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Wanderung Dolomiten: Troi dei Caserin

Anspruch:
schwer
Dauer:
09:00 Std.
Länge:
18 km
Aufstieg:
1500 m
Abstieg:
1500 m

Abenteuerpfad über dem Valle di Canzoi. Wenn drunten in Feltre längst der Frühling eingezogen ist, liegt nur zehn Kilometer weiter nördlich, in den Hochkaren der Vette Feltrine und der Cimónega-Gruppe, noch Schnee vom vergangenen Winter. Gegensätze, wie sie typisch sind für diese Südalpenregion.

Beschreibung

Belluneser Dolomiten

Sie stehen ganz hinten in unserer Alpenperspektive und viele Gipfel mit klangvollen Namen verstellen – buchstäblich – den Blick auf diese Berge des Südens, die Venedig näher sind als Luis Trenkers Grödner Tal. Langkofel, Sella, Marmolada, Civetta – lauter alpine Schönheiten säumen unseren Weg ins Niemandsland. Sass de Mur, Monte Pavione, Feruch – wer kennt diese Gipfel schon? Gesehen haben sie viele, von einem der großen Dolomitengipfel aus, aber nur mit einem flüchtigen Blick gestreift – terra incognita. Auch der Piz de Sagron und der Sass de Mur (2547 m) gehören zu diesen unbekannten Gipfeln, beide mit prallen Wänden und ausladenden Graten. Eine besonders schöne Aussicht auf die beiden höchsten Erhebungen der Cimónega-Gruppe bietet der Troi de Caserin, ein uralter Jagd- und Almweg, der mittlerweile markiert und mit einer CAI-Nummer versehen ist. Trotzdem ist er ein Tourenziel für ausgesprochene Individualisten geblieben, die der Natur richtig nahekommen wollen und dafür auch einige Anstrengung auf sich zu nehmen bereit sind. Ab und an begegnet man auf dem Troi dei Caserin, dem der Dolomiten-Höhenweg Nr. 2 folgt, auch jener besonderen Spezies von Masochisten, die mit ganz schwerem Gepäck möglichst lang und weit wandern und hinterher auch noch behaupten, sie täten das bloß, um sich selbst zu finden.

1200 Höhenmeter

Wir suchen das Bergerlebnis, und das beginnt in diesem Fall bei dem Parkplatz (ca. 630 m) im Valle di Canzoi. Auf Asphaltunterlage pilgert man zunächst hinauf zur Krone des Stausees von Stua (696 m), hinter der sich meistens viel Sand und wenig Wasser versteckt. Nicht zu übersehen ist auch das CAI-Schild mit der Nummer 811, das den Weg zum Passo Alvis anzeigt: hinauf! Die Steigung ist zunächst recht moderat, Bäume schirmen den Wanderer gegen die Morgensonne ab. Warm wird’s einem trotzdem, je nach Tempo mehr oder weniger. Die Uhr tickt, die Anzeige am Höhenmesser steigt. Ab und zu bietet sich ein Blick durchs Geäst auf den Sass de Mur und seine Trabanten – eine Verheißung auf große Bilder. Nach mehreren lang gezogenen Kehren quert der Weg unter den Felsen des Colle del Demonio hinüber zur Casera Alvas (1578 m). Ob es hier tatsächlich spukt, Dämonen Angst und Schrecken verbreiten? Nicht bei Tag, ist man geneigt zu glauben. Der Wald lichtet sich, am grünen Kamm zeigt sich das nächste Zwischenziel, gleichzeitig Ende des langen, aber keineswegs langweiligen Anstiegs: der Passo Alvis (1880 m). In Kehren geht’s gleichmäßig bergan, zuletzt über den Grashang hinauf ins Joch. Hier wird man erst einmal eine Pause einlegen, etwas gegen den Durst tun und den Prachtblick auf die große Bergkulisse genießen. Jenseits des inneren Valle di Canzoi zeigen sich die Piani Eterni, über dem Lago della Stua der wild zerklüftete Felsstock des Monte Tre Pietre (1965 m), der pro Jahr garantiert nicht mehr als drei menschliche Besuche erhält. So sieht Wildnis à la Bellunese aus.

Am Troi dei Caserin

Nur wenige Meter vor der Kammhöhe zweigt rechts eine deutliche, aber unmarkierte Spur ab. Sie läuft flach hinüber zum nahen Pass de Mura (1867 m), wo der Troi dei Caserin startet. Er führt, erst die Höhe haltend, dann leicht absteigend, in die steilen Grashänge unter dem Sass de Mur. Ein ausgesetztes Band leitet in die steinige Rinne, Drahtseile helfen anschließend über eine Felszone hinweg. Ein nächstes Band, das sanft bergab führt, verlangt konzentriertes Gehen. Schließlich ist der tiefste Punkt der Querung erreicht (ca. 1770 m). An einem breiten Grasrücken steigt der Troi dei Caserin in Kehren an und quert dann hinaus zum Col dei Bechi (1960 m), wo der Blick auf den grandiosen Felskessel unter dem Piz de Sagron frei wird, mit dem Mulirücken (Col del Mul, 2111 m) mittendrin. Nicht nur Vierbeiner, auch König und Königin sind hier präsent, im Pian del Re (unter der Forcella Cimónega) und im Pian della Regina (unter dem Gipfel des Piz de Sagron). Wer in einem der beiden Biwaks, die am Rand dieser Karmulden stehen, übernachtet, kann sich beim Einschlafen ja eine romantische Geschichte dazu ausdenken. Vielleicht spielt darin ja auch der versteinerte Dämon eine Rolle?

Zurück ins Tal

Vom Col dei Bechi steigt der Weg durch eine steinige Mulde nordseitig ab, quert dann links in den Pian del Re. Unter dem Col del Mul zweigt der Zugang zum Bivacco Feltre und dem Bivacco Bodo ab; rechts geht’s in gestuftem Felsgelände hinunter zur Casera Cimónega (1637 m). Weiter auf gut angelegtem, an einigen Stellen leicht ausgesetztem Steig hinab ins Tal und am Westufer des Stausees entlang zurück zur Bar Ai 4 Pass, wo’s ein feines Moretti-Bier gibt, und zum Wanderparkplatz.

Touren-Charakter

Aufgrund ihrer Länge und der beachtlichen Höhenunterschiede verlangt diese Runde - sofern man sie an einem Tag machen will - eine tadellose Kondition. Alternativ mit einer Übernachtung im Rifugio Boz oder in den Bivacchi Feltre bzw. Bodo. Am Troi dei Caserin ist absolute Trittsicherheit unerlässlich (schmale Bänder und abschüssige Grashänge)!

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz (ca. 630 m) unterhalb des Lago della Stua

Endpunkt

Wanderparkplatz (ca. 630 m) unterhalb des Lago della Stua

Route

Gesamt 9 Std.; Aufstieg zum Passo Alvis 3.15 Std., Troi dei Caserin 3 Std., Abstieg 2.45 Std.

Höchster Punkt

Col dei Bechi (1960 m)

Information

Markierung CAI-Markierung, Wegweiser

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