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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wanderung Dolomiten: Pradeto

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
8 km
Aufstieg:
750 m
Abstieg:
750 m

Scheitern mit Gewinn. Wer »vergessene« Pfade sucht, gerät gelegentlich auf Abwege. Das muss aber nicht zwangsweise in einen verlorenen Tag münden, mit etwas Glück entdeckt der Dolomitenwanderer auf diese Weise Unerwartetes, Neues und Spannendes.

Beschreibung

Vergangene Zeiten

Bergbau war in früheren Zeiten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in manchen Regionen der Alpen. Man denke nur an die Goldsucher des Rauriser Tals oder an das Abbaurevier der Fugger im Ridnaun. Auch in den Dolomiten wurde nach Erzen geschürft, jahrhundertelang, so bei Ágordo und am Monte Pore. Auronzo war ein Bergbauort, im Ansieital suchte man dem Berg Silber abzutrotzen und oberhalb des Dorfes, am Südhang des Monte Aiarmola (2458 m), gruben sich die Knappen ins Gestein, um an die recht ergiebigen Bleilager zu gelangen. Tempi passati. Geblieben sind Überreste der einst umfangreichen Anlagen mit kilometerlangen Stollen, Seilbahnen und Gebäuden. Im Val Grigna und im östlich benachbarten Val San Rocco wurde bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts gegraben. Die alten Wege sind teilweise noch begehbar, doch wer ihnen folgt, wird bald zum Fährtensucher – Verhauer nicht ausgeschlossen. Wir brauchten ebenfalls zwei Anläufe, bis wir die alte Mine im Val San Rocco entdeckten. Wegweiser und Kartenunterlagen führten uns erst einmal in die Irre. Dafür entdeckten wir einen wunderschönen Platz hoch über dem Ansieital, mit dem Monte Aiarnola im Rücken und einer bezaubernden Schau auf die östliche Marmarole. Ein altes Kreuz bewacht die Holzbank auf Pradeto, Brot und Käse schmeckten prima, das Wasser auch. So kann ein Verhauer auch ausgehen. 20 Meter tiefer, am unteren Rand der Lichtung, auf der früher wohl über den Sommer ein paar Kühe grasten, hätten wir sogar die Nacht verbringen können, in der vom CAI Auronzo zur Selbstversorgerhütte umgebauten Almhütte von Pradeto. Der zweite Anlauf glückte dann, der steile Serpentinenweg führte zum Ziel, zu den Ruinen der ehemaligen Miniera. Schöner war allerdings die kleine Runde über Pradeto, gerade deshalb vielleicht, weil’s nicht geplant war: ein Überraschungsweg.

Steil, steiler – noch steiler

Die Tour startet in Auronzo (868), an der Hauptstraße im Ortsteil Villagrande. Auf Asphalt geht’s gleich steil bergan und weder an der Unterlage noch an der Steigung wird sich in der Folge viel ändern. Vorbei an den letzten Wohnhäusern wandert man hinein ins Val San Rocco, angenehm schattig, was man im Sommer sehr zu schätzen weiß. Man kreuzt einen als Radlstrecke ausgeschilderten Fahrweg und erreicht dann – leicht außer Atem – eine doppelte Weggabelung (1100 m) mit Hinweisschildern. Links geht’s steil hinauf zur Vecchia Miniera (siehe Kasten), halb rechts ins Nichts (»9 – Crepa Marcia«) und rechts mit der CAI Markierung 125 zum Monte Aiarnola (steht wenigstens da). Das Sträßchen verliert seine komfortable Unterlage, gewinnt dafür noch etwas an Steilheit. Über ein paar Schleifen schraubt es sich bergwärts, um dann an einer Wasserfassung zu enden. Ein Waalweg, der dem – gut hörbar – plätschernden Wasser folgt, führte ursprünglich wohl zur alten Mine; er endet allerdings an einer an Drahtseilen befestigten Rohrleitung, die luftig einen felsigen Graben quert – Fehlanzeige… Also folgt man dem komfortablen Weg, der 100 Meter vor der Wasserfassung (1378 m) halb rechts abzweigt, bald zur schmalen Spur wird und über einen Wiesenhang extrem steil ansteigt. Da denkt man unwillkürlich an die berühmten Hühner mit Steigeisen…

Versteckte Idylle

Knapp 100 Meter höher stößt der Steilwand-Wanderer auf einen Querweg – möglicherweise eine Verbindung zur alten Mine? Wir gehen rechts, folgen der deutlichen Spur, die sanft ansteigt, und erreichen eine beschilderte Verzweigung (ca. 1620 m): aufwärts zum Monte Aiarnola, abwärts nach Pradeto (ca. 1510 m). Das Weglein leitet uns im Wald bergab. Dann geht der Vorhang auf, man steht am Rand einer großen Rodungslichtung mit freier Sicht auf die Marmarole. Ihre Grate und Gipfel dürften noch weniger Besuch erhalten als unser Ausguck über Auronzo. Von Bergwerksanlagen ist weit und breit nichts zu sehen, doch das stört überhaupt nicht (siehe oben). Der weitere Abstieg führt zurück in den Wald. Wenig oberhalb der Wasserfassung stößt man auf den Anstiegsweg. Rund 600 Tiefenmeter stehen noch an, steil bis sehr steil, das wissen wir. Drunten an der Hauptstraße in Auronzo geht der Blick zurück, hinauf, zusammen mit dem Gedanken: schön, dieser Verhauer!

Touren-Charakter

Kurz, aber knackig! Die Wege am Südhang des Monte Aiarnola, von Auronzo ausgehend, sind steil bis sausteil. Nicht ideal für die Kniegelenke (Abstieg!), deshalb auf jeden Fall Wanderstöcke mitnehmen. Im Sommer früh losgehen, die kühlen Morgenstunden für den schweißtreibenden Aufstieg nutzen

Ausgangspunkt

Auronzo (866 m), Ortsteil Villagrande. Parkplatz an der Hauptstraße, unmittelbar unterhalb der Pfarrkirche Santa Giustina bei der Abzweigung der Via Antonio Berti

Endpunkt

Auronzo (866 m), Ortsteil Villagrande. Parkplatz an der Hauptstraße, unmittelbar unterhalb der Pfarrkirche Santa Giustina bei der Abzweigung der Via Antonio Berti

Route

Gesamt 4 Std.; Aufstieg 2.30 Std., Abstieg 1.30 Std.

Höchster Punkt

Weggabelung Mason (ca. 1620 m)

Information

Markierung Ein paar Schilder, rote Punkte und die Wegnummer 125 - alles recht unkoordiniert. Verhauer nicht ausgeschlossen

Die ehemalige Bleimine im Val San Rocco

Wer zur Ex-Miniera will, nimmt an der erwähnten Verzweigung (1100 m) den links abgehenden schmalen und steilen Weg. Nicht der CAI-Nummer 125 folgen! Der Pfad gewinnt in vielen Kehren zügig an Höhe, quert dann eine steile Geröllreiße (Vorsicht!) und peilt schließlich die schon von Auronzo aus sichtbare Gebäuderuine an. Ein Stück unterhalb kommt man an den (versperrten) Eingängen der langen Stollen vorbei, die einst eine Verbindung mit den weiter westlich an der Grigna gelegenen Teilen des Bergwerks bildeten. Von der eingangs erwähnten Verzweigung etwa 1 Std., Trittsicherheit erforderlich.

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