Wanderung Dolomiten: Am Kamm des Monte Palalada
Verlassene Almen im Osten der Pala. Im Gegensatz zum Trentiner Teil des Massivs steht die Belluneser Pala nicht unter Naturschutz, doch das ist höchstens von marginaler Bedeutung. Denn hier plant niemand ein Fünf-Sterne-Resort, und die felsigen Steilflanken sind sogar für Kamikaze-Abfahrer zu steil.
Rund um das Valle di San Lucano schützt die Natur sich selbst. Hier zeigt der Fortschritt aber auch seine Kehrseite: Menschen wandern ab, Almen verganden. Wer die Gegend zu Fuß erkundet, kann das gut verstehen, war das Leben zwischen Tal und Hochalmen doch extrem hart und die Erträge reichten gerade mal fürs Überleben. Wie viel bequemer ist da ein Acht-Stunden-Arbeitstag vor dem PC im klimatisierten Büro…
Traumlandschaft
Wir bevorzugen Sonnenlicht und frische Luft, wollen hinauf zu den Höhen über dem Valle di San Lucano. Die Wege sind uralt, erzählen wie die windschiefen Heuhütten vom Leben anno dazumal, als die Schuhe noch genagelt waren und man eine Kraxe am Rücken trug. Und die Kulisse? Schlicht grandios. Da sind die südseitigen Abbrüche der Pale di San Martino auf der einen Seite des Tals und dann der Agnèr (2872 m), ein Gigant aus Stein. An ihm ist alles Masse und Gewalt, ganz im Gegensatz zum Valle d’Angheraz, das ihn westseitig flankiert und mit seinen Lärchenwäldern und dem weiten Talschluss, den ein Dutzend grauer Gipfelköpfe im Halbrund umstehen, dem Idealbild einer Alpenidylle sehr nahe kommt. Ausgiebig Gelegenheit, das prächtige Panorama zu bestaunen, bietet der Aufstieg zu dem lang gestreckten, grasigen Kamm, der das Massiv der Cima Pape mit dem Pala-Plateau verbindet. Auch dem Laien fällt die markante Gesteinsgrenze auf: hier dunkler Fels, bis in Gipfelhöhen begrünt, dort bleicher Schlerndolomit. Nicht zu übersehen sind auch die vielen bunten Tupfer am Weg: Blumen. Besonders auffallend im Halbschatten des lichten Waldes die verschiedenen Lilien (Feuerlilie, Türkenbund, Trichterlilie), auf den mageren Almwiesen dann massenhaft Kohlröschen und Edelweiß.
Altes Almrevier
Der Zugang zum Valle di Malgonera wird durch ein Sträßchen vorgezeichnet, das oberhalb von Col di Prà (843 m) in ein paar weiten Schleifen an Höhe gewinnt und sich dann taleinwärts wendet. Bei Pont (1149 m) verlässt man die breite Fahrspur, überquert den Bach auf stabiler »ponte« (Brücke) und folgt dem alten Almweg bergan. Rechts stiebt die sehenswerte Cascata dell’Inferno über eine Felsstufe herab (lohnender Abstecher), im Rückblick zeigt sich der Agnèr von seiner schönsten Seite. Eine halbe Gehstunde höher gabelt sich der Weg: rechts geht’s zur Forcella Gardes, geradeaus hinauf ins Almrevier von Malgonera (1581 m). Die ehemalige Almhütte, vom CAI restauriert und als Biwak zugänglich, erfreut sich einer schönen Terrassenlage vor der imposanten Felskulisse des Val d’Angheraz. Ausgiebig Gelegenheit, diese Aussicht zu genießen, bietet dann der weitere Anstieg zur Casera dei Doff (1876 m) und zur Forcella di Caòz (1944 m).
Aussichtswandern
An der Senke startet die Höhenwanderung: viel Aussicht, leichtes Bergab, kaum Steigungen. Eine deutliche Spur folgt dem Kamm des Monte Palalada, meist auf der (sonnigen) Südostseite des grasigen Rückens. Die grünen Wiesenbuckel der Cima di Caòz (2050 m) und des Monte Palalada (1973 m) werden umgangen; eine enge, abschüssige Scharte vor den Valghere-Kuppen verlangt konzentriertes Gehen. Immer wieder schaut man zum Agnèr, zu diesem Riesenobelisken mit der unglaublich steilen Nordkante, bis er schließlich hinter der Cima dei Balconi verschwindet. An der Forcella Cesurette (1801 m) kommt dafür die Nordkette der Pala ins Blickfeld, angeführt von der Cima del Focobon (3054 m) – noch so ein zauberhaftes Bild. Der Abstieg ist gemütliches Auslaufen auf der alten Serpentinenstraße, bietet zunächst Aussicht auf den Papestock und die Pala di San Lucano. Was für ein Kontrast! Hier dunkles Eruptivgestein, dort heller Kalk; grüne Hänge rund um die Cima Pape, gewaltige Wände und tiefe Gräben über dem Valle di San Lucano. Das letzte (schönste?) Bild liefert der Agnèr, immer weiter in den Himmel wachsend. Er ist hier der Größte, ganz klar. Bei Col di Prà endet diese interessante Runde.
Region
Touren-Charakter
Recht ausgedehnte Alm- und Kammwanderung. Geologisch interessant durch den Kontrast zwischen dem Schlerndolomit der Pala und dem dunklen Vulkangestein des Pape-Massivs; üppige Flora und in den Wäldern viele Schwammerl. Nicht bei Nässe gehen, weil der Kammweg teilweise durch abschüssige Grashänge verläuft, unter denen senkrechte Abbrüche lauern. Bequemer Abstieg auf altem Militärweg
Ausgangspunkt
Col di Prà (843 m), Weiler im Val di San Lucano
Endpunkt
Col di Prà (843 m), Weiler im Val di San LucanoRoute
Gesamt 7.15 Std.; Aufstieg 3.15 Std., Höhenweg 1.45 Std., Abstieg 2.15 Std.
Höchster Punkt
Forcella di Caòz (1944 m)Information
Markierung Ziemlich alte CAI-Markierungen, Wegweiser
Palalada-Nord
Die Überschreitung des Palalada-Kamms ist auch von Norden, aus dem Valle di Garès, möglich. Vom Ausgangspunkt Garès (Capanna Cima Comelle, 1333 m) führt ein guter Serpentinenweg hinauf in die Forcella Cesurette (1801 m), von der Forcella di Caòz gibt es einen markierten Abstieg ins Tal. Zurück auf einem Fahrweg. Gehzeit 6 Std., Trittsicherheit erforderlich.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.