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Panoramawege/ Hochgefühl
wandern

Wandern Dolomiten: Über die Seiser Alm

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:30 Std.
Länge:
19 km
Aufstieg:
1100 m
Abstieg:
1100 m

Höhenwanderung zum Schlern. Der Schlern, Südtiroler »Kultberg« und Heimatsymbol am Westrand der Dolomiten, und die Seiser Alm, Touristenmagnet ersten Ranges, bilden quasi eine untrennbare Einheit. Über den sanften Wiesenwogen erhebt sich eine unverwechselbare Silhouette, eine echte Postkartenidylle. Grund genug, dieses Areal in einer großzügigen Runde zu erwandern.

Beschreibung

Symbiose von Alm und Berg

Unter den populärsten Ausflugs- und Wanderzielen Südtirols hat die Seiser Alm seit jeher einen der vordersten Plätze inne. Selbst in alpenfernen Regionen werben Reiseunternehmen regelmäßig mit diesem Schlagwort und können dabei offenbar erfolgreich auf einen Dauerbrenner setzen. In der Tat lassen sich der Seiser Alm außergewöhnliche Reize nicht absprechen. Häufig als die größte Hochalm Europas gepriesen (und vermarktet), haben die malerisch gewellten Matten mit den zahllosen Schwaigen und Heuschupfen trotz der zuweilen auftauchenden Besuchermassen noch immer eine verschwenderische landschaftliche Schönheit zu bieten. So passt die Idylle – bei Ausblendung einiger »Sündenfälle« – nach wie vor ins Postkartenformat, auch wenn gewiss längst nicht mehr alles »heile Welt« ist. Immerhin konnte ein größeres Areal, speziell an den Abhängen des Schlernplateaus, in einem Naturpark unter Schutz gestellt werden. Wer kurz vor der ersten Mahd im Juli kommt, erlebt die Wiesenteppiche im Farbenrausch einer üppigen Blumenpracht – zumindest dort, wo ihr die Überdüngung noch nicht den Garaus gemacht hat. Der Schlern begrenzt die Seiser Alm als mächtiger, zuoberst auffallend abgeplatteter Tafelberg nach Südwesten hin. Dabei bildet der eigentliche Hauptkorpus eine ungeschlachte Masse, während die beiden vorgelagerten Zacken namens Euringer- und Santnerspitze dem Profil Eleganz sowie echtes Dolomitenflair verleihen. Direkt an den Plateaurücken angegliedert gehört auch der Kammzug der Roterdspitze und Rosszähne mit seiner runsendurchzogenen Nordflanke zur Hintergrundkulisse der Seiser Alm. Auf unserer Rundtour lernen wir ein Maximum dieser Landschaft kennen. Wir wandern ausgiebig über die Alm, statten dem Tierser Alpl und dem Schlernplateau einen Besuch ab, und kehren später auf einem anderen Weg wieder zurück.

Zum Tierser Alpl

Die Hotelsiedlung Compatsch ist obligatorischer Ausgangspunkt auf der Seiser Alm, aber nicht unbedingt der Ort, wo man länger verweilen möchte. Also schultern wir flugs den Rucksack und marschieren los. Die Nutzung des Sessellifts zum Hotel Panorama (2009 m) bringt kaum eine halbe Stunde Zeitvorteil. Von der Anhöhe mit dem stattlichen Hotel schlagen wir Weg Nr. 2 ein und beschreiten nun die weitläufige Wiesenlandschaft leicht aufwärts in südlicher Richtung.

Rechts zieht der Schlern mit seinen beiden Zacken längst die Blicke auf sich, linker Hand ist es die formschöne Langkofelgruppe. Unsere Trasse führt an den Kuppen des Grünserbühels und Goldknopfes vorbei und nähert sich allmählich den Schuttreißen der vom Zahn der Zeit zernagten Rosszähne. Hier steilt das Gelände auf, ohne jedoch besondere Hürden in den Weg zu legen. Im Zickzack gewinnen wir die Rosszahnscharte (2499 m) und queren hinter den Türmen nach rechts schräg abwärts zur hübschen, rot eingedeckten Tierser-Alpl-Hütte (2440 m) am gleichnamigen Joch. Inzwischen ist man schon von den nördlichen Ausläufern des Rosengartens in Bann geschlagen; als Hingucker geriert sich auch die Roterdspitze.

