Wandern Alpenregion Tegernsee-Schliersee: Von Birkenstein auf den Wendelstein
Was für ein Gipfel!. Wege auf den Wendelstein gibt es gleich mehrere - und zwei Bergbahnen dazu. Besonders gerne mag ich den recht weiten Weg von Birkenstein herauf, weil er nicht stark frequentiert ist und eine allmähliche Annäherung an das prächtige Felsprofil erlaubt.
Das wird ein schöner Tag heute, denke ich, wie wir am Wanderparkplatz Birkenstein losgehen. Blauer Himmel, wolkenlos, ein sanfter Wind, angenehme Temperatur, bestimmt schon mehr als zehn Grad. Und dies Mitte November. So etwas stimuliert, unser Schritt wird ein wenig schneller, und auch die giftig-steilen Rampen der breiten Sandstraße zur Spitzingalm können uns nicht bremsen. Zwei steile Kehren, dann weist das gelbe Schild links von der Fahrspur weg. Der etwas verhaute Weg gewinnt im Wald weiter zügig an Höhe, verflacht dann und läuft schließlich oberhalb der Alm auf das offene Wiesengelände hinaus. Und dann tritt er ins Bild: unser Gipfel und der schönste weitum, eine ebenmäßig gebaute Pyramide mit felsiger, strukturierter Front und allerlei Zubauten. Heute wird es allerdings recht ruhig sein rund um den Gipfel, denn beide Bergbahnen sind außer Betrieb: nicht mehr Herbst und noch nicht Winter. Doch was für ein Tag! Vielleicht ist ja der Betriebsleiter der Seilbahn zu Fuß unterwegs zum Wendelstein und genießt die Stille an seinem Berg.
»Was denkst du?«, fragt Hildegard, die das Lächeln in meinem Gesicht bemerkt hat. Ich erzähl’s ihr.
»Weißt du eigentlich«, ist dann meine Gegenfrage, »wie der Erbauer der Zahnradbahn auf den Wendelstein hieß?«
Natürlich weiß sie es; den Namen vergisst man nicht, passt er doch bestens zu jemandem, der eine Bahnlinie in harten Fels schlagen lässt: Otto von Steinbeis. Ein äußerst erfolgreicher Unternehmer übrigens, der in Bosnien mit Holz viel Geld machte. In München betrieb er zusammen mit den Architekten Gabriel und Emanuel von Seidl ein Baugeschäft.
Unser Weg steigt nur noch sanft an, läuft direkt auf den Wendelstein zu, dessen Antennenstachel (scheinbar) immer höher in den Himmel ragt. Direkt unter den dicken Drahtseilen der Seilbahn beginnt der finale Anstieg zum Wendelsteinhaus: steil, steinig, zuletzt über viele Stufen. Auf der großen Terrasse empfängt uns – Ruhe. Ein einsamer Sonnenanbeter, zwei Wanderer. Wie schön, findet Hildegard, die gerne zu zweit allein ist. Ohne Eile nehmen wir die letzten hundert Höhenmeter in Angriff: links, rechts, ein Tunnel und ein paar Stiegen, dann sind wir oben auf der Gipfelterrasse (1838m). Die trockene Herbstluft beschert uns ein immenses Panorama, vom Watzmann über die Drei- und Dreieinhalbtausender des Alpenhauptkammes bis zur Zugspitze. Den absoluten Fernblick bietet allerdings das neue Zwei-Meter-Spiegelteleskop des Gipfelobservatoriums; bis zu zehn Milliarden Lichtjahre weit ins All können Wissenschaftler gucken (Besucher leider nicht; Führungen werden nur tagsüber durchgeführt).
Uns reichen die zehnfachen Vergrößerungen des Optolyth-Fernglases, um viele der fernen Galaxien, pardon: Gipfel, zu identifizieren. Unseren Apfel teilen wir mit ein paar Bergdohlen, dann steigen wir über den komfortablen Gipfelrundweg zur Zeller Scharte (1611m) ab. Der Weiterweg führt uns in Gegenuhrzeigerrichtung nördlich um den Wendelstein herum, dann westwärts zur Elbachalm. Noch vor der Hütte zweigt links ein undeutlicher Pfad ab (rote Markierungen), dem wir, zuletzt über Wiesen ansteigend, in den Schweinsbergsattel (1444m) folgen. Dahinter geht’s hinab zur Kothalm, die Straßenanschluss hat. Eine halbe Stunde später sitzen wir auf der kleinen Terrasse der Kesselalm und blinzeln über das Weißbierglas in die tief stehende Nachmittagssonne. Wie sagte ich eingangs: Was für ein schöner Tag!
Region
Touren-Charakter
Ausgedehnte Wanderung auf teilweise recht rauen Wegen, trotz all der Bauten im Gipfelbereich sehr lohnend. Bei Bedarf kann man mit der Seilbahn nach Osterhofen »absteigen«. Grandioses Gipfelpanorama.
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz Birkenstein
Endpunkt
Wanderparkplatz BirkensteinDie Zahnradbahn
Für Eisenbahnfreaks und Nostalgiker ist die Fahrt mit der Wendelsteinbahn ein absolutes Muss! Fast acht Kilometer von Brannenburg bis zum Wendelsteinhaus an der Zahnstange.
Die Wendelsteinhöhle
Ein spannender Weg führt am Wendelstein in den Berg, rund 200 Meter tief mit effektvoller LED-Beleuchtung bis zum mächtigen »Dom«. Der Eingang (1711m) befindet sich wenig unterhalb des Bergbahnhofs der Zahnradbahn (Eintritt zwei Euro, Automat). Warme Kleidung ist unerlässlich; die Temperatur liegt bei nur plus drei Grad Celsius!
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.