Bruckmann CMYK quer
Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wanderung Dolomiten: Auf den Rautkopf

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:30 Std.
Länge:
10 km
Aufstieg:
1210 m
Abstieg:
1210 m

Von Hollywood zum Drei-Zinnen-Blick. Während drunten am Dürrensee Hundertschaften von Besuchern aus aller Welt ihre Selfies mit den Nordwänden der Drei Zinnen knipsen, mühe ich mich über die geröllbeladenen Hänge des Rautkopfs dem Gipfel entgegen, ganz allein. Einzige Gesellschaft: ein paar neugierige Bergdohlen.

Beschreibung

Das Höhlensteintal gilt als klassisches Nordtor zu den Dolomiten – für den Tourismus unserer Tage. Die Strategen der k. u. k. Monarchie sahen das vor hundert Jahren genau umgekehrt: Durch den tief eingeschnittenen Graben verlief der kürzeste Weg von Italien ins Pustertal. Zwei Festungen sollten deshalb einen möglichen Angriff von Süden vereiteln: Plätzwiese und Landro. Letztere liegt unmittelbar an der viel befahrenen »Strada d’Alemagna«; Landro wurde 1884–94 erbaut und mit drei 12-cm-Minimalschartenkanonen, drei 15-cm-Hinterladermörsern, zwei Montigny-Mitrailleusen sowie vier Hand-Mitrailleusen bestückt. Die gesamte Anlage besteht aus zwei Teilen, die durch einen unterirdischen Gang miteinander verbunden sind. Im höher gelegenen Bau, der eine bessere Sicht bietet, war die Kanonenbatterie untergebracht. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Werk Landro allerdings nie direkt in Kampfhandlungen verwickelt; es diente vor allem als wichtige Nachschubbasis für die Stellungen am Monte Piano. 40 Jahre später kam der »Krieg« dann kurz zurück: King Vidor drehte 1956 für Hollywood in Landro einige Szenen seines Monumentalfilms »Krieg und Frieden« nach Tolstoi, mit Stars wie Audry Hepburn, Henry Fonda, Mel Ferrer, Anita Eckberg und Vittorio Gassmann.

Bergstellungen

Die alte Festung kann man heute noch besichtigen; interessanter ist allerdings eine Wanderung hinauf zu den ehemaligen Stellungen am Rautkopf, dessen Vorgipfel (2605 m) sich relativ leicht besteigen lässt. Sein lang gestreckter Südgrat war teilweise befestigt; vom Beobachtungsposten bei Punkt 2519 genießt man einen phänomenalen Blick auf die Drei Zinnen. In der Südflanke des Westlichen Rautkofels (2737 m) sind die Reste eines kühn trassierten Steiges zu erkennen; er bildete die einzige Verbindung zwischen den Stellungen von Landro und dem Drei-Zinnen-Plateau (nicht mehr begehbar!). Im Sommer 1916 wurde eine Seilbahn zwischen dem Fort Landro und den Hangstellungen um Punkt 2175 in Betrieb genommen. Sie war 1100 Meter lang und konnte pro Nacht bis zu drei Tonnen Material befördern. Die Fundamente der Bergstation sind noch erhalten.

Die Mulattiera

Von der Strada d’Alemagna folgt man dem Fahrweg, der links an der Feste Landro vorbeiführt, etwa 200 Meter weit. Hier spitzwinklig rechts zu den höher gelegenen Festungsanlagen. Im Rücken der Betonbauten leitet eine deutliche Spur rechts in den Wald, wo sie kurz steil ansteigt und sich dann zu einem bequemen Serpentinenweg wandelt. In etwa 70 Kehren zieht der ehemalige Nachschubweg an der Westflanke des Rautkopfs bergwärts, zunächst im Wald, dann zwischen Latschen und schließlich über Geröll. Ist die ehemalige Artilleriestellung (2175 m) erreicht, darf man bei einer verdienten Rast den Blick zu den Cadini, zum Monte Piano und zum Cristallo-Massiv genießen.

Gipfelsteig

Der alte Kriegsweg führte über Bänder, leichte Felsen und Geröllhänge weiter bis zu den Stellungen am Südgrat des Rautkopfs; heute ist die kunstvolle Anlage weitgehend verfallen, die mit vielen Steinmännern markierte Route aber noch begehbar. Hinter den Stellungen leiten Spuren an dem felsigen Rücken aufwärts gegen die Westwand des Rautkopfs, dann auf ein Band, das nach rechts ansteigt und in einen Geröllhang mündet. Über ihn steigt man mühsam etwa 20 Höhenmeter auf, biegt dann links auf ein felsiges Eck ab (Steinmann, nicht übersehen!). Im Zickzack auf teilweise noch erhaltener Trasse weiter bergan, dann rechts über die bereits erwähnte Geröllflanke auf ein markantes, teilweise überdachtes Band. Man verfolgt es bis zum Ende und steigt dann über einen Hang auf zum lang gestreckten Südrücken des Rautkopfs mit seinen alten Befestigungen (5 Min. zu dem bereits erwähnten Beobachtungsposten). Gut einzusehen ist der Weiterweg: über leichte Felsen zu einer steilen Sandrinne, die westlich unter dem abgeflachten Gipfel ansetzt, und rechts haltend zum Südgipfel des Rautkopfs (2605 m). Vor einem Übergang zum nur zwei Meter höheren Nordgipfel muss gewarnt werden: kurze, aber exponierte Kletterei in extrem brüchigem Gestein! – Abstieg nur auf dem Anstiegsweg!

Touren-Charakter

Recht anspruchsvolle Gipfeltour, die neben Trittsicherheit und etwas Gespür für den richtigen Weg auch eine ordentliche Kondition voraussetzt. Bis zur Artilleriestellung (2175 m) sehr guter Serpentinenweg, dann viel Geröll, nur teilweise noch eine deutliche Spur, aber viele Steinmänner

Ausgangspunkt

Werk Landro im Höhlensteintal. Parkmöglichkeit an der Straße

Endpunkt

Werk Landro im Höhlensteintal. Parkmöglichkeit an der Straße

Route

Gesamt 5.30 Std.; Aufstieg zur Artilleriestellung 2 Std., Weiterweg zum Gipfel 1.15 Std., Abstieg 2.15 Std.

Höchster Punkt

Rautkopf (2705 m)

Information

Markierung Keine Farbmarkierungen, ab Artilleriestellung viele Steinmännchen

Lust auf mehr?
Vergessene Pfade Dolomiten
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Es gibt auch stille Winkel in den Dolomiten, Einsamkeit und vergessene oder nur selten begangene Pfade. Mit diesem Führer finden Sie diese Routen.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.