Wandern im Vorarlberg: Auf die Schesaplana (2965 m)
Auf Gletscherschau im Rätikon - Unschwierige, sehr beliebte Wanderung auf einen fast 3000 m hohen Gletscherberg. Bei klarer Sicht eindrucksvolle Rundschau auf die Berge des Rätikons und des Montafons
Die ersten 404 Höhenmeter des Anstiegs lassen sich mit der Lünerseebahn zurücklegen, die zur Douglashütte an der Staumauer auf 1979 m nur 6 Min. braucht. Das machen viele, doch ist es schöner, am Bösen-Tritt-Steig, abseits der Seilbahntrasse, in einer guten Stunde zum See aufzusteigen.
Aufstieg zum Lünersee
Der Steig führt anfangs durch Krummholz, dann recht spannend an die Felsen am Bösen Tritt heran und ist im oberen Bereich mit Drahtseilen und einer kurzen Steiganlage gut gesichert. Versierte Bergsteiger werden die Seilsicherungen nur bei nassem Wetter benötigen, aber dann werden sie oft dankbar angenommen, denn die Kalkfelsen am Boden sind wegen vieler Begehungen arg abgetreten und recht schmierig.
Vom Lünersee zum Totalpsee
Wer mit der Seilbahn heraufgekommen ist, landet bei der Douglashütte. Wanderer kommen weiter westlich ans Ufer des Lünersees und müssen gar nicht zur Hütte hinüber. Der Weg verläuft nun unter dem Seekopf eben am nordwestlichen Ufer dahin. An markierter Stelle verlässt man den Uferweg, um durch felsiges Latschengelände am breit ausgetretenen Pfad relativ steil zum Totalpsee und zur Totalphütte der ÖAV-Sektion Vorarlberg (2318 m) aufzusteigen.
Gipfelanstieg über steiles Gelände
Hinter der Hütte, die über dem Totalpsee auf einem Felsenabsatz steht, kommt man in tristes Felsengelände hinein. Der Bergpfad führt gegen Westen auf die Schesaplana-Südwand zu. Zu Saisonbeginn liegt dort noch Schnee, doch im Hochsommer wird es auf den steilen Südosthängen unangenehm heiß. Man plagt sich schließlich bis zur Wegabzweigung auf etwa 2700 m. Dort könnte man nach links am Südwandsteig zur Schesaplanahütte weitergehen. Die Route zum Gipfel biegt aber nach rechts, also gegen Norden, ab und führt in dunkles, brüchiges Schiefergestein hinein. Über Geröll und feinen Grieß steigt man weiter bis in eine Steilflanke. Dort ist ein langes Drahtseil angebracht, das demjenigen, der sich nicht ganz sicher fühlt, eine große Hilfe ist. Die Pfadspur wendet sich wieder gegen Westen, und am Höhenrücken erreicht man die Landesgrenze zur Schweiz. Von der Grenztafel geht es gegen Nordwesten – die letzten Meter am breiten Gratrücken – zum Gipfelkreuz hinauf. Der Abstiegsweg verläuft auf der Aufstiegsroute.
Region
Touren-Charakter
Die Berge zu beiden Seiten des Brandnertals, das sich südlich von Bludenz hinaufzieht und seinen Abschluss im Seetal an einer eindrucksvollen Felsmauer findet, zählen alpingeografisch zum Rätikon. Der berühmteste, höchste und überlaufenste Gipfel in diesem Alpenbezirk ist die Schesaplana, die die 3000-Meter-Marke nur knapp verfehlt. Von Norden ist sie mit dem weitläufigen Brandner Gletscher geziert, der allerdings schnell an Substanz verliert. Seit den letzten heißen Sommern ist das Gletschereis grau, blank und weniger schön anzusehen. Die hier vorgestellte Route berührt den Gletscher aber nicht. Die Schesaplana ist außerdem Grenzgipfel zwischen Österreich und der Schweiz und liegt am viel begangenen Rätikon-Höhenweg.
Beste Jahreszeit
Sommer, Herbst
Ort
BludenzAusgangspunkt
Parkplatz und Bushaltestelle oberhalb von Brand bei der Talstation der Lünerseebahn im Seetal, 1566 m
Endpunkt
Parkplatz und Bushaltestelle oberhalb von Brand bei der Talstation der Lünerseebahn im Seetal, 1566 mHöchster Punkt
Schesaplana, 2965 mHütten
Die Totalphütte
Die Entstehungsgeschichte der Totalphütte ist etwas ungewöhnlich und wer sie kennt, kann sich auch das Aussehen des Holzgebäudes erklären. Diese etablierte und gut besuchte Hütte ist nämlich aus einer alten Baubaracke entstanden. Als die Vorarlberger Illwerke nach dem Bau der Staumauer des Lünersees und der Ein- und Umleitung der Wasserläufe der näheren Umgebung fertig waren, wurde die Unterkunftshütte für die Bauarbeiter nicht mehr gebraucht. Die Alpenvereinssektion Vorarlberg hat ihre Chance erkannt und aufgegriffen. Der Bergführer Arthur Vonier aus Vandans begann auf gute Alpenvereinsart im Jahr 1964 probeweise mit einem bescheidenen Hüttenbetrieb. Der Erfolg stellte sich nach der offiziellen Einweihung am 25.Juli 1965 rasch ein – und mit ihm begannen auch die Schwierigkeiten. Bald war das Unterkunftsgebäude zu klein, die Versorgung mit dem Hubschrauber war zu aufwändig und zu teuer, und im durchlässigen Karstboden stellte die Wasserversorgung ein gravierendes Problem dar. Wieder kamen die Vorarlberger Illwerke dem Alpenverein zur Hilfe. Im Jahr 1972 wurde nämlich eine andere, zweistöckige Wohnbaracke in handliche Portionen zerlegt und mit dem Helikopter zur Totalphütte hinaufgeflogen. So ist sie zu einem Erweiterungsbau gekommen, der als Schlafhaus dient. Heute hat man die Probleme weitgehend im Griff. Die Wasserversorgung ist geregelt und auch die Abwasserentsorgung konnte gelöst werden. Der alte Teil der Hütte, der aus der einstöckigen Baubaracke gemacht worden war, wurde inzwischen neu gebaut, das Schlafhaus generalsaniert und die Materialseilbahn erneuert. Und im Jahr 1998 ist die Hütte mit dem Umweltgütesiegel des Österreichischen Alpenvereins ausgezeichnet worden. Vor größeren Katastrophen war die Hütte selbst bewahrt, doch hat sich im Juni 1979 in unmittelbarer Nähe der Hütte eine tödliche Tragödie ereignet, als nach ungewöhnlich starkem Schneefall ein Tourist von einem Schneebrett verschüttet worden war. Dem Hüttengast stehen auf der Totalphütte, die von Mitte Juni bis Anfang Oktober bewirtschaftet ist, 100 Lagerplätze und ein offener Winterraum zur Verfügung. Die zahlreichen Tagesgäste schätzen die Bewirtung auf der sonnigen Hüttenterrasse, doch wer fit ist und seine Brotzeit selbst tragen kann, schafft die Tour vom Seetal zur Schesaplana und zurück auch gut an einem Tag – ohne Seilbahnunterstützung und ohne Einkehr. Aber zwingen muss man sich nicht …
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.