Wandern Zugspitz Region: Zum Steckenbergkreuz
Ein stiller Gipfel und eine Klamm. Die meisten Wanderer pilgern von Unterammergau auf den auch lohnenswerten, aber sehr bekannten Pürschling. Wir steuern hingegen den ruhigen, kleinen Buckel des Steckenbergkreuzes an. Beim Rückweg gehen wir durch die interessante Schleifmühlenklamm.
Wir starten am Wanderparkplatz und gehen zunächst geradeaus auf der leicht ansteigenden Forststraße in Richtung Pürschling. Die Abzweigung nach rechts in die Schleifmühlenklamm lassen wir vorerst unberücksichtigt; die Klamm werden wir erst am Ende der Tour von oben kommend durchwandern. Das Steckenbergkreuz ist hier schon ausgeschildert, zunächst geht es auf der Pürschlingstraße geradeaus. Nach wenigen Minuten trennen wir uns von den vielen Pürschling-Anwärtern und biegen links auf einen sehr schmalen Bergpfad ab, der zum Steckenbergkreuz ausgezeichnet ist. Aber Vorsicht, diese Abzweigung kann man leicht übersehen! Sollten wir die vielen kleinen Almhütterl am Weg sehen, sind wir schon zu weit gegangen.
Nun geht es steil aufwärts, im Zickzack stets an der Hangkante entlang. Der Weg ist von freiliegenden Baumwurzeln überzogen, und bei Nässe muss man hier etwas aufpassen. Ab und zu finden wir an den Bäumen ein weißes Schild mit einem kleinen grünen Pfeil, dem wir folgen. Nach einem ersten steileren Stück treffen wir oberhalb der Skipisten – die im Sommer allerdings als solche schwerer zu identifizieren sind – auf eine breitere Forststraße. Dieser folgen wir nach rechts; kurz darauf weist uns jedoch der grüne Pfeil wieder nach links auf einen Wanderweg in den Wald. Wieder steigen wir auf einem wurzeldurchsetzten Pfad an der Hangkante aufwärts, bis sich der Wald langsam lichtet. Das letzte Stück geht es nun nochmals steil entlang eines Zauns hinauf zum Gipfelkreuz auf dem Steckenberg (1228m). Das Kreuz steht auf einem winzigen Wiesenbuckel hoch über dem Ammertal. Unter uns liegt Unterammergau, direkt nördlich davon erhebt sich das Hörnle. Eine Lücke gibt leicht westlich davon den Blick auf den Hohen Peißenberg frei, und bei guter Sicht sind die kleine Wallfahrtskirche und die Wetterstation auf seinem Gipfel mit bloßem Auge zu erkennen. Noch weiter in der Ferne macht man die Satellitenschüsseln der Erdfunkstelle von Raisting und dahinter sogar das Südufer des Ammersees aus. Richtung Süden sind wir leider zu niedrig, um eine freie Sicht auf die Ammergauer Berge zu haben, aber das August-Schuster-Haus mit dem Pürschling und den vielen anderen Gipfeln drum herum sind ganz nah.
Bevor wir uns aber von der sommerlichen Nachmittagssonne durchbräunen lassen, wollen wir uns Abkühlung in einer Klamm verschaffen. So geht es anfangs das erste steile Stück auf dem Weg zurück, den wir gekommen sind. Wir können die Tour nun zu einem Rundweg gestalten – dafür brauchen wir nur etwas Orientierungssinn und ein wenig Gespür für ein kurzes Wegestück, auf dem der Pfad schlecht auszumachen ist. Wenn wir nach dem ersten Steilstück vom Gipfel wieder in den Wald hinunterkommen, sehen wir links von uns zwischen den Bäumen eine grüne Almwiese, auf der wir weiter in Wanderrichtung gehen. Anfangs ist der Boden noch sehr feucht, aber nach wenigen Minuten stoßen wir auf einen breiteren, hier beginnenden Forstweg. Wenn wir diesem Weg folgen, erreichen wir über ein kleines Brücklein wieder die breitere Pürschlingstraße. Dieser folgen wir nach rechts und bald steil bergab. Von links stößt noch einmal ein breiterer Forstweg zu uns, wir bleiben aber rechts und wandern weiter hinunter. Bald passieren wir viele kleine Berghütten, dann weist uns ein Schild nach links in die Schleifmühlenklamm. Diese Stelle liegt nur unweit der Abzweigung, die wir schon vom Aufstieg her kennen. Wenn sich also jemand zu unsicher fühlt, um die Rundtour zu wagen, der nimmt lieber den gleichen Weg zurück, hält sich dann auf der Pürschlingstraße für wenige Meter nach links und trifft so auch auf das obere Ende der Schleifmühlenklamm.
