wie man sie in dieser Verbindung von Lieblichkeit und Großartigkeit in der ganzen Ausdehnung dieser Gebirgsgruppe nicht wieder findet«.

Die Idylle, die Paul Grohmann vor gut 150  Jahren beschrieb, entstand allerdings erst durch ein verheerendes Unglück. 1771 ging am Monte Forca (2013 m) ein Bergsturz ab, der mehrere Weiler im Tal dem Erd­boden gleichmachte und den Cordévole aufstaute. Schwere Regenfälle hatten zuvor die zum Tal hin geneigten Werfener Schichten unterspült. Die riesige Abbruchfläche am Osthang des Berges ist noch heute sehr gut zu erkennen.

Aussicht bietet auch der Weiterweg, der am Südwestrücken des Col Reàn hinunter in die Forcella di Casamatta(3:30 Std.) führt. Hier wird aus dem ordentlichen Weg eine steilsteinige Spur, die durch einen felsumstandenen Graben absteigt. An seiner Mündung wandelt sich die Rutschpartie in eine schöne Bergabwanderung, angenehm schattig. Hinter dem Graben des Ru Col Alto geht’s hinein nach Masarè.

Auf der Seeuferpromenade spaziert man zurück zur Talstation Civetta-Lifte in Álleghe (5:00 Std.).

Ausgangspunkt

Liftstation Col dei Baldi (1922m)

Wegbeschaffenheit

Bergwege und Geröllspuren, am Beginn Sandstraße, zuletzt Seepromenade

Rifugio San Sebastiano

Wer eine Wanderwoche zwischen Pelmo, Civetta und Schiara – also ganz im Südosten der Dolomiten – plant, ist im Rifugio San Sebastiano gut aufgehoben. Das schmucke Haus steht ganz knapp nördlich des Passo Duràn (1601 m) direkt an der Straße. Hier wird bestens für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt, und Beniamino Cordella, ein ausgewiesener Kenner der Berge rundum, hilft gerne bei der Tourenplanung. Auf seine Initiative hin entstand der schöne Rundweg am Hüttenberg, der Cima di San Sebastiano (Viaz dei Cengioni).

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