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Zeit zum Wandern
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Wandern Dolomiten: Der Sentiero Bonacossa

Anspruch:
schwer
Dauer:
06:45 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
780 m
Abstieg:
1140 m

Was für eine tolle Tour quer durch den faszinierenden Zackenwald der Cadini di Misurina! Für erfahrene Bergwanderer, die beim Blick in die Tiefe nicht gleich weiche Knie bekommen, ein großes Erlebnis. Vom Rifugio Auronzo kann man auch per Bus zum Misurinasee zurückfahren.

Unterwegs im faszinierend schönen Zackenwald der Cadini. Ganz hinten die Cima Cadin di San Lucanowandern, schwer
Unterwegs im faszinierend schönen Zackenwald der Cadini. Ganz hinten die Cima Cadin di San Lucano© Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner
Beschreibung

Die Klassetour beginnt an der Liftstation Col de Varda . Sie führt ansteigend über die steinigen Grave de Misurina nordwärts bergan. Dabei genießt man Tiefblicke auf den Misurinasee, über dem sich das mächtige Cristallomassiv aufbaut. Im Nordwesten ragt die Hohe Gaisl (3146 m) in den Himmel. Drahtseile und Holzstufen helfen durch eine sandige Rinne hinauf in die winzige Scharte der Forcella di Misurina (0:45 Std.). Dahinter geht’s über Schrofen im Zickzack abwärts, um ein felsiges Eck herum und rechts hinunter ins Schneekar (Ciadin de la Neve, 2240 m). Der Sentiero Bonacossa stößt hier auf den Weg zur Forcella de la Neve, verlässt ihn ein paar Meter höher aber wieder nach links und steigt im Zickzack an einem Geröllhang an. Über einen sperrenden Felsriegel helfen drei Eisenleitern; zwischen Bergsturztrümmern leiten die Markierungen hinauf in die Forcella del Diavolo (1:45 Std.), eine schmale Scharte mit »teuflisch« schönem Blick auf die Drei Zinnen.

Jenseits des Jochs leitet eine deutliche Geröllspur bergab (teilweise neu trassiert) zum westseitigen Felsfuß des Castello Incantato: Poesie in den Bergen! Unter dem »verzauberten Schloss« quert man über magere, steinige Wiesenböden zu dem Weg, der vom Misurinasee heraufkommt. Mit ihm über eine kleine Felsstufe hinauf zum Rifugio Fonda Savio (2:30 Std.). Es steht direkt am Passo de i Toce, über dem sich der steile Zahn des Torre Wundt (2517 m) erhebt.

Sein Name erinnert an den Bergschriftsteller und Fotografen Theodor Wundt, der ihn zusammen mit dem bekannten Cortineser Bergführer Santo Siorpaës 1893 als Erster bestieg. Wundt war im gleichen Jahr an der Kleinen Zinne unterwegs und hatte da neben zwei Bergführern und seiner Kamera auch die »liebenswürdige Jeanne Immink, eine der ersten Heroinnen des Alpinismus«, als Fotomodell dabei. Sie empfand die Session am Berg als sehr gewöhnungsbedürftig, wie man in ihrem Bericht über die Gipfeltour nachlesen kann: »Dort hoch oben an einem Felsblock hing der Tornister mit den Platten, hier auf dem schmalen Bande stand der Apparat, dahinter Wundt und dort wollte der gute Santo auch noch ein kleines Plätzchen für sich haben. Es war gefährlich. Wie leicht konnte dabei ein Unglück geschehen! Doch Wundt kommandiert: Achtung! Jetzt, bitte, sehen Sie recht freundlich in den Abgrund!«

