Wandern Dolomiten: Über Plose und Gabler
Brixner Höhenwege mit Gipfelblick. Rund um die Plose tragen die Dolomiten noch nicht ihre archetypischen Merkmale. Der Brixner Hausberg und seine Nachbarn sind nämlich aus kristallinem Gestein aufgebaut und zeigen ausgesprochen behäbige Formen. Der Beliebtheit als Wandergebiet mit großartiger Panoramaschau tut das keinen Abbruch, nicht zuletzt aufgrund der guten touristischen Erschließung.
Im Vorfeld der Dolomiten
Am Beispiel der Plosegruppe lässt sich zeigen, wie es bei der Einteilung der Gebirgsgruppen mitunter zu Missverständnissen und Kontroversen kommen kann. Rein geografisch betrachtet liegt dieses Gebiet ja eindeutig innerhalb der Dolomiten, auch wenn die geologische Situation nicht damit korrespondiert. Genau umgekehrt verhält es sich etwa im Fall der Brenta, die manch einer wegen ihres Gesteins hartnäckig zu den Dolomiten zählt, obwohl das deutlich trennende Etschtal dazwischenliegt. Doch sind die geologischen Aspekte mitunter so komplex, dass sie sich für eine geografische Gliederung als wenig praktikabel erweisen. Grundsätzlich maßgebend bleiben also ausschließlich das Talsystem sowie der Verbund von Gebirgszügen, wobei eine Feingliederung im Einzelfall strittig bleiben könnte.
Es würde freilich nicht viel Sinn machen, die Plosegruppe bis zu einer Grenzlinie über das Würzjoch eigenständig zu betrachten, weshalb sie also großzügig den Dolomiten zugerechnet wird. Dem Wanderer, der hier schon fasziniert die Geislerspitzen und den Peitlerkofel in Augenschein nimmt, wird diese Theorie wohl ohnehin egal sein. Kontraste bereichern einfach das Landschaftsbild, und so bleibt der Gegensatz zwischen den weitläufigen Kuppen von Plose, Pfannspitze und Gabler und den schroffen Felszinnen im Süden nicht ohne Reiz. Nordwärts reichen unsere Blicke indes bis zum Firnsaum des Alpenhauptkamms, während sie am Westhang der Plose bis weit ins grüne Eisacktal bei Brixen hinabgleiten und dahinter an den ebenfalls eher sanft geschwungenen Sarntaler Alpen hängen bleiben.
Variable Rundtouren
Die Plose ist eng mit der Bischofsstadt Brixen verbunden. Immerhin prägt das ausladende Massiv fast die ganze östliche Talseite und gilt mit Seilbahnanschluss als das Sport- und Naherholungsgebiet der Brixner. Im Winter surren hier einige Skilifte. Sommers können wir auf guten Wanderwegen mehr oder weniger weit ausschweifen, wobei eine schlichte Besteigung der Plose über die Normalroute oder die Begehung eines der Flankenwege trotz schöner Ausblicke vielleicht etwas einfallslos erscheint.
Dieser Vorschlag ist daher ein vielversprechender Versuch, die reizvollsten Plätze und Strecken miteinander zu verbinden. Dafür schlagen wir als Erstes den komfortablen Brixner Höhenweg zur Ochsenalm ein, um anschließend den militärisch vereinnahmten Telegraph von der Nordseite zu gewinnen. Wer damit zufrieden ist, kann relativ rasch wieder zur Seilbahn zurückkehren. Ansonsten erwägen wir die Kammwanderung über die Große Pfannspitze bis zum Großen Gabler, wo überhaupt erst der Kulminationspunkt der ganzen Gruppe erreicht wird. Herrscht im engeren Bereich um die Plose meist reger Betrieb, so wird es bei diesem Übergang auch sukzessive stiller. Retour quert man dann auf breiter Front die grasigen Südflanken und kostet dabei das Panorama der Geislerspitzen bis zum letzten Schritt aus.
Am Brixner Höhenweg
Zuerst geht es von der Bergstation quer durch den zirbenbestandenen Westhang der Plose. Diese mit Nr. 30 bezeichnete Strecke verläuft nahezu horizontal im Bereich der Waldgrenze und ist auch als Brixner Höhenweg bekannt und beliebt. Wir kreuzen nach einer Weile den Tramezzograben, wandern um einen weiten Hangrücken und gelangen durch mehrere kleine Einbuchtungen zur Jausenstation der Ochsenalm (2085 m). Oben am Kammrücken erkennen wir auf einer Schulter schon das St. Leonharder Kreuz (2365 m), zu dem wir anschließend mit Nr. 6 via Plosescharte (2219 m) aufsteigen.
Die Aussicht weitet sich vor allem nordwärts Richtung Pfunderer Berge, denn der flache Plosebühel bildet nun kein Hindernis mehr. Ohne wirklich anspruchsvoll zu sein, offenbart der Weiterweg bis auf das Gipfelplateau der Plose einen leicht alpinen Anstrich. Die höchste Kuppe namens Telegraph (2486 m) ist aufgrund der Überbauung durch Militäranlagen leider kein Schmuckstück. Womöglich wird man eine Rast bei der nahen Plosehütte (2446 m) am Südrand des Plateaus vorziehen.
Übergang zum Großen Gabler Der stumpfe Südwestrücken dient mit seinem Pistengelände dem Plose-Normalweg als Leitlinie – für uns die Möglichkeit, die kleine Runde zu schließen oder auch aufsteigend die nun folgende Gabler-Runde separat anzupacken. Diese führt ab Plosehütte ostwärts in die Lüsner Scharte (2383 m) und gegenüber wieder kammnah ansteigend. Nach dem minimalen Abstecher zum Kreuz auf der Großen Pfannspitze (2545 m) geht es schräg abwärts in den Sattel vor dem Kleinen Gabler, der hangparallel in der Südseite traversiert wird.
Der Schlussanstieg aus der nächsten Einsattelung bis auf die Gipfelwiese desGroßen Gablers (2576 m) ist die steilste Passage der Tour, aber mit Seilgeländer ausreichend abgesichert. Hier oben sind wir dem Massentourismus ein gutes Stück entrückt und können das kontrastreiche Panorama in Ruhe aufsaugen. Später folgen wir dem Wiesenpfad an der Unterstandshütte vorbei, bis wir auf eine breite Schotterstraße stoßen. Sie durchmisst in leichtem Gefälle die gesamte Südflanke, passiert zwischendurch die bewirtschaftete Rossalm (2200 m) und schließt den Kreis Richtung Kreuztal respektive zur Plosebahn.
Region
Touren-Charakter
Die meiste Zeit leichte Bergwanderwege, am Plose-Nordrücken sowie am Großen Gabler kurzfristig steiler. Für die ganze Runde Ausdauer erforderlich, verkürzte Varianten möglich.
Beste Jahreszeit
Mitte Juni bis Ende Oktober
Ausgangspunkt
Bergstation der Plose-Umlaufbahn von St. Andrä bei Brixen nach Kreuztal (2050 m); Betriebszeiten von Mitte Juni bis Mitte Oktober (9 bis 18 Uhr, im Herbst bis 17 Uhr). Man kann auch mit dem Auto auf einer Bergstraße über Afers bis nach Kreuztal hinauffahren (gebührenpflichtige Parkplätze).
Route
Kreuztal - Ochsenalm 1½ Std. - Plosehütte 1½ Std. - Große Pfannspitze ¾ Std. - Großer Gabler ½ Std. - Kreuztal 1¾ Std.; insgesamt 6 Std.
Höchster Punkt
Großer Gabler (2576 m)
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.