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Wanderung in den Dolomiten: Über die Seiser Alm auf den Schlern

Anspruch:
mittel
Dauer:
07:00 Std.
Länge:
19.5 km
Aufstieg:
860 m
Abstieg:
1700 m

Der Schlern ist mehr als nur ein Berg: ein Wahrzeichen Südtirols, prähistorische Kultstätte, Namensgeber für den in den westlichen Dolomiten häufigen Riffkalk, Blumenwunder und Aussichtspunkt par excellence. Grund genug, ihn zu erwandern.

Der beliebteste Weg auf den Schlern führt über die Seiser Alm.wandern, mittel
Der beliebteste Weg auf den Schlern führt über die Seiser Alm.© Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner
Beschreibung

Die Gipfeltour startet eher gemütlich, führt von Kompatsch zunächst sanft steigend mit der Markierung 10 über das weitläufige Almgelände. Dabei hat man das Tourenziel, den mächtigen Elefanten­rücken des Schlern, mit seinen beiden nach oben gerichteten Stoß­zähnen vor sich. Der Berg ist weitgehend aus dem nach ihm benannten Riffkalk aufgebaut. Wasserundurchlässige Raibler Schichten schützen das Gipfelplateau vor Erosion. Der flache Gipfel (Petz, 2563 m) besteht aus Hauptdolomit.

Der erste Anstieg endet bei ein paar alten Schwaigen (1957 m), von denen es auf der Seiser Alm unzählige gibt. Nach kurzem Abstieg über Blumenwiesen stößt man auf das Sträßchen, das südwärts zur Saltner Hütte (1:15 Std.) führt. Hinter der Einkehr, am Frötschbach, beginnt der Touristensteig. Etwa anderthalb Stunden geht’s – zunächst noch in lichtem Wald – bergan, dann ist der Rand der Schlern-Hochfläche erreicht. Einen Kilometer weiter südwestlich stehen die Schlernhäuser (3:10 Std.). Sie gehören zu den ältesten Berghütten Südtirols.

Über Schlernhäuser auf den Petz

1884 erwarb die Alpenvereinssektion Bozen von der Gemeinde Völs ein Grundstück, wobei im Kaufvertrag festgeschrieben wurde, dass »bei der Vergebung der Wirtschaft die Eingeborenen von Völs zu berücksichtigen und Unfug und Unsittlichkeit in der Hütte möglichst hintanzuhalten« sei. Zwei Jahre danach konnte das Schlernhaus eröffnet werden. Später wurde es erweitert, 1903 das danebenstehende kleine Gasthaus von Christian Marsoner dazu erworben (deshalb Schlernhäuser) und immer wieder den neuen Zeiten angepasst. Trotzdem atmet der stattliche Bau mit seiner gediegenen Innenausstattung noch etwas vom unverwechselbaren Flair der »guten alten Zeit«. Am besten, man bleibt gleich über Nacht oben, genießt die Hausmannskost und bei Schönwetter das einzigartige Farbenspiel der Abendsonne an den bizarren Felsmauern des Rosengartens. Was für eine Schau!

Rund 100  Höhenmeter fehlen noch zum höchsten Punkt des Schlerns, dem Petz (3:30 Std.), und zum großen Panorama, das in den Dolomiten seinesgleichen sucht – es reicht nach Westen bis zum Ortlereis, nördlich zum Alpenhauptkamm und schließt viele Dolomiten­zacken mit ein. Nur den Blick in die Tiefe, den bietet der Petz nicht, wer ihn genießen will, muss der Wegspur nördlich zum Burgstall und zum Santner Kanzele (2476 m) folgen. Fast eineinhalb Kilometer (abgrund-)tief schaut man da hinunter auf die grüne Mittelgebirgsterrasse von Völs und Seis. Nicht zu weit vortreten, bitte!

