Hochtouren

Hochtour auf das Nadelhorn in den Walliser Alpen

Das Nadelhorn bietet eine abwechslungsreiche Hochtour über mehrere Gletscher, einen eleganten Grat und ein paar Kraxelstellen am Gipfelaufbau. Wenn auch technisch eher einfach, wartet die oft kalte und windige Tour mit exponierten Stellen und teils Blankeis am Grat auf.

Nadelhorn Titelbild
Schönwetterberg: Der Weg zum Nadelhorn wird erst bei Eis und Wind schwierig.© Simon Michael - stock.adobe.com

Das Nadelhorn steht arg unter Konkurrenzdruck: Sein Nachbar ist die Lenzspitze mit einer bekannten Nordostwand, weiter südlich erhebt sich mit dem Dom der höchste Binnengipfel der Schweiz.

Dennoch ist das Nadelhorn ein begehrtes Ziel, dessen Gipfel man über drei ausgeprägte Grate erreicht: über den Südostgrat von der Lenzspitze, den Nordwestgrat als Abschluss des Nadelgrats übers Hohberghorn zum Dürrenhorn wie auch die Route über den Nordostgrat vom Windjoch, die als Normalweg gilt. Rein von den technischen Schwierigkeiten her könnte das Nadelhorn auch als leichter Viertausender gelten.

Im Vergleich zu Breithorn oder Allalinhorn ist seine Besteigung aber doch eine andere Nummer: Allein der Hüttenzustieg über Leitern erinnert stellenweise mehr an einen Klettersteig denn an einen Wanderweg. Bei blanken Verhältnissen und viel Wind werden der elegante Firngrat und der felsige Gipfelaufbau rasch anspruchsvoller.

Wer oben nicht nur in die Ferne blickt, könnte das Nadelöhr entdecken, durch das morgens und abends die Sonne scheint. Diese Tatsache war früher bekannter als heute. So schrieb der Schweizer Bergsteiger Heinrich Dübi im Jahr 1890: »Ich glaube, ein Kameel, das da hindurchginge, könnte leicht ins Himmelreich kommen. Wir machten den Versuch nicht, sondern stiegen mit einiger Vorsicht, aber leicht, über den langen Nordostgrat zum Windjoch hinunter.«

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Hochtour Nadelhorn (4327m) im Detail

  • Normalroute: Nordostgrat
  • Schwierigkeit: WS
  • Aufstieg: Von Saas-Fee fährt man bis zur Bergstation Hannig, um von dort zur Mischabelhütte zu gelangen. Tags darauf geht es über Geröll empor bis auf eine Höhe von rund 3560 m, um anschließend den Hohbalmgletscher zu queren und ins Windjoch zu steigen. Von hier folgt man der klaren Linie des NO-Grats Richtung Gipfel, wobei man manche Felsaufb auten rechts umgeht. Den felsigen Gipfelaufbau überwindet man in einer teils ausgesetzten Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad.
  • Höhendifferenz: 2100 Hm (vom Tal)
  • Dauer: 2 Tage
  • Ausrüstung: komplette Hochtourenausrüstung
  • Ausgangspunkt: Bergstation Hannig (2336 m)
  • Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug nach Visp und mit dem Postauto nach Saas-Fee, zu Fuß in ca. 15 Minuten zur Luftseilbahn, die vom Dorfteil Lomatte auf Hannig fährt; Parkhaus am Dorf-Eingang (Saas-Fee ist autofrei).
  • Gehzeiten: Bergstation Hannig – Mischabelhütte 3 Std.; Mischabelhütte – Windjoch 1¾ Std.; Windjoch – Nadelhorn – Windjoch 2½ Std.; Windjoch – Mischabelhütte 1 Std.; Mischabelhütte – Saas-Fee 2¾ Std.
  • Beste Jahreszeit: Juli bis Mitte September
  • Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1328 »Randa«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000, 284 T »Mischabel« 
  • Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen, Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann Verlag, 2014
  • Hütte: Mischabelhütte (3335 m)
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So kommst du auf den Gipfel:

Von der Bergstation Hannig quert man erst die Hänge unterhalb des Tällihorn und Oberen Distelhorn bis Schönegge. Hier beginnt der Weg steil anzusteigen und führt, teils über Leitern und ausgesetzte Passagen, hoch zur Hütte. Hinter der Hütte führt eine schwach erkennbare Spur direkt über die Felsrippe im Geröll empor bis auf eine Höhe von rund 3560 Metern. Dort, wo das höhere, flachere Plateau des Hohbalmgletschers erreicht wird, betritt man diesen und steigt bis ins Windjoch (3845 m). Von diesem führt der Firngrat bis zum Felsaufbau des Gipfels.

Einmal auf dem Grat, fällt der Riedgletscher nordwärts steil ab, während die Route selbst erst in mässiger Steigung bergauf führt. Besonders bei blanken Verhältnissen in Kombination mit eisigem Wind kann der Grat anspruchsvoller werden, als gemeinhin auf einer WS-Tour zu erwarten ist. Den felsigen Gipfelaufbau überwindet man in einer teils ausgesetzten Kletterei, wobei Zacken gute Sicherungsmöglichkeiten bieten.

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