JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Zugspitz Region: Zu den Soiernseen

Anspruch:
mittel
Dauer:
07:00 Std.
Aufstieg:
800 m
Abstieg:
800 m

Ins Bergparadies von LudwigII.. Um den Soiernkessel im Vorkarwendel lässt sich ein kleines alpines Schmuckstück mit einem halben Dutzend Gipfeln, zwei Bergseen und einer urigen Berghütte entdecken, die auf den bayerischen Märchenkönig zurückgeht. Bergidylle und Felswildnis ergänzen sich hier idealtypisch.

Beschreibung

Im kleinen bayerischen Karwendelteil

gehört die überschaubare Soierngruppe zu den besonders sehenswerten Zielen. Den Soiernkessel mit seinen beiden himmelblauen Seen rahmt auf der einen Seite schöner Bergwald ein, auf der anderen Seite steile Geröllhalden, deren schroffe Gipfel das Bergidyll im Halbkreis umgrenzen. Alles zusammen schafft eine sehr attraktive Kulisse, die auch dem bayerischen König LudwigII. aufgefallen ist –, er hatte ja ein Faible für bildschöne Berglandschaften. Wen wundert es also, dass sich der »Kini« dieses Kleinod zum Jagdrevier erkor – auch wenn er selbst nicht jagte –, und sich ein Jagdhaus errichten ließ. Den Auftrag dazu bekam der Zimmermeister Schwarzenberger aus Lenggries im Jahr 1866. Zwei Jahre später konnte Ludwig das Soiernhaus zum ersten Mal besuchen. Vorher waren natürlich noch Wege angelegt worden, damit der König samt Gefolge die weite Distanz von Krün herauf angemessen zurücklegen konnte.

Wo LudwigII. einst ritt, wandert man heute

vom Parkplatz weg über die Isarbrücke und im weiten Bogen auf der meist mäßig steilen Forststraße zur adretten, im Sommer bewirtschafteten Fischbachalm hinauf. Dort hat man zwei Optionen. Zum einen kann man weiter dem Reitweg des Königs folgen und muss dabei einen Höhenverlust von guten 100 Metern hinab zum Hundstall (der so heißt, weil hier anno dazumal des Königs Jagdhunde untergebracht waren) in Kauf nehmen. Zum anderen kann man auf den landschaftlich ansprechenderen Lakaiensteig einschwenken, der ohne Höhenverlust, aber anspruchsvoller durch die Ostflanke des Schöttelkopfes zum Soiernhaus hinüberführt. Diesen Steig mussten früher die Diener des Königs nutzen und vorauseilen, um auf dem Soiernhaus alles für Seine Majestät zurechtzumachen. Wer auf dem Reitweg bleibt, passiert die moderne Pflanzenkläranlage des Soiernhauses und folgt an der Materialseilbahn dem bezeichneten Steig, der in Kehren den steilen Hang hinauf zum Sattel und weiter zur Hütte führt. Wer den Lakaiensteig einschlägt, quert auf dem schmalen, an ausgesetzten Stellen versicherten Steig steile Hänge und einige Schuttreißen. Für gewandte Bergwanderer kein Problem, aber froh ist man heute schon, nur das eigene Gepäck tragen zu müssen und nicht auch noch die exquisiten Speisen für den König.

Gut versteckt liegt das (obere) Soiernhaus

in dichtem Wald, etwas erhöht auf einem Felssporn über dem Soiernkessel. Dort angekommen, wird man erst einmal auf der kleinen Terrasse Platz nehmen, schauen, was die Speisekarte zu bieten hat, und dabei die eindrucksvolle Nordflanke der Soiernspitze mit ihren charakteristischen Querbändern auf sich wirken lassen. Dann lockt der Kessel mit den beiden türkisblau schimmernden Seen. Vorbei am unteren Soiernhaus – einst war das die Schlafstatt der Bediensteten, heute ist es Selbstversorgerhütte der Sektion Hochland und Bergwachtstützpunkt –, wandert man gemütlich um die beiden »Himmelsaugen«, die keinen Zu- und keinen Abfluss haben. Hat man sich einen schönen Platz zum Entspannen gesucht, lässt sich die friedliche Atmosphäre ringsherum in aller Ruhe genießen, und man sinniert vielleicht über LudwigII. nach. Der kunstsinnige Monarch hatte sich wohl am See einen Pavillon und eine Seebühne errichten lassen, um hier oben Wagner-Opern hören zu können. Reste des Pavillons sind auf der ersten kleinen Anhöhe am See in Richtung Soiernspitze noch sichtbar, die Seebühne soll am gegenüberliegenden Seeufer gelegen haben. Und dann ist da auch noch die Rede von einem Drachenboot, mit dem sich der spleenige Ludwig angeblich über den See hat rudern lassen. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht: In den 1990er-Jahren wurde sogar nach dem Boot getaucht, aber ohne Erfolg. Einen weiteren Pavillon gab es übrigens auf dem Gipfel der Schöttelkarspitze, der hierfür um 14 Meter abgetragen bzw. abgesprengt werden musste (siehe Tour 15). Den Gipfel kann man vom Soiernhaus in etwa eineinhalb Stunden über den Nordostgrat besteigen, man wird aber vom Belvedere nur noch einige Eisenteile finden – der Holzpavillon ist längst abgebrannt.

Auf der Terrasse am Soiernhaus

zurück, kann man sich nach der weiteren Geschichte der Schutzhütte erkundigen. Nach dem bis heute ungeklärten Tod von LudwigII. am 13.Juni 1886 im Starnberger See und einem Dornröschenschlaf von mehreren Jahrzehnten übernahm die DAV-Sektion Hochland 1920 das Haus und baute es zu einer Schutzhütte um. Seitdem steht sie Wanderern und Bergsteigern während der Sommersaison offen, verfügt aber nur über 60 Matratzenlager. Wer übernachten möchte, sollte sich frühzeitig einen Platz beim Hüttenwirtspaar Susanne und Klaus reservieren (siehe Tipp). Als Tagesgast wird man sich dagegen etwas wehmütig verabschieden und auf den Rückweg machen. Doch man kann ja auch wiederkommen!

Touren-Charakter

Lange Bergwanderung auf teils steilerer Forststraße und leichten bis mittelschweren Bergwegen; am Lakaiensteig Drahtseilsicherungen an ausgesetzten Stellen - hier sollte man trittsicher und schwindelfrei sein.

Ausgangspunkt

Krün, Wanderparkplatz vor der Isarbrücke, 875m

Information

Höhenmeter: ca. 800 Hm

Gipfelsammler aufgepasst!

Gewandte Bergwanderer können nach der Übernachtung auf dem Soiernhaus auf der Soiernumrahmung bis zu sechs Zweitausendergipfel abknipsen, mit bestem Blick auf den Soiernkessel und seine zwei Seen, auf das Alpenvorland und die Karwendelgipfel. Nach dem Aufstieg zur Schöttelkarspitze setzt sich der Weg über den felsigen Grat zum Feldernkreuz fort. Es folgen optional als nächste Gipfelmöglichkeiten Feldernkopf, Soiernschneid, Reißende Lahnspitze und – zur Krönung – der Abstecher auf die Soiernspitze (2257m), den höchsten Gipfel im Halbrund. Von dort bietet sich noch mal ein eindrucksvoller Blick über die Berggruppe.

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