Überschreitung zum Schlern

Als Filetstück der Rundtour lässt sich sicherlich der Übergang zum Schlernhaus werten. Wir steigen ein Stück weit in die Hochmulde ab, lassen Nr. 3 dann talwärts ins abgrundtiefe Bärenloch abziehen und gewinnen mit Nr. 4 am Sockel der Roterdspitze wieder an Höhe. Man gelangt auf den Absatz des Eselrückens und schließt rechts haltend zur breiten Kammhöhe auf. Von P. 2551 ließe sich ein harmloser Abstecher auf die Roterdspitze (2655 m) unternehmen. Die Perspektive auf den faszinierenden Rosengarten ist jetzt besonders eindrucksvoll, und auch der nördliche Gesichtskreis öffnet sich weit zu den Grödner Bergen und darüber hinaus.

Genusswandern pur ist angesagt, wenn wir die Schritte nun über die schwach eingesenkte, grasige Schlern-Hochfläche laufen lassen. Es dauert eine ganze Weile, bis wir auf den sogenannten Touristensteig (Nr. 1), die meistbegangene Route von der Seiser Alm her, treffen. Mit ihr können wir nach links in Kürze zu den altehrwürdigen Schlernhäusern (2450 m) gelangen, um dort vielleicht die Mittagsrast zu verbringen. Auch der höchste Punkt des Schlern, mit dem eigenständigen Namen »Petz« versehen, liegt dann in unmittelbarer Reichweite. Der Urbau der Schlernhäuser wurde 1884 übrigens als einer der ersten alpinen Stützpunkte errichtet. Das mag unterstreichen, welche Bedeutung diesem Berg damals wie heute zugemessen wird.

Im Stile eines Wahrzeichens spiegelt er die Heimatverbundenheit der Südtiroler wider und wurde vermutlich sogar schon in vorchristlicher Zeit von Menschen als Kultplatz aufgesucht. Sagen und Legenden ranken sich um den Schlern. Der bekannte Heimatkundler Josef Rampold schrieb einmal, dass »nur der das Land Südtirol kennt, der es von dieser luftigen Warte geschaut hat«.

Über den Touristensteig retour

Der erwähnte Touristensteig bringt uns von den Schlernhöhen wieder bequem eine Etage tiefer und zurück auf die Seiser Alm. An der Geländekante setzen einige weit ausholende Serpentinen ein. Weiter unten nicht mit Nr. 1 links abdrehen (diese Route führt via Schlernbödele nach Bad Ratzes), sondern mit Nr. 5 rechts haltend den Einschnitt des Frötschgrabens ausgehen und gleich dahinter zur Saltner Hütte (1830 m), wo man sich eine deftige Marende schmecken lassen kann. Wir merken schon: An Einkehrstationen herrscht kein Mangel. So wird man am Ende wahrscheinlich ohne Kaloriendefizit die Runde über die sanften Wiesenwellen schließen. Vielleicht neigt sich die Sonne schon dem westlichen Horizont zu, dann dürfte sich auch die Betriebsamkeit auf der Seiser Alm allmählich gelegt haben. Wer darauf erpicht ist, kann nämlich auch hier durchaus einsame Wanderstunden verbringen…

Touren-Charakter

Bergwanderung auf gut ausgebauten Wegen, über weite Strecken sogar richtig komfortabel. Stellenweise trotzdem etwas Trittsicherheit vorteilhaft, im Rahmen einer Tagestour auch gediegene Ausdauer (Aufteilung möglich).

Beste Jahreszeit

Mitte Juni bis Mitte Oktober

Ausgangspunkt

Compatsch (1844 m), Hotelsiedlung auf der Seiser Alm, erreichbar per Seilbahn von Seis (Sommerbetrieb von Ende Mai bis Anfang November) oder über eine gebührenpflichtige Bergstraße (diese ist jedoch zwischen 9 und 17 Uhr nur mit Sondergenehmigung befahrbar).

Route

Compatsch - Tierser-Alpl-Hütte 2 Std. - Schlernhäuser 2 Std. - Saltner Hütte 1½ Std. - Compatsch 1 Std.; insgesamt 6½ Std.

Höchster Punkt

P. 2551 knapp westlich der Rot-erdspitze

Variante

Um die Tour bergsteigerisch noch etwas aufzupeppen, können wir vom Tierser Alpl aus den gesicherten Maximi­-liansteig einbinden. Entlang der Krete zwischen Großem Rosszahn und Rot­erdspitze ist dies ein lustig-luftiger Kraxelspaß für erfahrene und gut ausgerüstete Bergwanderer (Klettersteigset ratsam!), garniert mit einem faszinierenden Gesamtüberblick über die Seiser Alm. Ein paar Stellen sind ein wenig knifflig (bis Grad B), weshalb die Tour damit in die Kategorie »schwarz« fiele; der Zeitbedarf erhöht sich jedoch nur unwesentlich.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.