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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Dolomiten: Über den Kleinen Lagazuoi

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
7.5 km
Aufstieg:
650 m
Abstieg:
650 m

Auf dieser landschaftlich sehr abwechslungsreichen Runde ist die Geschichte fast allgegenwärtig. Im Ersten Weltkrieg gehörte der Lagazuoi zu den am heftigsten umkämpften Bergen der Dolomitenfront. Die Tour führt nicht nur auf, sondern auch in den Berg, in düstere Stollen.

Beschreibung

Die spannende Wanderrunde beginnt am Passo Falzàrego , wo sich im Sommer alles, was auf Rädern unterwegs ist, ein Stelldichein gibt: Lederjackentypen auf ihren Feuerstühlen, drahtige Radler auf schmalen oder dicken

Reifen, Rentner im Luxusbus und Hunderte von Ausflüglern. Vom Riesenparkplatz folgt man zunächst dem breiten Weg zur Forcella Travenanzes, verlässt ihn aber bald nach links und steigt über einen steinigen Hang an zu der ehemaligen Von-Bank-Stellung (Schützengräben). Rechts in den Felsen entdeckt man einen Stolleneingang. Er diente der Besatzung als sichere und vergleichsweise komfortable Unterkunft. In seiner Verlängerung hätte nach Plänen der Heeresführung ein Minenstollen gegen das Martini-Band vorangetrieben werden sollen.

Etwas höher stößt man auf den Kaiserjägersteig, der vom ehemaligen Sperrfort Tra i Sassi am Valparolajoch heraufkommt. Er leitet rechts über ein Band in die Felsen. Sicherungen erleichtern den Aufstieg durch eine kurze Felsrinne. Eine düstere Schlucht wird auf solider Hängebrücke gequert. Über leichte Felsen und Schrofen erreicht man die mächtige Geröllterrasse auf etwa halber Wandhöhe. Hier hatten die Österreicher ihre Stellungen. Zwei Stollen führten zu den vordersten Positionen (begehbar). Eine steinige Rinne leitet auf das sogenannte Österreicher Band, das, sanft ansteigend und teilweise mit Drahtseilen gesichert, auf den Westgrat des Kleinen Lagazuoi  (2:15 Std.) führt.

Über den breiten Felsrücken wandert man hinüber zum Rifugio Lagazuoi (2752 m), mit herrlichen Ausblicken, vor allem auch in das während des Krieges hart umkämpfte Val Travenanzes. Ein absoluter Blickfang ist die Tofana di Rozes (3225 m) mit ihrer markant gebänderten Westwand und dem schroffen, bei Kletterern legendären Südabbruch. Rechts davon zeigen sich zwei Riesen der Ampezzaner Dolomiten, der Sorapiš (3205 m) und der Antelao (3264 m). Am südlichen Horizont dominieren Pelmo (3168 m) und Civetta (3220 m), im Südwesten – mit ihrem Firnschild unverkennbar – thront die Marmolada (3343 m), das »Dach der Dolomiten«. Und ganz fern im Westen zeigen sich – wenn das Wetter mitspielt – die Dreitausender der Brenta, von Adamello-Presanella, Ortler und Ötztaler Alpen. Was für eine Schau!

Ein wiederhergestellter Kriegsweg führt von der Hütte hinab und hinaus (rekonstruierte Schützengräben) zum Eingang des großen italienischen Stollens. Genietruppen bohrten das gut einen Kilometer lange Loch mit immerhin einem Querschnitt von fast zwei mal zwei Metern in sechs Monaten vom Felsfuß der Lagazuoi-Südwand bis knapp 40 Meter unter die österreichische Stellung an der Vorkuppe (2668 m), wo sie am 20. Juni 1917 ihre Sprengladung zündeten. Er verzweigt sich in etwa halber Wandhöhe: Der linke Ast steigt spiralförmig ab, der rechte nähert sich dem Grat. Felslöcher ermöglichen packende Aus- und Tiefblicke und spenden spärliches Licht. Die gesamte Stollenanlage wurde im Rahmen eines EU-Projektes wieder begehbar gemacht, die ursprüngliche Infrastruktur teilweise (Unterkünfte, Beobachtungsposten usw.) wiederhergestellt.

Die Galleria Lagazuoi mündet auf das markante Martini-Band  (3:00 Std.), das – nach rechts ansteigend – die Südwand des Bergstocks quert. Ihr beschusssicherer Zugangsstollen ist allerdings längst nicht mehr begehbar, da eingestürzt. Man geht sozusagen »außen herum« auf dem mit Drahtseilen gesicherten Band. Es führt unter gewaltigen Überhängen in eine wilde Schlucht. An der gegenüberliegenden Flanke setzt sich der Weg über das Cengia Martini fort. Er wird hier flankiert von teilweise rekonstruierten Baracken und Stellungsresten. Wenig später erreicht man den Eingang zu einem weiteren Stollen, der im Berg steil ansteigt, aber blind endet. Geplant war eine Minensprengung oberhalb der vordersten österreichischen Stellungen.

Durch den finsteren Stollen steigt man wieder ab zum Martini-Band(4:15 Std.) und zurück zur Mündung der Galleria Lagazuoi. Der Weiterweg führt schräg hinunter in eine Schlucht, dann mit kleiner Gegensteigung durch einen kurzen Stollen und zum Felsfuß. Ein guter Serpentinenweg leitet hinunter zu den steinigen Wiesen über dem Passo Falzàrego  (5:00 Std.).

Ausgangspunkt

Passo Falzàrego (2105m)

Wegbeschaffenheit

Schmale Bergwege, auf kürzeren Abschnitten gesichert, lange, steile und finstere Stollen (Stirnlampe)

Auf alten Kriegspfaden durch die Dolomiten

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.