Wandern Allgäu: Hochgrat-Überschreitung
Wo die Geister alter Sennen auf jungen Kühen reiten. Der Hochgrat ist ein herrlicher Aussichtsberg im Nordwesten der Allgäuer Alpen. Schöne und aufregende Pfade führen auf den Gipfel und auch eine Hütteneinkehr liegt auf dem Weg. Falls gewünscht, kann der Auf- oder Abstieg durch eine Bahnfahrt ersetzt werden.
Über Umwege zum Gipfel
Im Allgäu gehört er zu den bekannteren Bergen: Der Hochgrat ist der höchste Gipfel der Nagelfluhkette, die als Naturpark geschützt ist. Er liegt in einem Tal südöstlich von Oberstaufen und ist mit einer Bergbahn einfach zu erreichen. Das Bergerlebnis ist aber nur komplett, wenn man etwas mehr als den Gipfel gesehen hat. Deshalb wollen wir eine Runde wandern und weder hinauf noch hinab den direkten Weg nehmen. Das beschert uns einen wunderschönen Abschnitt entlang des Kammes mit Blicken in den aufregenden Süden und den flacheren Norden. Unter den schwarzen Touren gehört diese zu den einfacheren.
Zur Brunnenauscharte
Von der Talstation der Bergbahn gehen wir an der Straße entlang nach Osten. Anfangs geht es auf einem Asphaltweg an mehreren Hütten vorbei gemächlich bergauf. Die drei Simatsgundalpen liegen auf unserem Weg: die Vordere, die Mittlere und die Hintere. Vor der Hinteren biegen wir rechts ab, der Hochgrat über die Brunnenau ist angeschrieben. Ab hier geht es nun steil nach oben. Wir durchqueren einen kleinen Wald und passieren noch eine weitere Hütte. Hier hört man schon das Rauschen eines Wasserfalls, der etwas weiter oben über eine Steinstufe fließt. Darüber ragen imposante Felswände in die Höhe. Der Ausblick schenkt uns noch einmal einen Motivationsschub für den Aufstieg, denn der Weg zum Gipfel des Hochgrat verläuft oberhalb dieser Felswände. Doch zunächst geht es in steilen Kehren hinauf zur Brunnenauscharte. Einige steile Felsstufen auf dem Weg sind mit Tritthilfen und Ketten zum Festhalten versehen.
Am Kamm entlang
Oben an der Scharte schnappen wir erst einmal nach Luft. Erstens war der Aufstieg ganz schön steil, zweitens ist auch der neue Blick atemberaubend. Diesen können wir nun einige Zeit genießen, denn wir bleiben ab jetzt immer obenauf dem Kamm und die Sicht bleibt unverstellt.
So wird die Aussicht bis zum Hochgrat-Gipfel eigentlich nur noch besser. Nach der verdienten Gipfelpause bleiben wir weiterhin oben am Kamm. Hier müssen wir vermutlich mit Gegenverkehr rechnen, denn wir wandern nun zur Bergstation der Bahn. Diese passieren wir flugs. Kurz dahinter haben wir die Möglichkeit, rechts ein paar Meter zur Einkehr im Staufner Haus abzusteigen. Auf dem folgenden Weg auf dem Kamm entlang kommen wir an einer weiteren Alpe vorbei. Denn im Hochsommer gastieren viele Kühe auf den Wiesen am Hochgrat. Die meisten der Tiere sind ganz friedlich am Grasen oder liegen entspannt herum. Doch bei trübem Wetter sollte man hier wachsam sein. Dann treibt ein alter Schumpenreiter sein Unwesen auf den Alpen des Berges. Schumpen, so werden die jungen Kühe genannt. Das Tier, auf dem der alte Senn reitet, ist so abgemagert, dass er gar nicht richtig darauf sitzen kann und immer wieder zur Seite herunterfällt. Auch hat seine Lederhose keinen Boden mehr und er sitzt mit dem blanken Hintern auf dem Tier, sodass seine Haut ganz wund gerieben ist. Das ist die Strafe dafür, dass er zu Lebzeiten die letzte Kuh einer Witwe, die auch sonst nicht mehr viel hatte, in den Tod geritten hatte. Aber es macht sowieso mehr Sinn, an einem klaren Tag herzukommen, damit man die schöne Aussicht genießen kann.
Abstieg über den Seelekopf
Durch ein hölzernes Tor, an dem links und rechts bunte Gebetsfahnen flattern, setzen wir unseren Weg fort zum Seelekopf. Anschließend bleiben wir nur noch bis zum nächsten Sattel auf dem Kamm. Hier zweigt ein Pfad rechts ab. Ein Schild der Alpe Schilpere weist den Weg. An dieser werden wir allerdings nicht vorbeikommen, es wartet aber noch eine andere Einkehrmöglichkeit auf uns. Zunächst bahnen wir uns durch steiles Gelände unseren Weg hinab. Wir passieren eine Hütte und bleiben kurzzeitig auf einem Fahrweg. In der zweiten Linkskehre hinter der Hütte können wir rechts über einen Waldpfad abkürzen und müssen nicht dieweiten Kurven des Fahrwegs ablaufen. Der Pfad führt uns über eine Kuhweid stetig bergab, bis wir auf einen asphaltierten Weg treffen. Hier gehen wir rechts in Richtung Untere Lauchalpe, an der wir auch schon bald vorbeikommen. Bis zur Talstation ist es von hier gar nicht mehr weit. Es geht einfach immer auf dem Weg bergab. Wer also noch auf der Lauchalpe einkehren möchte, kann sich hier ruhig Zeit lassen.
Region
Touren-Charakter
Ausgedehnte Rundwanderung mit fabelhaften Aussichten, neben ein paar Forst- und Feldwegen viele schöne Pfade, teilweise ziemlich steil und etwas felsig
Ausgangspunkt
Parkplatz Hochgratbahn
Route
Parkplatz - Brunnenauscharte 2.30 Std. - Hochgrat 0.30 Std. - Seelekopf 0.45 Std. - Untere Lauchalpe 1.15 Std. - Parkplatz 0.30 Std.
Höchster Punkt
Hochgrat, 1834 mInformation
Orientierung: Der Gipfel und auch der Weg hinab sind verlässlich angeschrieben, es gibt aber mehr als eine Variante hinauf und hinab.
Alternative
Wer nur eine Strecke wandern möchte und die andere mit der Bahn fahren, der ersetzt lieber den westlichen Weg. Der Weg im Osten über die Brunnenauscharte ist im oberen Teil mit Wasserfall und hohen Felsen spektakulär anzusehen und die Kammwanderung über den Gipfel ist wunderschön.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.