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klettersteig

Klettersteig Dolomiten: Alta via Bepi Zac

Anspruch:
schwer
Dauer:
09:45 Std.
Länge:
18 km
Aufstieg:
1320 m
Abstieg:
1320 m

Die unbekannten Dolomiten. Große Berge werfen lange Schatten und in ihnen verbirgt sich so manches interessante Tourenziel - unbeachtet, weitgehend vergessen. Wie beispielsweise jene vielgipflige Bergkette, die sich zwischen den nach zwei Heiligen benannten Tälern - dem Sèn Nicolò und dem San Pellegrino - erhebt.

Beschreibung

Sie gehören nicht zu den berühmten Schaustücken der Dolomiten, die Berge über dem San-Pellegrino-Pass, obwohl in dem lang gestreckten Kamm einige fantastische Türme stehen und mit der Cima dell’Uomo (Ponta de l’Om, 3010 m) sogar ein Dreitausender. Der hat einen recht berühmten Erstbesteiger (1879): Gottfried Merzbacher, geboren im bayerischen Baiersdorf bei Erlangen. Er unternahm mehrere Forschungsreisen in asiatische Gebirge, u.a. zum Elbrus und ins Tian Shan, wo ein periodisch ausbrechender Gletschersee seinen Namen trägt.

Die Alta via

Nach einem anderen Bergsteiger ist die große Höhenroute am Costabela-Uomo-Kamm benannt, nach Bepi (Zac) Pellegrin. Er war viele Jahre Wirt auf der »Bergvagabundenhütte« am Pas da le Selle und initiierte den Bau des Gratweges, wirkte dabei auch mit. Heute wird das neu errichtete, einladende Haus von seinem Sohn Floriano Pellegrin geführt, zusammen mit seiner Frau Elisabetta. Unmittelbar am Pass startet die Alta via Bepi Zac, die, 1981 angelegt, ein recht wechselvolles Schicksal hinter sich hat. Ursprünglich bis zur Cima dell’Uomo führend (wie man an der Gedenktafel ablesen kann), musste die Gipfelferrata nach Unfällen auf behördliche Anordnung hin wieder abgebaut werden. Nach und nach zerfiel der östliche Abschnitt der großartigen Höhenroute mitsamt einem Direktzustieg vom Passo di San Pellegrino. Schließlich entschloss man sich zur Sanierung der Alta via, die nun nach abenteuerlich-aufregendem Verlauf an der Forcella di Laghet endet und den Dreitausender dabei auslässt. Das macht überhaupt nichts, bietet sie doch eine Überfülle an Eindrücken, Aussicht en masse auf viele berühmte Dolomitengipfel – und mehr als nur einen Blick zurück auf ein düsteres Kapitel der europäischen Geschichte. Im Ersten Weltkrieg verlief die Dolomitenfront quer über den Costabela-Kamm. So folgt der westliche Abschnitt der »Bepi Zac« weitgehend alten Frontsteigen, und mehr als einmal verschwindet sie in einem düsteren Stollenloch. Im Ciastel de Costabela (2730 m), einem markanten, von den Italienern zur Festung ausgebauten Felsturm westlich der Bassa del Ciadin, ist sogar ein kleines Museum eingerichtet. Es zeigt erfreulicherweise keine Glorifizierung des Grande Guerra, sondern ein schonungslos erschütterndes Abbild vom Grauen des Krieges.

Hinauf zum Rifugio Passo le Selle

In weniger als zwei Stunden steigt man von der Hotel- bzw. Wintersportsiedlung am Passo di San Pellegrino (1919 m) mit der rot-weißen Markierung 604 hinauf zum Pas da le Sele (2528 m); Startpunkt ist beim großen Parkplatz an der Talstation des Costabella-Liftes oder direkt auf der Scheitelhöhe. Die Überschreitung beginnt mit dem Anstieg zum Picol Laste (2697 m). Die deutliche Spur zieht im Zickzack bergan, Drahtseile erleichtern den Weiterweg in die Gipfelregion. Die Markierungen leiten in einen ausgeräumten Stollen und führen dann am Kamm entlang hinüber gegen den Gran Laste (2716 m). Unter dem Grat entdeckt man eine Mannschaftsunterkunft, gemäß Inschrift noch im Originalzustand von 1915. Kurz danach folgt eine Kletterstelle (Haken); Seile und ein paar Holzstege sichern den Weiterweg, der schließlich zurück zur schmalen Gratschneide leitet. Drahtseile entschärfen diese luftige Passage; dann geht’s hinauf zur Cima de Campagnacia (2737 m), wo wenig unterhalb des Gipfels eine Inschrift im Fels daran erinnert, dass hier im Ersten Weltkrieg auch deutsche Truppen kämpften (»König Ludwig Hütte – 1915«). Jenseits des Gipfels läuft der Weg kurz hinab zum Banch de Campagnacia (ca. 2690 m; markierter Zwischenabstieg). Am Gegenanstieg zur Cima de Costabela (2762 m) folgt eine originelle Wegpassage: eine acht Meter hohe Holzleiter. Der Weiterweg führt von dem stark befestigten Gipfel steil hinunter in eine weite Geröllmulde; hier mündet ein markierter Zustieg aus dem Nikolaustal (Val de Sèn Nicolò). Im Vorblick hat man den eigenartig geformten Turm des Ciastel de Costabela (Sasso di Costabella, 2730 m), im Krieg die vorderste Stellung der Alpini in diesem Frontabschnitt. Drahtseile und ein Holzsteg leiten hinauf in die Felsfestung; im Krieg war sie über eine kühne Treppenkonstruktion zugänglich, die erst vor kurzem rekonstruiert wurde. Man benützt sie für den Abstieg und stößt so wenig oberhalb der Bassa del Ciadin (2664 m) wieder auf den Originalweg. An der Scharte endet der erste Abschnitt der Alta via Bepi Zac; ein markierter Abstieg führt hinunter zum Passo di San Pellegrino.

