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Zeit zum Wandern
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Wandern Dolomiten: Über den Nuvolau

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:45 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
600 m
Abstieg:
970 m

Dass vergleichsweise kleine Gipfel oft eine besonders schöne Aussicht bieten, wissen passionierte Gipfelstürmer. Auf den Nuvolau trifft das jedenfalls zu, doch die Wanderung um und über den Berg bietet noch mehr: ein Freilichtmuseum, Blumen am Weg und ein paar Felspassagen.

Croda da Lago, Forminplateau und Ra Gusela im späten Nachmittagslichtwandern, mittel
Croda da Lago, Forminplateau und Ra Gusela im späten Nachmittagslicht© Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner
Beschreibung

Nach der Liftfahrt von der Großen Dolomitenstraße herauf entsteigt man der Sesselbahn beim Rifugio Scoiattoli . Eichhörnchen (scoiattoli) wird man hier allerdings vergeblich suchen, der Name bezieht sich auf die Cortineser Bergführer, die Kanten, Wände und Kamine der Cinque Torri gerne als Trainingsgelände nutzen. Von der Station sind es nur wenige Schritte zu den ersten Stellungen des Freilichtmuseums (Museo Grande Guerra delle Cinque Torri). Man spaziert durch teilweise überdeckte Schützengräben, besucht eine Artilleriestellung mit Originalgerät und (Puppen-)Personal, eine rekonstruierte Baracke, Maschinengewehrnester, steigt dabei treppab und treppauf, genießt die herrliche Aussicht auf Tofane, Fanisspitzen, Lagazuoi und Hexenstein – vor 100  Jahren Frontgebiet und entsprechend umkämpft. Dreisprachige Tafeln informieren über das historische Geschehen, aber auch über das harte Leben der Soldaten, die ihre Stellungen selbst im Winter halten mussten.

Der historische Lehrpfad führt nördlich an den Trümmerfelsen der Cinque Torri vorbei. Sie scheinen latent einsturzgefährdet: Erst im Sommer 2004 fiel eine rund 30 Meter hohe Nadel, der Torre Trephor, zu­sammen … Ihre Überreste liegen unmittelbar oberhalb des Weges, der sich hier gabelt. Man folgt der rechten Abzweigung, quert ein Stück weit den Hang unterhalb des mehrfach gespaltenen Torre Grande und steigt dann ab zum Rifugio Cinque Torri (0:40 Std.). Es steht wie die Fünf Türme auf recht instabilem Grund: Vor gut 30  Jahren ging östlich unterhalb eine gewaltige Mure ab, die Boa Cinque Torri. Die fast einen Kilometer lange Schneise im Bosco de Saresin ist von der Großen Dolomitenstraße noch heute nicht zu übersehen.

Von der Hütte aus hat man das eigentliche Tourenziel, den Nuvolau, bereits im Blick, links flankiert von der Gusela. Nicht sichtbar sind die tiefen Gräben an der Ostflanke des Bergstocks, die aus einer vermeintlich gemütlichen Höhenwanderung ein ziemlich anstrengendes Auf und Ab machen. Zunächst führt der Weg flach über den Talboden zu den Crepe dei Rondi (2182 m), dann in kurzen Kehren zwischen den Felsen hinab ins innerste Val de ra Fontanes (ca. 2100 m).

Nach einer etwas anhänglichen Gegensteigung schlängelt er sich mit schöner Aussicht auf den Zackenrücken der Croda da Lago (Cima d’Ambrizzola, 2715 m) zwischen Bergsturztrümmern hindurch. An der folgenden Verzweigung (1:30 Std.) hält man sich rechts und folgt der deutlichen Spur, die in Kehren über einen Schrofenhang zu einer Minischarte ansteigt.