Nun geht es gleich steil hinunter und vorbei am ersten großen Wasserfall. Der Weg ist schmal und führt z.T. über Stege und eiserne Brücken. Das Wasser rauscht, blubbert und brodelt gleich über mehrere Wasserfälle und Kaskaden abwärts. Erst im unteren Teil der Klamm nähern wir uns dem Wasser und können hier an mehreren Stellen einen Platz für eine erfrischende Pause suchen. Nichts wie raus aus den Schuhen und mit den Füßen ins Wasser – das haben wir uns nun verdient!
Hier kann man noch Spuren des Wetzsteinabbaus erkennen. Wer sich etwas mit dem bäuerlichen Leben auskennt, dem sind Wetzsteine, wie sie zum Schleifen für Sensen benutzt werden, nicht unbekannt. Kaum einer weiß jedoch, dass einige dieser Wetzsteine »Ammergauer« genannt werden und diese noch dazu extrem langlebig und von bester Qualität sind. Mitunter können sie uralt, vom vielen Benutzen abgeschliffen und krumm geworden und nicht mehr in der ursprünglichen Schiffchenform erhalten sein.
Sie stammen allesamt aus Unterammergau. Hier in der Schleifmühlenklamm wurde etwa 300 Jahre lang ein Kalkstein abgebaut, der hervorragende Eigenschaften als Schleif- und Wetzstein hatte und in Süddeutschland und den Ländern der Donaumonarchie einen ausgezeichneten Ruf besaß. Immerhin waren es noch im ausgehenden 19.Jahrhundert vierzig Familien, die vor allem im Winter den Stein brachen, bearbeiteten und dann an Großhändler verkauften. Über die Donau gelangte er bis an das Schwarze Meer. Nach und nach gaben die Wetzsteinmacher ihr Handwerk auf, als die viel billigeren künstlich hergestellten Wetzsteine auf den Markt kamen und vor allem Mähmaschinen die anstrengende Handarbeit mit der Sense überflüssig machten.
Je nach Tageszeit mag es zum Lesen der vielen Tafeln mit Informationen rund um die erdgeschichtliche Entstehung und den Abbau des Gesteins für die Wetzsteinherstellung schon ein wenig zu dunkel werden. Aber es sind von hier nur noch fünf Minuten auf einem sicheren und breiten Weg bis zurück zum Parkplatz, an dem wir gestartet sind.
Region
Touren-Charakter
Einfache Wanderung, Aufstieg jedoch auf steilen und schmalen Bergpfaden. Abwärts geht es über eine breitere Forststraße und durch die Schleifmühlenklamm mit ebenfalls schmalen Wegen und Stegen. Bei Dämmerung aufpassen!
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz Steckenberg bei Unterammergau
Endpunkt
Wanderparkplatz Steckenberg bei UnterammergauUnterammergauer Wetzsteine
In der Schleifmühlenklamm kann man die Spuren der Steinbrecher noch deutlich sehen. Im Wetzsteinmuseum neben dem Gasthof Schleifmühle lernt man, wie aus einem groben Steinblock ein Wetzstein wird. Das Wetzsteinmuseum kann zu den Öffnungszeiten des Gasthofes (täglich von 10.00–22.00 Uhr, Tel. 08822/1323) kostenlos besichtigt werden.
Fahrtwind im Gesicht
Fast direkt am Startplatz zur heutigen Wanderung liegt die Steckenbergalm mit ihrer Sommerrodelbahn. Am Wochenende und in den bayerischen Schulferien können wir hier noch bis 18.00 Uhr rodeln!
Einkehrtipp
Zum Glück hat der Dorfwirt in Unterammergau bis 22Uhr geöffnet. Das dürfte für ein Feierabend-Weißbier nebst Brotzeit im Biergarten nach der Wanderung zeitlich zu schaffen sein.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.