Nach unten geht’s auch am Sentiero Bonacossa. Von der schmucken Fonda-Savio-Hütte leitet er über eine Felsrampe hinab in den obersten Boden des Val de le Cianpedele (Drahtseile). Bald einmal kommt links die markante Senke der Forcela de Rinbianco (2:50 Std.) ins Blickfeld; nicht zu übersehen ist auch die Spur, die quer durch den felsigen Sockelbereich der Cima Ciadin de Rinbianco verläuft: ein alter Kriegspfad. Ihm folgt der Bonacossa-Weg, aus der Rinbianco-Scharte, wo man auf erste Stellungsreste stößt, zunächst etwas absteigend, nach der recht luftigen Traverse (Drahtseile) in eine steile, felsüberdachte Verschneidung mündend. Hier steigt man auf Leitern und an Drahtseilen etwa 50  Meter an, quert anschließend über einen Schrofenhang nach rechts auf ein Geröllband.

Es leitet, nur mehr leicht an Höhe gewinnend, in eine winzige Scharte über dem Ciadin de le Bisse, wo man ganz unver­mittelt vor den Drei Zinnen steht – wow! Gut zu erkennen ist die markante Horizontalschichtung des Hauptdolomits mit seinen auffallenden Terrassenbändern. Ihnen folgt auch der Normalanstieg auf die Große Zinne (2999 m), eine Klettertour mit Passagen im III. Schwierigkeitsgrad. Erstbesteiger des berühmtesten Dolomitengipfels waren 1869 Paul Grohmann und Peter Salcher, geführt von dem Sextener Bergführer Franz Innerkofler. Im Rückblick zeigen sich sehr schön die Cadini di Misurina mit ihrem höchsten Zacken über dem Ciadin del Nevaio, der Cima Ciadin di San Lucano (2839 m).

Der letzte Abschnitt des Sentiero Bonacossa folgt ohne nennenswerte Steigungen dem Cianpedele-Kamm, mal links, dann wieder rechts des Grates verlaufend (alte Kriegsstollen), bis zur Großparkanlage beim Rifugio Auronzo (2320 m). Den Umweg zu einem der Brennpunkte des motorisierten Dolomiten-Tourismus wird man sich aber sparen und von der seichten Senke der Forcella Longeres (5:15 Std.) über steinige Wiesen gleich zur Drei-Zinnen-Straße absteigen. Der Weg kürzt die Schleifen des Asphaltbandes ab und leitet dann mit einer kurzen Gegensteigung zum Felsfuß des Col de le Bisse.

Dahinter geht’s in lichtem Lärchenwald weiter bergab in den weiten Boden an der Mündung des Ciadin de Rinbianco. Eine löchrige Sandpiste führt hinaus zur Drei-Zinnen-Straße. Man folgt ihr, vorbei am stimmungsvollen Lago d’Antorno (6:00 Std.), in dessen Wasser sich die Zacken der Cadini spiegeln, bis zum Camping Misurina (1757 m). Hier links und auf dem breiten Spazierweg am Ostufer des Misurinasees (1745 m) entlang zurück zur Talstation des Col-de-Varda-Sessellifts am Misurinasee (6:45 Std.).

Ausgangspunkt

Bergstation des Col-de-Varda-Liftes (2115m)

Wegbeschaffenheit

Schmale Bergwege, reichlich Geröll und ein paar gesicherte Felspassagen 

Doppelte Cadini

Der Bonacossa-Steig lässt sich sehr schön mit dem Sentiero Durissini kombinieren: Cadini total! Die Tour führt über nicht weniger als acht Scharten – viel Auf und Ab ist also garantiert, eine ordentliche Kondition macht’s leichter. Um möglichst gutes Licht zu haben (Fotos), wird man die Runde, ausgehend vom Col de Varda (Sessellift, 2115 m), im Gegenuhrzeigersinn gehen, also mit dem Durissini-Steig beginnen. Das Rifugio Fonda Savio am Passo de i Toce (2367 m) ist Wende- (und Einkehr-)punkt), dann geht das lustige »Schartenhüpfen« am Sentiero Bonacossa weiter. Für die Tour ist mit einer Gesamtgehzeit von etwa sechs Stunden zu rechnen.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.