Dahinter geht’s unter den Felsen flach links zum Ansatzpunkt einer Steilrinne – die Schlüsselstelle der Wanderung. Drahtseile und etwas Armzug helfen auf das Karstplateau unter der Ra Gusela (2595 m). Man quert es nach Westen hin (gut auf die Markierungen achten, vor allem bei Nebel!) und steigt dann am gestuften Südostgrat (Drahtseile, eine Leiter) hinauf zur Gipfelhütte am Nuvolau (2:30 Std.) mit großem, altberühmtem Dolomitenpanorama.Da lohnt es sich, eine ausgiebige Rast einzulegen, auch mit Blick auf die Speisekarte der beliebten Einkehr.

Bevor man sich auf der Terrasse niederlässt, gilt es aber, die schönsten, die berühmtesten Zacken im weiten Rund zu benennen. Bei manchen fällt das recht leicht, ganz unverkennbar ist etwa die Tofana di Rozes (3225 m) mit ihrer von mächtigen Pfeilern getragenen Südwand.Jenseits des Boitetals stehen im Osten drei rechte Brocken, der Cristallo (3221 m) mit seiner markanten Felsschichtung, der Sorapiš (3205 m) und dann der Antealo (3264 m), unverwechselbar mit seiner riesigen Schräge, die knapp unter dem Gipfelkopf endet. Schaut man nach Westen, fällt einem natürlich zuerst der einzige Gletscherberg auf, die Marmolada (3343 m).

Der Abstieg vom Nuvolau verläuft über den sanft geneigten Nord­rücken. Vor sich hat man den Averau (2649 m), dessen Form ältere Semester möglicherweise an die Kulissenberge in John Fords Wildwestepen erinnert. Indianer gibt’s hier aber keine, dafür viel bunt gewandetes Wandervolk. Während des Krieges stand auf dem Gipfel ein mächtiger Scheinwerfer von 90 Zentimeter Durchmesser. Der Zugang erfolgte über einen kühn trassierten, jedoch längst verfallenen Leiternsteig. Auch unsere Zeit hat hier ihren Gipfelsteig: eine nur mäßig schwierige, kurze Via ferrata (1 Std. von der Nuvolau-Scharte).

In der Forcella Nuvolau (2416 m), am Fuß des schroffen Zackens, steht das Rifugio Averau. Aus der Senke führt eine deutliche Spur durch die westseitigen Geröllhänge unter dem Averau ohne größeres Auf und Ab hinüber zur Forcella Averau (3:00 Std.). Knapp jenseits der Scharte gabelt sich die Route (Tafeln). Man folgt dem rechten, rot-weiß markierten Weg, der über steinige Blumenwiesen und durch kleine Gräben (Penes de Fouzargo) zum Lago Límides (2171 m) absteigt. Im Herbst ist das seichte Gewässer nach längeren Trockenperioden auch schon zur Gänze ausgetrocknet.

Der weitere Abstieg zur Großen Dolomitenstraße bietet nochmals interessante Ausblicke auf Hexenstein, Lagazuoi und Falzàregotürme (2499 m). Nicht zu übersehen sind die mächtigen Geröllkegel am Fuß des Lagazuoi, Hinterlassenschaft der Minensprengungen von 1916/17.Unweit vom Ristorante Col Gallina (2054 m) erreicht man den breiten, teilweise bewaldeten Talboden. Die viel befahrene Falzàrego-Straße verläuft auf der orografisch linken Seite, ein gut markierter und beschilderter Weg rechts des Bachs. So wandert man über den Pian dei Menìs hinab und zurück zur Talstation des Cinque-Torri-Sessellifts (4:45 Std.), immer wieder mit schönen Ausblicken auf die Südfront des Tofanamassivs.

Ausgangspunkt

Bergstation des Cinque-Torri-Sessellifts (2255m)

Endpunkt

Talstation des Liftes (1889 m)

Wegbeschaffenheit

Überwiegend Bergwege, teilweise recht rau, mit einigen Sicherungen im Anstieg zum Nuvolau

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