Dieser Blick macht deutlich, dass der Abstieg zwar genussvoll, aber halt auch recht lang werden wird. Er führt zunächst zurück zu den Schlernhäusern (3:40 Std.) dann auf dem Touristensteig weiter bergab zu einer Verzweigung (1900 m) über dem Frötschgraben. Hier hält man sich links, an der nächsten Weggabelung rechts. Auf der rechten Talseite geht’s flach hinaus zur Proßliner Schwaige (5:30 Std.), wo allein schon der Blick auf den Schlern und seine Türme – ein echtes Bilderbuchmotiv! – zur Einkehr verführen könnte. Kurz zuvor kreuzt der Weg den Tschapitbach, der als Fundstelle von Mineralien und Versteinerungen bekannt ist.

Vom Frötschbach zur Ruine Hauenstein 

Der Schlern zeigt sich, auch beim weiteren, teilweise recht steilen Abstieg durch den Graben des Frötschbachs (geologischer Lehrpfad), ab und zu zwischen den Baumwipfeln. Nächste Wegstation ist das Hotel Bad Ratzes (1212 m). Gebadet wird hier allerdings schon lange nicht mehr, auch wenn die bereits 1724 gefasste, leicht mineralhaltige Schwefelquelle am Berg noch immer sprudelt.

Ganz zuletzt – die Häuser von Seis sind schon ganz nahe – kommt noch ein uralter, geschichtsträchtiger Platz ins Blickfeld: die Ruine Hauenstein, deren bleiches Gemäuer links oben aus dem Wald guckt. Hier, »auf einem Felsklotz rund und steil«, verbrachte Oswald von Wolkenstein (um 1375–1445), der weit gereiste Renaissancemensch, der Tiroler Rittersmann und Dichter, seine letzten Jahre. »Nordafrika, Arabien und Persien, die Krim und dann nach Syrien, Byzanz, ins Türkenreich, Georgien – die Sprünge sind vorbei!« schrieb er verbittert. Nach seinem Tod verfiel die Burg, wurde später wiederhergestellt und war eine Zeitlang Gerichtssitz, ehe sie im 19. Jahrhundert endgültig zur Ruine wurde.

Die Wanderung endet bei der Talstation derSeiser-Alm-Gondelbahn (7:00 Std.) am Ortsrand von Seis.

Über die Seiser Alm auf den Schlern: Die Wanderung kompakt

  • Von Kompatsch aus startet die Wanderroute über weites Almgelände
  • Nach einem kurzen Auf und Ab erreichst du nach 1:15 Std. den Touristensteig
  • Hinter diesem folgt der Rand der Schlern-Hochfläche, wo in unmittelbarer Nähe die Schlernhäuser warten
  • Nach einer genüsslichen Pause dort ist der höchste Punkt des Schlern, der Petz, nicht mehr weit
  • Nach dem dort wartenden Panoramagenuss geht es mit dem Abstieg weiter
  • Über den Proßliner Schwaige und den Tschapitbach kommst du schließlich beim Hotel Bad Ratzes auf ca. 1200 Metern vorbei
  • Die Ruine Hauenstein ist die letzte Etappe, ehe die Talstation der Seiser-Alm-Gondelbahn Endstation der Tour ist

Ausgangspunkt

Bergstation (1857m) der von Seis ausgehenden Gondelbahn bei der Hotelsiedlung Kompatsch auf der Seiser Alm

Wegbeschaffenheit

Im Bereich der Seiser Alm Sandstraßen und breite Wege, am Schlern und am Abstieg Bergwege, ganz zuletzt Straße

Fronleichnam in Kastelruth: Brauchtum ist in Südtirol noch lange nicht Folklore, und das beweisen auch die wür-devollen Fronleichnamsprozessionen auf den Dörfern (die nicht mehr am Donnerstag, sondern am folgenden Sonntag stattfinden, weil Fronleichnam aus dem italienischen Feiertagskalender gestrichen wurde). Berühmt ist vor allem die Prozession von Kastelruth, leider mittlerweile fast schon ein »Event« mit mehr Schaulustigen als Gläubigen...

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.