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Panoramawege/ Hochgefühl
wandern

Wandern Dolomiten: Sentiero Bonacossa

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
7 km
Aufstieg:
750 m
Abstieg:
950 m

Auf dem schönsten Weg durch die Cadinigruppe. Die Gruppe der Cadini di Misurina steht gleichsam im Hinterland der übermächtigen Drei Zinnen, die das touristische Interesse einfach auf sich ziehen. Doch die Cadini sind mehr als nur eine gefällige Hintergrundkulisse. Wer in ihre verschachtelte Topografie eintaucht - am besten auf dem Sentiero Bonacossa und dem Sentiero Durissini - wird womöglich jenen Dolomitenzauber erleben, der allzu berühmten Flecken leider oft schon abhanden gekommen ist.

Beschreibung

Der kleine Bruder des Bocchetteweges

Als »Anhängsel« der Sextener Dolomiten erstrecken sich die Cadini di Misurina in dem Raum unmittelbar südlich der Drei Zinnen bis hin zum Val d’Ansiei, vis-à-vis von Sorapìss und Marmarole. Die relativ geringe Flächenausdehnung dieser Gruppe ist allerdings nicht gleichbedeutend mit einer, im Wortsinn, guten Überschaubarkeit. Im Gegenteil: Der Aufbau ist so kompliziert und verschachtelt, dass man ordentlich zu tun hätte, wollte man jeden versteckten Winkel aufspüren. Charakteristisch sind zum einen die zahlreichen kühnen Türme und Nadeln, die hier einen wahren »Felsenwald« formieren, andererseits die dazwischenliegenden Schuttkare, welche der Gruppe auch den Namen verliehen haben (Cadin bedeutet Kar). Dass die Kletterer in diesem Revier ein feines Angebot vorfinden, mag nicht überraschen. Die 1962 erbaute Fonda-Savio-Hütte hat sich als zentraler Stützpunkt längst etabliert. Doch was ist mit dem Wanderer Beim Blick auf die Karte lässt sich auf Anhieb eine Idealroute für eine erste Erkundung ausmachen: Es ist der Sentiero Alberto Bonacossa, der die Auronzohütte am Fuße der Drei Zinnen mit der Hütte am Col de Varda verbindet und die Cadinigruppe damit von Nord nach Süd durchquert. Die Route basiert wieder einmal auf der Trasse alter, teilweise ausgesprengter Kriegssteige, die später zu einem stellenweise gesicherten Höhenweg ausgebaut wurden. So stellt man sich einen typischen Dolomiten-Höhenweg vor: abwechslungsreich im Verlauf über mehrere Scharten, garniert mit tollen Ausblicken auf die umliegenden Massive und interessanten Einblicken in die bizarre Architektur Cadini selbst. Ein klein wenig erinnert mich der Sentiero Bonacossa an die berühmte Via delle Bocchette. Er ist in puncto Routenführung zwar nicht ganz so verwegen und spektakulär wie der Supersteig in der Brenta – und auch nicht so anspruchsvoll –, geizt ansonsten aber in keinster Weise mit landschaftlichen Finessen.

Zum Rifugio Fonda Savio

Wer ohne vorherigen Zustieg beim Rifugio Auronzo losmarschiert, kehrt den Drei Zinnen erst einmal den Rücken – natürlich nicht ohne sich immer mal wieder umzudrehen, denn das Dreigestirn offenbart auch auf seiner Südseite eine eindrucksvolle Kulisse. Im Osten wissen die Massive über dem Tal von Auronzo zu gefallen, unter ihnen der mächtige Zwölfer, gen Westen sind es der Cristallo und die Pragser Dolomiten. In der Vorausschau fesseln nun aber die filigranen Spitzen der Cadini, wecken vor allem unsere Neugier. Man kann es kaum erwarten, ihren gut gehüteten Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Wir wandern auf Weg Nr. 117 durch die schwache Kammsenke der Forcella Longéres in Richtung Le Cianpedele (2346 m). Die offizielle Trasse führt knapp links um die mit Steinmännchen besetzte Kuppe herum und dann auf Bändern mit ersten Drahtseilen weiter. Hinter einem Stollen gehört der Abstieg an einer Rampe zu den anspruchsvollsten Abschnitten am Sentiero Bonacossa, vor allem in einer halb überdachten, oft feuchten Verschneidung, die aber gut gesichert ist. Im weiteren Verlauf schleichen wir über reizvolle Schrofenbänder, dann mit etwas Auf und Ab gratnah in die Forcella de Rinbianco (2176 m). Steige von Ost und West münden in diesem Bereich. Man setzt seinen Weg nun leichter in das nordseitige Kar fort, bevor man in eine gesicherte Rinne kommt, der rechts auf den Passo dei Tocci entstiegen wird. Gleich dahinter steht das Rifugio Fonda Savio (2367 m) – Halbzeitstation!

