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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wanderung Dolomiten: Sela de la Palacia und Lagusel

Anspruch:
leicht
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
9 km
Aufstieg:
530 m
Abstieg:
530 m

Idylle unter dem Costabela-Kamm. So manches Landschaftsjuwel versteckt sich - auch in den Dolomiten - in einem vergessenen Talwinkel oder hinter einer Geländeschwelle, unbeachtet vom Gros der Touristen. Wie der Lagusel, ein kleiner Bergsee im Val de Sèn Nicolò. Er liegt, umrahmt von Lärchen und Zirben, in einer Senke unter den schroffen Felsen von Ort.

Beschreibung

Idylle über dem Val de Sèn Nicolò

Die schattseitige, steile Flanke des Nikolaustals ist weit hinauf bewaldet, verstellt teilweise den Blick auf die Gipfel darüber. Die gehören zum Costabela-Kamm, und der zählt auch zu den ziemlich vergessenen Bergwinkeln südlich der Marmolada. Das ist allerdings ein anderes Kapitel – nämlich das siebte in diesem Buch (siehe Seite 48). Wer den Lagusel ansteuert, kann ebenfalls Gipfelfreuden genießen, am Pecol (2302 m). Der abgeflachte Wiesenbuckel erhebt sich nördlich der Sela de la Palacia – ein ganz kleiner Abstecher nur zum perfekten Panorama. Und im Frühsommer blüht es hier so üppig, dass man aufpassen muss, bei der Gipfelrast keinen Flurschaden anzurichten, so dicht an dicht stehen die bunten Sehenswürdigkeiten. Die gedeihen prima auf dem Untergrund, der aus Gesteinen vulkanischen Ursprungs besteht, das Wasser zurückhält und sich so dem lieben Vieh als reich gedeckter Tisch präsentiert. Offensichtlich fühlen sich auch alpenfremde Vierbeiner hier sehr wohl; rund ein Dutzend Hochlandrinder mit zotteligem Fell, spitzen Hörnern und sanftem Gemüt äsen am Lagusel (auch Lauscèl oder Làgujel). Weniger begeistert sind dagegen die nicht so standfesten Zweibeiner, die aus dem Tal heraufwandern, um heile Bergwelt zu genießen. Nach Regenfällen verwandeln sich die schmalen Wege nämlich in üble Rutschparcours, und da ist schon manche/r ungewollt auf dem Allerwertesten gelandet. Es empfiehlt sich also, ein paar trockene und sonnige Tage abzuwarten, bevor man sich aufmacht in das kleine Paradies unter dem Costabela-Kamm.

Aufstieg

Die Runde startet amParkplatz Sauch (1738 m). Man überquert den Nikolausbach und folgt der Strada dei Rusci taleinwärts. Ihr Name erinnert daran, dass sie vor hundert Jahren von russischen Kriegsgefangenen erbaut wurde. Nach etwa einer Viertelstunde zweigt rechts der direkte Zustieg zum Lagusel ab (Mark. 640). Geradeaus geht’s angenehm schattig weiter zur nächsten Wegkreuzung (1886 m). Hier biegt man ein in den breiten Forstweg, der über mehrere ruppige Rampen ansteigt, den Puls nach oben und den Schweiß nach außen treibt. Bei einer Alphütte geht die Fahrspur in einen schmalen Pfad über (links am Gebäude vorbei, dann nach rechts), der über eine weit ausholende Schleife in den Graben unterhalb der  Sela de la Palacia (2259 m) führt. Wenn’s geregnet hat, ist der Weg extrem rutschig – Wanderstöcke sind dann hilfreich. Oben an dem Joch hat man freie Sicht nach zwei Seiten, zum Marmolada-Massiv, das sich wuchtig über dem Contrintal aufbaut, und zum Rosengarten. Das totale Panorama bietet – wie schon erwähnt – der abgeflachte Grasrücken des Pecol (2302 m, 10 Min., Spur).

Hinab zum Lagusel

Der Weiterweg führt aus der Scharte westwärts über Almwiesen sanft abwärts zur Wegkreuzung von Piéf (2183 m). Hier mündet ein markierter Zustieg aus dem Valle dei Monzoni. Die Berge über dem Talschluss von Monzoni (Munciogn) sind berühmt für ihren Mineralienreichtum. Alexander von Humboldt, der deutsche Naturforscher, bezeichnete sie als »Schauplatz der größten geologischen Revolution«; Ludwig von Buch, der sie für die Wissenschaft entdeckte, als »Schlüssel zur Geologie«. Beide waren Teilnehmer eines ersten Geologenkongresses, der 1822 in Predazzo stattfand. Von Piéf steigt man über den nach Regen unangenehm matschigen Hang ab zur Idylle von Lagusel (2103 m). Der kleine See liegt in einer grünen Mulde, umrahmt von Lärchen und Zirben. In seinen Wassern spiegeln sich die grauen Nordabstürze des Sas dal Piéf (2522 m).

Der Abstieg

ins Nikolaustal folgt einem Fahrweg. Er ist abschnittweise sehr steil und geht ordentlich auf die Knie. Drunten am Ruf de Sèn Nicolò stößt man wieder auf die Russenstraße. Mit ihr talauswärts zurück zum Parkplatz Sauch.

Touren-Charakter

Abwechslungsreiche Wanderrunde über dem Val de Sèn Nicolò, im Auf- und Abstieg sehr steile Passagen, nach Regen rutschig. Teleskopstöcke deshalb angenehm. Im Frühsommer herrliche Blumenwiesen; idyllisch der Bergsee Lagusel, eingebettet in eine licht bewaldete Mulde

Ausgangspunkt

Parkplatz Sauch (1738 m) im Val de Sèn Nicolò, im Sommer gebührenpflichtig

Endpunkt

Parkplatz Sauch (1738 m) im Val de Sèn Nicolò, im Sommer gebührenpflichtig

Route

Gesamt 3.30 Std.; Talweg 40 Min., Aufstieg zur Sela de la Palacia 1.20 Std., Sela de la Palacia -

Höchster Punkt

Sela de la Palacia (2259 m)

Information

Markierung Rot-weiße SAT-Markierung

I Maerins

Die beiden mächtigen Felspfeiler am Eingang zum Val de Sèn Nicolò, an der nordseitigen Talflanke aufragend, sind nicht zu übersehen. Der kompakte, hellgraue Fels der Maerins (2170 m) signalisiert gute Klettermöglichkeiten für Könner. Seit ein paar Jahren gibt es hier auch eine Via ferrata. Sie ist extrem schwierig (K6–7) und vier Bergführern gewidmet (»I magnifici Quattro«), die bei einem Rettungseinsatz im Dezember 2009 in der Sella ums Leben kamen.

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