JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Allgäu: Vordere Wiedhagalpe

Anspruch:
mittel
Dauer:
3–4.30 Std
Länge:
4.5 km
Aufstieg:
350 m
Abstieg:
350 m

Schmuggler unterm Iseler. Diese Wanderung führt uns auf dem Schmugglersteig ins Tannheimer Tal. Wo früher meist einfache Leute versuch-ten, Steuern und Zölle zu umgehen, erwartet uns heute ein Abenteuerspiel für Groß und Klein. Ein spannender Ausfl ug in die Bergwelt am Iseler ist uns also gewiss.

Beschreibung

In den Händen Fortunas 

Wer das Spiel mitmachen möchte, begibt sich bei der Talstation der Iselerbahn zum Schmuggler- und Zöllner-Glücksrad. Mit einem kräftigen Schwung in Bewegung gesetzt, verrät es uns, ob wir die nächsten Stunden als Zöllner oder Schmuggler verbringen werden. Sprich: Ob wir Jäger oder Gejagter sind. Auf keinen Fall sollten wir uns in die Karten schauen lassen. Schließlich soll keiner wissen, ob sich in unserem Rucksack Schmuggelgut befindet oder ob es unsere Aufgabe ist, eben dieses aufzuspüren. Unsere für das Spiel benötigte Ausrüstung bekommen wir anschließend bei der Kasse der Talstation.

Dann geht es auch schon hoch auf den Berg. Im Gegensatz zu vielen anderen Bahnen wird die Iselerbahn trotz ihrer recht hoch gelegenen Bergstation als Sessellift betrieben. Dabei sind die einzelnen Sessel breit genug, dass sechs Personen nebeneinander Platz finden. Die luftige Bauweise ist zwar nicht jedermanns Sache. Aber wem hier schon die Nerven flattern, der sollte sich gut überlegen, ob er sich zutraut, auch nur ein Körnchen Salz unbemerkt über die Grenze nach Tirol zu bringen. Für uns ist die luftige Fahrt eine angenehme Alternative zu den im Sommer schnell stickigen Gondeln. Dass durch die Sitzanordnung jeder freie Sicht auf den Berg vor uns hat, gibt es als Bonbon obendrauf. Nach zwölf Minuten endet die Fahrt bei der Bergstation.

Letzte Vorbereitungen 

Oben studieren wir nahe der Bergstation nochmals die Spielregeln und machen uns dann auf den Weg. Wer als Schmuggler unterwegs ist, schwärzt sein Gesicht bei der Station »Schwarz wie die Nacht« mit verkohltem Holz und lernt die Schmugglerlosung auswendig. Der Losungssatz ist in der Schmugglerkarte verzeichnet und ermöglicht es, Gleichgesinnte zu erkennen. Zöllner indes heften sich ihre Plakette an die Brust und setzen ihre Zöllnerkappe auf. Durch diese Erkennungsmerkmale soll sichergestellt werden, dass nicht einfache Wanderer versehentlich festgenommen oder ausspioniert werden. Vom Ausbildungslager für Zöllner und Schmuggler trennen uns rechts nur wenige Meter von der ersten Zöllnerstation sowie auch von der ersten Kontrollstation. Für die Schmuggler unter uns gilt es hier, möglichst unbemerkt auf den Pfad oberhalb der Iselerbahn zu gelangen. Wird man trotz aller Gewitztheit erwischt, sind Hopfen und Malz aber noch lange nicht verloren, sondern es entscheidet ein Wettspiel über die Vergabe von blauen bzw. roten Stempeln. Je mehr man davon am Ende hat, desto besser. Wo wir das erste von insgesamt vier Zollgebieten wieder verlassen, scheren wir mit dem Schmugglerweg halb links vom Bergweg aus.

Zur Vorderen Wiedhagalpe 

Wir überqueren die Grasmatte und wandern auf dem nächsten Abschnitt leicht bergab durch einen lichten Nadelwald und um eine Geröllhalde herum zum Wiedhag-Speicherteich. Das Be­cken hat ein Fassungsvolumen von 53 000 Kubikmetern und befindet sich im zweiten Zollgebiet. Für Zöllner und Schmuggler ist der Zutritt zum Teich gesperrt, wohl aber nutzen Amphibien und Vögel das Wasser als Lebensraum und Versteck. Direkt nördlich, auf der Talseite vom Teich, ist die Vordere Wiedhagalpe der perfekte Ort für eine erste Rast. So laden am Rand mehrere Liegen zu einem ausgiebigen Sonnenbad ein. Der Blick reicht hier über die Passhöhe und Oberjoch hinweg zur Bergkette mit dem 1625 Meter hohen Jochschrofen.

Links und rechts davon zeichnen sich der Spieser und das Wertacher Hörnle gegen das Firmament ab. Dazu bietet die Obere Wiedhag­­alpe eine große Auswahl an tendenziell deftigen Gerichten und Brotzeiten. Passend zum Spiel gibt es für Kinder den »Räuber Hotzenplotz« (Käse- oder Spinatknödel). Zu verdächtig? Dann vielleicht lieber einen Teller »Fred Feuerstein« (Spätzle mit Bratensoße) oder »Spongebob«, ein paniertes Schweineschnitzel.

Über die Grenze ins Tannheimer Tal 

Gut gestärkt verlassen wir unsere Familien-Alpe wieder und folgen dem Schmugglersteig in östlicher Richtung über den Kaltenbrunnerbach und unter der Grenzwiesbahn hindurch zum Grenzübertritt. Hier erfolgt der Übergang ins Tannheimer Tal. Auf der Tiroler Seite warten die letzten beiden Zollgebiete auf uns. Bei der Alpe Jochstadl bzw. der Bergstation der Wannenjochbahn schlägt dann die Stunde der Wahrheit. Wer alle Schmugglerstationen absolviert und genügend Stempel gesammelt hat, erhält den Schmugglerpass. Nach der Talfahrt hinunter nach Schattwald geht es schließlich mit dem Bus zurück nach Oberjoch. Da die Wanderung nicht allzu lang ist, können wir aber auch umkehren. Nach drei Kilometern kommen wir so ein zweites Mal zur Vorderen Wiedhagalpe. Wer dies so macht, kann später mit dem Wiedhag-Lift zurück ins Tal fahren oder nutzt den Wanderweg über die Gundalpe hinunter zur Talstation der Iselerbahn.

Touren-Charakter

Die Wege und Pfade auf dem Schmugglersteig erfordern Trittsicherheit und fes­tes Schuhwerk. Ohne das Spiel reichen 2Std. für die Tour

Ausgangspunkt

Bergstation Iselerbahn

Endpunkt

Jochstadl

Geschichtlicher Hintergrund

In der Zeit, als Salz in Bayern viel billiger als im benachbarten Tirol war, nutzten Schmuggler den Weg in der Hoffnung auf schnell verdientes Geld. Im Schutz der Nacht brachten »gewitzte Männer und Frauen« auch Kaffee, Eier und Speck und gar Kälber über die grüne Grenze. Am Rand des Schmugglersteigs lernen wir manch Schmuggler-G‘schicht kennen.

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