Zwei Scharten bis zum Col de Varda

Den nächsten Steilaufbau der Cima Cadin Nordovest umgeht man auf der Westseite, quert dabei durch Schotterfelder und erreicht im Zickzack mit der grimmigen Forcella del Diavolo (ca. 2480 m) den höchsten Punkt des Sentiero Bonacossa. Einschüchternd das jenseitige Bergab: Über felsdurchsetzten Schutt wird es noch steiler, wobei sich an Stufen auch zwei Leiterpassagen dazwischenschalten. Der Zickzackkurs leitet ins Cadin de la Neve, das diagonal absteigend auf die gegenüberliegende Seite gekreuzt wird. Dort beginnt an einer bröseligen Rinne der letzte Gegenanstieg hinauf zur Forcella di Misurina (ca. 2330 m). Abermals geraten wir in Steilgelände mit diversen Sicherungen, einmal sogar in eine Art Felsloch. Jenseits der Scharte ist nur die anfängliche Rinne mit Drahtseil versehen. Danach läuft der Sentiero Bonacossa als normaler Wanderweg mit herrlichem Blick auf Sorapìss und Cristallo aus.

Der Schrägabstieg leitet über die gebietstypischen Schuttreißen zum Rifugio Col de Varda (2115 m), von wo man mit dem Sessellift letztlich gemütlich zumLago di Misurina hinabschwebt. Was bleibt am Ende Ganz sicher die Erinnerung an einen herrlichen Bergtag abseits des großen Dolomitentrubels. Und andererseits die Erkenntnis, dass es neben – oder sollte ich besser sagen: hinter – den Drei Zinnen auch noch vieles zu entdecken gibt.

Touren-Charakter

Hochalpine Steiganlage mit wiederholten gesicherten Passagen (Grad A bis B). Ständig auf und ab, teils steil und etwas ausgesetzt. Solide Bergerfahrung mit Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig, Ausdauer für eine normale Tagestour.

Beste Jahreszeit

Ende Juni bis Ende September

Ausgangspunkt

Rifugio Auronzo (2320 m), Großparkplätze am Ende der Drei-Zinnen-Straße von Misurina

Endpunkt

Bergstation des Sessellifts von Misurina zum Rifugio Col de Varda (2115 m); bis 16.45 Uhr (Hauptsaison 17.45 Uhr) in Betrieb

Route

Rifugio Auronzo - Rifugio Fonda Savio 2½ Std. - Rifugio Col de Varda 2½ Std.; insgesamt 5 Std.

Höchster Punkt

Forcella del Diavolo (2480 m)

Ein spannungsreicher Verlauf ist auch dem Sentiero Durissini, der einen Bogen um das Massiv der Cima Cadin di San Lucano schlägt, zu eigen. Vor allem der Sprung von einem Schärtchen zum nächsten auf der Ostseite ist in dieser Form einzigartig und von stets veränderten Nahimpressionen geprägt. Vom Ablauf her wäre es praktikabel, die Überschreitung der Forcella de la Diavolo am Sentiero Bonacossa durch den Sentiero Durissini zu ersetzen und über die Forcella de la Neve (2471 m) wieder auf die Originalroute zurückzukehren (mindestens 1 Std. Mehraufwand). Oder man lässt die Tour über das Rifugio Città di Carpi (2110 m) gemächlicher ausklingen.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.