JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Zugspitz Region: Zum Frauenalplkopf

Anspruch:
mittel
Dauer:
08:00 Std.
Länge:
28 km
Aufstieg:
1800 m
Abstieg:
1800 m

Einsame Oase inmitten des Trubels. Bekannt ist der Gipfel nicht. Spektakulär auch nicht. Aber er ist ein wunderbar gemütlicher Ort mit viel Aussicht und viel Platz auf einer schönen Wiese. Das Erstaunliche dabei: Obwohl man einfach hinkommt, gibt es keinen Weg hinauf.

Wandern mit Aussicht: im Hintergrund das Zugspitzplattwandern, mittel
Wandern mit Aussicht: im Hintergrund das Zugspitzplatt© Thomas Bucher, Georg Hohenester
Beschreibung

Für die erste knappe halbe Stunde ist der Weg ganz einfach zu finden: Man folgt einfach den Pferdeäpfeln auf der geteerten Straße. Viele Touristen – meist nichteuropäischer Herkunft – ziehen es nämlich vor, die nahezu ebenerdige, zwei Kilometer lange Strecke bis zur Partnachklamm in der Pferdekutsche zurückzulegen. Nicht wenige solcher Gefährte fahren deshalb zwischen Skistadion und Klammeingang hin und her.

Intro furioso 

Im Vergleich zur Gesamtmenge der Klammbesucher sind die Kutschengäste allerdings deutlich in der Minderheit. Wahre Massen sind dort an normalen Tagen unterwegs. Kein Wunder, gehört doch die Parnachklamm zu den beeindruckendsten Naturschauspielen in ganz Deutschland. Als Wanderer kann man die wie mit einem riesigen Spaltkeil in den Wetterstein geschlagene enge Schlucht dennoch in aller Ruhe bestaunen, sofern man einigermaßen früh dran ist. Nach rund einer Stunde ab dem Skistadion ist der obere Ausgang der Klamm erreicht, und es geht auf einer breiten Brücke über den von links herabfließenden Ferchenbach. Rechts führt nun ein Kiesweg entlang der Partnach in Richtung Reintal und Zugspitze, links ebenfalls ein Forstweg Richtung Schloss Elmau. Und mehr oder weniger geradeaus am Waldrand beginnt recht unscheinbar, aber ausgeschildert der Kälbersteig (auch ausgeschildert: »Schachen«).

Verwunschene Atmosphäre 

Recht steil geht es von Beginn des Kälbersteigs an im Bergwald bergauf. Unangenehm zu gehen ist es aber nicht: Der Weg ist gut angelegt und bietet auch im Hochsommer genügend Schatten. Außerdem trifft man immer wieder auf schöne Stellen, die keine Langeweile aufkommen lassen – mal bietet sich eine schöne Aussicht, mal ist eine felsige Stufe raffiniert zu überwinden, mal ist der Wald selbst interessant und versprüht eine irgendwie verwunschene Atmosphäre. Die Stunde bis zum Überqueren eines Forstwegs geht jedenfalls recht schnell vorbei. In den nächsten 20 Minuten kürzt man diesen Forstweg noch zweimal ab, bis man ihn endgültig bergwärts hinter sich lässt. Dank guter Ausschilderung verliert man bei diesen Überholmanövern nicht die Orientierung. Eine weitere knappe Dreiviertelstunde auf dem Kälberweg geht es durch den manchmal bereits etwas lichter werdenden Bergwald aufwärts, bis man auf den Königsweg und damit auf eine breite, bequeme Forststraße trifft. Die führt dann in einer Gehstunde zuletzt durch wunderschönes und abwechslungsreiches Almgelände zum ehrwürdigen Schachenhaus (1866 m).

Vier echte Highlights 

Das Ensemble dort ist nicht viel weniger als eine Sensation: An erster Stelle freilich das Königshaus am Schachen, das Ludwig II. 1869–72 an dieser spektakulären Stelle sozusagen als alpines Ferienschlösschen erreichten ließ. Eine Besichtigung ist unbedingt zu empfehlen – im Obergeschoss mit seinem Türkischen Zimmer bleibt den allermeisten Besuchern erst einmal der Mund offen stehen. Weniger orchideeenhaft, dafür aber umso praktischer ist das danebenliegende Schachenhaus: Es ist eine ganz normale Berghütte und bietet neben gemütlichen Sitzgelegenheiten in einem schönen Biergarten lecker Speis und Trank. Zudem gibt’s noch zwei weitere Highlights: Zum einen betreibt der Botanische Garten München am Schachen eine Außenstelle mit über 1000 Pflanzenarten – wer sich also für die alpine Flora interessiert, dem sei ein Rundgang unbedingt empfohlen. Und schließlich gibt es in der Nähe des Königshauses einen (ausgeschilderten) Aussichtspunkt, vom dem man einen wirklich überwältigenden Blick hinab ins Reintal und hinüber zum Zugspitzplatt genießen kann.

Übers Frauenalpl 

Richtung Meilerhütte wandern wir alsdann weiter. Die große Steilstufe oberhalb des Schachen wird in einigen großen Serpentinen überwunden, anschließend geht es über zunehmend flache Wiesen – das Frauenalpl – dahin. Wo der Weg wieder aufwärts an einem Hang entlangführt und wo man die Materialseilbahn zur Meilerhütte unterquert, verlässt man den Wanderweg links hinauf über einen grasbewachsenen Rücken. Der leitet in gut 20 Minuten zum höchsten Punkt (2351 m) hinauf. Und der besteht aus einem Gipfelkreuz und viel Wiese für viel Picknick und viel Aussicht.Refugium der Kletterer 

Den Weg zurück ins Tal kann man freilich entlang des Aufstiegs bestreiten. Viel spannender ist allerdings der Abstieg über die Oberreintalhütte und durchs Reintal. Dazu geht man am Schachen links mit der Ausschilderung »Oberreintalhütte«. Selbige ist ein wirkliches Unikat, denn dort trifft sich seit vielen Jahrzehnten die Kletterszene, um die erschreckend steilen Felswände außen herum zu ersteigen. Die Atmosphäre dieses Orts dürfen auch Nichtkletterer bei einem Bier auf sich wirken lassen. Der Rest des Abstiegs ist zwar lang, aber gut beschildert. Auf den Aufstieg trifft man am oberen Ende der Partnachklamm – dort, wo der Kälbersteig ansetzt.

Touren-Charakter

Sehr lange Tour; überwiegend Wanderwege ohne allzu große Schwierigkeiten, im Gipfelanstieg weglos über mittelsteiles Grasgelände

Ausgangspunkt

Parkplatz am Olympia- Skistadion im Garmisch

Endpunkt

Parkplatz am Olympia-Skistadion im Garmisch

Route

8Std., am besten auf zwei Tage aufgeteilt

Zweitagestour

Tatsächlich ist die beschriebene Runde ganz schön lang. Wer keinen Stress aufkommen lassen will, plant eine Übernachtung ein, z.B. im Schachenhaus, um viel Zeit für die Sehenswürdigkeiten vor Ort zu haben. Oder an der Meilerhütte eine halbe Stunde oberhalb des Frauenalplkopfs – dann bietet sich noch eine Besteigung der Partenkirchner Dreitorspitze (2633m; Klettersteig Schwierigkeit A/B) an.

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