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Vergessene / Entdecker Pfade
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Wanderung Dolomiten: Piani Eterni

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:30 Std.
Länge:
15 km
Aufstieg:
1300 m
Abstieg:
1300 m

Eine Welt der Wunder. Manche Landschaftswunder muss man sich erwandern, und das ist gut so. Fast vier Stunden dauert der Aufstieg zu den »Endlosen Ebenen«, den Piani Eterni, die sich in einem vergessenen Winkel der Belluneser Dolomiten verstecken. Und die ein dunkles Geheimnis hüten

Beschreibung

Höhlen und Blumen

Die Piani Eterni sind fast zwei mal drei Kilometer groß und werden von einem Bergkranz umgeben, der mit seiner Gesteinsvielfalt gut in ein geologisches Lehrbuch passen würde. Das Aufsehenerregendste aber versteckt sich vor den Augen des Wanderers: der löchrige Untergrund mit seinen endlosen Schächten, Gräben und stockfinsteren Gängen. Hier wurden bisher über 400 Höhlen entdeckt, ein vielfach verästeltes System tief im Berginneren, das noch lange nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben hat. Die Grotta Isabella gilt mit einer Gesamtausdehnung von 30 Kilometern und einer vermessenen Tiefe von 971 Metern als größte Höhle des Veneto. Erst vor wenigen Jahren wurde eine Verbindung zwischen der »Isabella« und dem Höhlenkomplex PE 10 entdeckt. In über 400 Meter Tiefe gibt es sogar ein richtiges Biwak, das den Höhlenforschern während ihrer Arbeiten eine (bescheidene) Unterkunft bietet. Geforscht wird besonders gerne im Winter, weil dann in dem System keine gefährlichen Überschwemmungen drohen, ausgelöst durch starke Niederschläge. Kaum weniger bekannt ist die Almregion der Piani Eterni für ihre artenreiche Flora. Hier kann man mit etwas Glück die eine oder andere Rarität entdecken, darunter echte Endemiten. Sie sind in den Dolomiti Bellunesi besonders zahlreich, weil – ähnlich wie drüben am Gardasee – die Gipfel von der eiszeitlichen Vergletscherung ausgenommen blieben. In den Vette Feltrine hat die prächtige Krainer Lilie (Lilium carniolum) ihre westlichsten Standorte, aus senkrechten Felsen leuchtet eine besonders schöne Glockenblume, die Campanula morettiana – zwei von insgesamt 1400 Pflanzen, die im Parco Nazionale delle Alpi Bellunesi nachgewiesen sind. Die blaue Moretti-Glockenblume ziert übrigens das Emblem des Parks.

Hinauf!

Die Wanderung beginnt auf Asphalt, führt vom Parkplatz (ca. 630 m) unterhalb der Bar I 4 Pass (660 m) hinauf zur Mauerkrone des aufgestauten, meist halb leeren Lago della Stua (710 m). An seinem Westufer geht’s flach taleinwärts, dann über den Bach und im Wald mit der Markierung 802 bergan, immer am Hang entlang bis zu einer ersten Kehre (1000 m). Sie leitet den steilsten Wegabschnitt ein; der Fahrweg ist in einigen Abschnitten zementiert, was der Wanderer durchaus als angenehm empfindet. Aussicht gibt’s noch keine, das ändert sich aber bald nach der Abzweigung des direkten Weges (ca. 1430 m) durch den Graben Porzil (Hinweisschild). Die Steigung nimmt allmählich ab, dafür zeigen sich über dem innersten Canzoital stattliche Dolomitgipfel: der Sass de Mur (2547 m) und rechts – etwas weiter zurück – Piz de Mez (2440 m) und Piz de Sagron (2486 m). Schließlich knickt die breite Spur nach links ab; man betritt das licht bewaldete, idyllische Almrevier um die verfallene Casera Pinea (1636 m) mit ihren Gräben, Dolinen und Felsbuckeln. In eher gemütlichem Anstieg gewinnt der Fahrweg schließlich den Scheitelpunkt der Route, eine kleine  Scharte (ca. 1760 m) unter dem Monte Covolada. Und dann: die Überraschung! Unmittelbar dahinter öffnen sich die Piani Eterni, nicht endlos (eterna), aber doch riesig, nach Norden hin von einer bis in Kammhöhe begrünten Bergkette begrenzt, nach Osten hin ein Meer von Latschen, über denen flache Felsrücken stehen. Unter der Oberfläche verbirgt sich das verzweigte, erst teilweise erforschte Höhlensystem. Der Zugang befindet sich ein paar Gehstunden östlich der Piani Eterni im innersten Valle Falcina, bei einem markanten Felszahn, der Gusela dela Val del Burt (1719 m). Als oberirdischen Stützpunkt nutzen die Höhlenforscher deshalb die Casera Brendòl (1686 m) am Rand der Piani. Ganz in der Nähe steht ein lang gestreckter, zur Frontseite hin offener Stadel (jüngst restauriert), der dem Vieh im Sommer als Unterstand dient.

Zurück ins Tal

Beim Rückweg geht’s zunächst kurz bergan, dann verlässt man die weite Schüssel der Piani Eterni an einem Wiesenrücken. Der Abstieg ist durch den schmalen Graben von Porzil vorgezeichnet, die markierte Spur mündet schließlich in den Anstiegsweg. Auf ihm hinunter ins Tal und zurück zum Parkplatz.

Touren-Charakter

Ziemlich lange, aber unschwierige Wanderung, Anstieg auf einem teilweise extrem steilen Karrenweg, Abstieg (kürzer) durch den Graben von Porzil. Gute Konditon erforderlich, im Sommer sehr heiß (ausreichend Getränke mitnehmen)!

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz (ca. 630 m) unterhalb des Lago della Stua

Endpunkt

Wanderparkplatz (ca. 630 m) unterhalb des Lago della Stua

Route

Gesamt 6.30 Std.; Aufstieg 4 Std., Abstieg 2.30 Std.

Höchster Punkt

Scharte am Monte Covolada (ca. 1760 m)

Information

Markierung CAI-Markierung, Wegweiser

Die »Calchère« im Valle di Canzoi

Es muss früher im Valle di Canzoi mitunter heftig »gebrandelt« haben, vor allem im Frühling. Da waren nämlich bis zu 30 Kalköfen in Betrieb, jeweils für vier Tage. So lange dauerte es, bis die Kalksteine in dem bis zu 1000 Grad heißen Ofen so weit durchgebrannt waren, dass sie bei der anschließenden Wässerung zu feinem Pulver zerfielen. Der Branntkalk wurde u. a. beim Hausbau (Verputz) und zur Herstellung von Farben verwendet. Einige der Öfen sind mittlerweile restauriert worden und können besichtigt werden.

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