Felswildnis um die Cima dell’Uomo

Die Fortsetzung des Höhenweges quert, teilweise gesichert, bis unter die Felsen der Ponta de le Valate (2837 m), wendet sich dann in eine steile Geröllrinne. Straff gespannte Drahtseile erleichtern den Aufstieg in eine winzige Scharte an der Ostflanke des Berges; Steigspuren und Markierungen leiten anschließend über seinen geröllbedeckten Nordrücken zum abgeflachten Gipfel. Der Weg verbleibt bis zum Om Gran (2805 m) am Kamm, umgeht dann die Ponta del Ciadin südseitig und führt mit einigem Auf und Ab hinüber in die Forcella dell’Uomo (2840 m). Dabei kommt man am Fuß des Torre California vorbei, einem rund 60 Meter hohen, unglaublich schlanken Obelisken. Seinen Namen soll der Turm übrigens der Liebe des Erstbesteigers zu einem Mädchen aus den USA verdanken… Aus der Uomo-Scharte steigt die Alta via Bepi Zac im Geröll schräg abwärts. Man kreuzt den Normalweg zum Dreitausender (Tafel, hier Notabstieg möglich), passiert ein recht luftiges Eck (Drahtseil, Holzsteg) und biegt ein in ein weiteres Schuttkar. Der Höhenweg quert es und führt dann hinauf zu einer steilen Rinne. Drahtseile leiten in einen düsteren Felswinkel (Klemmblock), dem man mit kräftigem Armzug (Haken, kleine Tritte) entsteigt (Schlüsselstelle). Am Drahtseil über den Klemmblock und auf Eisenstiften quer über eine kleine, aber senkrechte Wand. Die Route steigt noch kurz an bis zu einer winzigen Scharte (ca. 2790 m) und senkt sich dann über Felsen (Drahtseil) und Geröll in die Forcella di Laghet (2765 m; Wegzeiger).

Hinab und hinaus

Der Abstieg führt nicht nach Süden (wilde Schlucht!), sondern nördlich durch eine steinige Karmulde, dann über einen sehr beweglichen Geröllhang hinunter in das Val da la Tascia, wo man nach der strapaziösen Gleichgewichtsübung auf einen Weg stößt. Auf ihm wandert man durch den Busc da la Tascia (Steinbockrevier) hinab und hinaus zum Rifugio Fuciade (1982 m), wo eine verdiente Rast fällig ist. Den Abschluss der großen und grandiosen Runde bildet dann der Spaziergang zurück zumPasso di San Pellegrino: keine Steigung, bequeme Unterlage…

Touren-Charakter

Sehr lange, anstrengende Kammüberschreitung, auf der ersten Weghälfte leicht (K1-2), hinter der Bassa del Ciadin allmählich zunehmende Schwierigkeiten. Im Überstieg zur Forcella di Laghet knackige Klettersteigpassage (K3-4). Eine Tour für erfahrene Bergsteiger, die Konditionsprobleme nur vom Hörensagen kennen.

Ausgangspunkt

Passo di San Pellegrino (1919 m). Alternativer Ausgangspunkt ist die Bergstation des Costabella-Sessellifts (2273 m)

Endpunkt

Passo di San Pellegrino (1919 m). Alternativer Ausgangspunkt ist die Bergstation des Costabella-Sessellifts (2273 m)

Route

Gesamt 9.45 Std.; Passo di San Pellegrino - Pas da le Sele 1.45 Std., Alta via Bepi Zac 5.30 Std., Forcella di Laghet - Passo di San Pellegrino 2.30 Std.

Schwierigkeit

K3-4

Höchster Punkt

Cima de Costabela (2762 m)

Information

Markierung Gut bezeichnete Route, lediglich im Geröllhang über dem Val de la Tasca fehlen Farbmarkierungen. Hinweisschilder an allen Verzweigungen

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